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Eulen

Eulen

Titel: Eulen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hiassen
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sollte. Es handelte sich um ein leeres Grundstück am Ostrand der Stadt, an der Ecke East Oriole Avenue und Woodbury Street.
    Officer Delinko wurde von einem Mann in einem dunkelblauen Pick-up erwartet. Dieser Mann, der so kahl war wie ein Ball, stellte sich selbst als Curly vor. Ein Glatzkopf, der auf den Spitznamen »Lockenkopf« hörte, fand Officer Delinko, müsse einen ausgeprägten Sinn für Humor haben, aber darin täuschte er sich. Curly war grantig und verzog kein einziges Mal das Gesicht zu einem Lächeln.
    »Sie sollten mal sehen, was die angerichtet haben«, sagte er zu dem Polizeibeamten.
    »Wer?«
    »Kommen Sie mal mit«, sagte der Mann, der sich Curly nannte.
    Officer Delinko lief hinter ihm her. »Unser Einsatzleiter hat mir gesagt, hier hätte jemand auf dem Grundstück gewütet und Sie wollten Anzeige erstatten wegen Vandalismus.«
    »So ist es«, brummte Curly über die Schulter.
    Dem Polizisten war nicht ganz klar, was es auf diesem Grundstück zu beschädigen gab – im Grunde handelte es sich nur um ein großes Stück Land, auf dem Unkraut wucherte. Curly blieb stehen und zeigte auf einen kurzen Holzstab auf der Erde. Eine grellrosa Plastikbanderole war an einem Ende festgebunden. Das andere Ende war angespitzt und lehmverkrustet.
    »Sie haben sie rausgezogen«, sagte Curly.
    »Ist das ein Vermessungspfosten?«, fragte Officer Delinko.
    »So ist es. Sie haben sie rausgerissen, jeden einzelnen.«
    »Kinder vermutlich.«
    »Dann haben sie die Stöcke in die Gegend geschmissen«, erzählte Curly weiter, während er mit seinem fleischigen Arm herumwedelte, »und die Löcher wieder mit Erde gefüllt.«
    »Das ist allerdings etwas seltsam«, bemerkte der Polizist. »Wann ist das passiert?«
    »Heute Nacht oder ganz früh am Morgen«, antwortete Curly. »Sie denken jetzt vielleicht, das ist keine große Sache, aber es dauert ganz schön lange, bis so ein Gelände wieder markiert ist. Und vorher können wir nicht roden, nicht planieren, gar nichts. Die Raupen und Bulldozer sind schon gemietet, und jetzt stehen sie hier rum für nichts. Ich weiß, es sieht nicht gerade wie das größte Verbrechen des Jahrhunderts aus, aber trotzdem –«
    »Ich verstehe«, sagte Officer Delinko. »Wie hoch schätzen Sie den Sachschaden?«
    »Sachschaden?«
    »Ja. Für meinen Bericht.« Der Polizist hob den Vermessungsstab auf und untersuchte ihn. »Der ist ja nicht wirklich kaputt, oder?«
    »Na ja – das nicht.«
    »Sind von den anderen welche kaputtgemacht worden?«, fragte Officer Delinko. »Was kosten diese Dinger denn pro Stück? Einen Dollar? Zwei?«
    Der Mann namens Curly verlor langsam die Geduld. »Kaputtgemacht haben sie keinen«, sagte er unfreundlich.
    »Nicht einen einzigen?« Der Polizist runzelte die Stirn. Er überlegte, was er wohl in seinen Bericht schreiben könnte. Vandalismus ganz ohne Sachschaden gab es einfach nicht, und wenn auf dem ganzen Grundstück nichts beschädigt oder unbrauchbar gemacht worden war …
    »Aber das versuch ich doch die ganze Zeit Ihnen zu erklären«, sagte Curly gereizt. »Es geht nicht darum, dass jemand mit den Vermessungsstäben rumgemacht hat, es geht darum, dass unser ganzer Zeitplan im Eimer ist. Und das kostet echt Geld.«
    Officer Delinko nahm die Mütze ab und kratzte sich am Kopf. »Lassen Sie mich mal nachdenken«, sagte er.
    Auf dem Weg zurück zum Streifenwagen stolperte der Polizist und fiel hin. Curly packte ihn am Arm und half ihm auf die Füße. Beiden Männern war dies etwas peinlich.
    »Dämliche Eulen«, sagte Curly.
    Der Polizist wischte sich Erde und Kletten von der Uniform. »Haben Sie Eulen gesagt?«
    Curly zeigte auf ein Loch im Boden. Es hatte etwa den Durchmesser von Mama Paulas berühmten Buttermilchpfannkuchen. Am Eingang war ein Häufchen aus losem weißem Sand zu sehen.
    »Darüber sind Sie gestolpert«, informierte Curly Officer Delinko.
    »Da unten leben Eulen?« Der Polizist bückte sich und untersuchte das Loch. »Wie groß sind die denn?«
    »Etwa so groß wie eine Bierdose.«
    »Und das ist kein Witz?«
    »Also, ganz ehrlich, gesehen hab ich selbst auch noch keine.«
    Beim Streifenwagen nahm der Beamte ein Klemmbrett zur Hand und fing an, seinen Bericht zu schreiben. Es stellte sich heraus, dass Curly mit richtigem Namen Leroy Branitt hieß. Er sagte, er sei »Überwachungsingenieur« auf der Baustelle. Als er sah, dass der Polizist »Wachmann« hinschrieb, machte er eine finstere Miene.
    Officer Delinko erklärte Curly, wieso es nicht

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