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Evolution der Leere: Roman

Evolution der Leere: Roman

Titel: Evolution der Leere: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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war, eine instinktive Kenntnis darum verleihen müssen. Verdammt, sogar natürliche Instinkte hätten einsetzen müssen. Es war lange her, dass er derartig überrascht gewesen war. Gar nicht gut. »Ich verliere was?«, fragte er säuerlich. Seine Biononics scannten die nähere Umgebung, vergewisserten sich, dass keine weitere Überraschung wie beispielsweise ein bis an die Zähne bewaffneter Chikoya unten zum Frühstück auf ihn wartete.
    »Deinen Verstand.«
    Er grunzte und wälzte sich aus dem Bett, sich endlich von der Bettdecke befreiend. »Dann wären wir ja schon zwei.«
    »Du hast von zu Hause geträumt, als sie kam, um dich zu holen. Viel weiter kannst du dich nicht vor ihr zurückziehen. Deine Kindheit wird eine noch viel jämmerlichere Trutzburg sein. Kein Kind könnte sich ihr widersetzen.«
    Aaron zögerte, während er nach den Hosen griff, die Ozzies Replikator für ihn hergestellt hatte. »Wer ist ›ihr‹?«
    Sie kicherte schrill. »Wenn du das nicht weißt, weiß ich es auch nicht.«
    »Is' klar.« Er versuchte, den Traum zu ignorieren. Aber es war mehr als ein Traum, und das wussten sie beide. Abgesehen davon beunruhigte er ihn auf einer essenziellen Ebene über die Maßen. Irgendetwas tief in seinem Bewusstsein war falsch. Das war ein Krieg, den er nicht verstand, und ganz gewiss gab es in ihm keinen taktischen Rückzug.
    Außer ich gehe zu den Wurzeln zurück.
    Aber heute würden erst einmal Geduld und Diplomatie vonnöten sein. Nicht unbedingt seine größten Stärken, auch nicht, wenn er das volle Register seiner Fähigkeiten zog.
    Myraian hüpfte vom Bett, streckte hinter dem Rücken die Arme und verflocht ihre Finger. Im Takt eines unhörbaren Herzschlags schaukelte ihr Kopf hin und her. Aaron ließ dies ganze Feenprinzessin-Programm relativ unbeeindruckt; er nahm an, dass sie damit irgendetwas zu überspielen versuchte.
    »Sie sind also Physikerin?«, fragte er.
    »Ich bin einfach schön, und zwar für meinen Ozzie«, entgegnete sie mit ihrer albernen hellen Fistelstimme.
    »Auch gut.« Er streifte sich ein schwarzes T-Shirt über.
    »Du solltest jemanden haben. Jeder sollte das. Das hier ist kein Universum, in dem man allein bleiben sollte, Aaron. Außerdem brauchst du Hilfe, wenn du sie zurückhalten willst.«
    »Ich werd' drüber nachdenken.« Er steckte die Füße in seine Stiefel, erlaubte es den semiorganischen Schäften, über seine Knöchel zu fließen und sich dann stramm zu ziehen.
    »Sie sind hier.«
    »Häh?«
    »Das Raumschiff. Oscar hat vor zehn Minuten angerufen.«
    Ein Fernspruch, den sein U-Shadow eigentlich hätte registrieren und von dem er ihn hätte in Kenntnis setzen müssen. Allmählich begann er sich Sorgen zu machen wegen der Serie taktischer Fehler. Sie konnten nicht alle zufällig passieren. »Sehr gut. Hat er gesagt, wen er noch mitgebracht hat?«
    »Nein, aber ich mach mich jetzt auf den Weg, sie abzuholen. Ich bin bald wieder zurück.«
    Am liebsten wäre er mit ihr geflogen und hätte das ankommende Raumschiff persönlich begrüßt, aber er konnte Inigo nicht einfach zurücklassen. Und ihn mitzunehmen, würde nur das Risiko, dass man auf sie aufmerksam wurde, erhöhen. Ihm blieb nichts anderes übrig, er musste warten und sich auf Myraian verlassen. Wobei Letzteres schon ein Widerspruch in sich ist.
    Unten saßen Ozzie und Inigo bereits an dem großen Tisch in der Küche. Schmutzige Teller und Bestecke waren zur Seite geschoben. Ozzie trank Kaffee, Inigo hatte eine Kanne heiße Schokolade. Corrie-Lyn fläzte sich in dem speckigen alten Sofa auf der anderen Seite des Raums und wirkte unglaublich gelangweilt.
    »Mein Urgroßvater mütterlicherseits war angeblich ein Brandt«, sagte Inigo gerade. »Meine Mutter hat immer erzählt, ihre Großmutter hätte so eine Art Treuhandfonds gehabt, als die Familie auf Hanko gelebt hat. Ich hab' keine Ahnung, wie viel davon eine Legende über die alte Heimatwelt und darüber, wie viel besser das Leben damals gewesen ist, war. Falls es das Geld tatsächlich jemals gegeben hat, dann ging es im Starflyer-Krieg und beim Umzug nach Anagaska verschütt. Durch das temporale Wurmloch durfte nur mitgenommen werden, was man persönlich tragen konnte. Und als ich aufgewachsen bin, hatten wir alles andere als viel Kohle. Wenn wir Brandts waren, dann hat der harte Kern uns jedenfalls vor die Wahl gestellt, entweder unterzugehen oder selber zu schwimmen.«
    »Klingt nach einer Dynastie, okay«, sagte Ozzie.
    »Aber Sie haben Ihre

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