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Evolution der Leere: Roman

Evolution der Leere: Roman

Titel: Evolution der Leere: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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getreten wären.
    Doch die größte Entwicklung hatte ihr Geist durchlaufen. Sie hatte auf ein bioneurales Profiling verzichtet, ganz einfach, weil sie für ihre Überzeugungen keine genetische Festigung brauchte. Verehrung war für Denkprozesse ein unbeholfener Begriff, doch zweifellos war sie ihrer Sache voller Hingabe ergeben. Auf einer durch und durch emotionalen Ebene hatte sie sich den Accelerators völlig verschrieben. Die alten menschlichen Belange und biologischen Zwänge tangierten sie schlicht und einfach nicht mehr: Ihr Intellekt kreiste einzig und allein um die Fraktion und deren Ziele. In den letzten fünfzig Jahren waren die Projekte und Pläne der Fraktion das Einzige gewesen, das Befriedigung oder Leid in ihr ausgelöst hatte. Ihre Eingliederung war total, sie war der Inbegriff acceleratoreigener Werte. Das war der Grund dafür, warum sie ausgesucht worden war, das Schiff für die Fraktionsführerin, Ilanthe, auf dieser Mission zu fliegen. Das, und nur das, machte sie zufrieden.
    Das Schiff begann abzubremsen, als sie sich den Koordinaten näherten, mit denen Neskia den Smartcore gefüttert hatte. Die Geschwindigkeit sank, bis es inaktiv in transdimensionaler Suspension hing, während die Navigationsdisplays das dreiundzwanzig Lichtjahre entfernte Sol-System anzeigten. Die Distanz war ausreichend. Sie befanden sich außerhalb des weitgespannten Sensorennetzes, das die Geburtswelt der Menschheit umgab, und sie konnte doch in weniger als dreißig Minuten dort sein.
    Neskia befahl dem Smartcore, einen Passivscan durchzuführen. Abgesehen von interstellarem Staub und einem seltsamen kalten Kometen gab es innerhalb von drei Lichtjahren keinerlei erkennbare Masse. Dort waren mit Sicherheit keine Schiffe. Allerdings fing der Scan eine winzige eigentümliche Anomalie auf, die Neskia ein kleines selbstzufriedenes Lächeln abrang. Rings um das Schiff hielten sich Ultra-Antriebe in transdimensionaler Suspension, nicht zu orten außer für dieses eine, gezielte Signal. Man musste wissen, wonach man suchte, um es zu finden, und niemand würde hier draußen nach irgendwas suchen, ganz zu schweigen von Ultra-Antrieben. Das Schiff bestätigte, dass dort achttausend Maschinen Position hielten und auf Anweisungen warteten. Neskia stellte eine Kommunikationsverbindung zu ihnen her und führte eine rasche Funktionskontrolle durch. Der Schwarm war bereit.
    Sie machte es sich bequem und wartete auf Ilanthes nächsten Anruf.
    Die Sitzung des ExoProtectorate Council wurde geschlossen, und Kazimir unterbrach die Verbindung zu dem perzeptuellen Konferenzraum. Er war allein in seinem Büro oben im Pentagon II und wusste sich keinen Ausweg. Die Abschreckungsflotte musste losgeschickt werden - das war jetzt nicht mehr die Frage. Nur sie war in der Lage, mit der anrückenden Ocisen-Armada fertigzuwerden, ohne dass es auf beiden Seiten zu inakzeptablen Verlusten kam. Und wenn durchsickerte, dass die Ocisen von Prime-Schlachtschiffen unterstützt wurden ... Und das würde es. Dafür würde Ilanthe schon sorgen.
    Ich habe keine Wahl.
    Ein letztes Mal glättete er, während er zu dem großen Panoramafenster hinüberging, die aufsässige silberne Kragentresse an seiner Ausgehuniform und blickte hinunter auf die üppige Parklandschaft des Babuyan Atoll. Ein sanftes Leuchten schimmerte auf ihn herab, ausgehend von der Kristallkuppel, die sich am Himmel über ihm spannte. Dennoch konnte Kazimir durch die simulierte Dämmerung noch Icalanises Sichel erkennen. Ein Anblick, den er während seiner Amtszeit unzählige Male geschaut hatte. Er hatte ihn immer als selbstverständlich genommen. Jetzt fragte er sich, ob er ihn wohl jemals wiedersehen würde. Für einen wahren Mann des Militärs war das kein ungewöhnlicher Gedanke, tatsächlich befand er sich damit in namhafter Gesellschaft.
    Sein U-Shadow öffnete einen Link zu Paula. »Wir bringen die Abschreckungsflotte gegen die Ocisen in Stellung«, teilte er ihr mit.
    »Oh je. Ich schätze, die letzte Kapermission hat also nicht funktioniert?«
    »Nein. Das Prime-Schiff ist explodiert, als wir es aus dem Hyperraum geholt haben.«
    »Verdammt. Suizid sieht den Prime gar nicht ähnlich.«
    »Sie wissen das, ich weiß das. Und ANA:Regierung weiß es natürlich auch, aber wie immer braucht es Beweise, keine Indizien.«
    »Werden Sie mit der Flotte fliegen?«
    Kazimir konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen. Wenn du nur wüsstest. »Ja. Ich fliege mit.«
    »Viel Glück. Ich möchte, dass Sie

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