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Evolution der Leere: Roman

Evolution der Leere: Roman

Titel: Evolution der Leere: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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prüfenden Blick über die Schulter zu werfen, nur um ganz sicher zu sein, dass sie sich auch wirklich nicht irrte. Einen Moment lang hätte sie schwören können, dass die Statue grinste, auf genau jene lächerlich sorglose Art, wie Tiger Pansy es immer getan hatte, wenn sie glücklich gewesen war.
    Doch es war nur Gaukelspiel des Lichts.
    Von der Serpentinenstraße hoch in den Gebirgsausläufern aus blickte Salrana auf die Iguru-Ebene hinaus und konnte einfach nicht begreifen, was sie da sah. Doch andererseits waren dieser Tage viele Dinge verwirrend.
    Jemand hüstelte hinter ihr. Ängstlich drehte sie sich um. »Edeard!«, rief sie aus, denn es war er ... nur anders, älter. Dieses schüchterne, hoffnungsfrohe Lächeln indessen war unverkennbar. Doch wie sehr sie sich auch bemühte, sie konnte ihn nicht mit Fernsicht wahrnehmen, und dabei war er keine fünf Meter entfernt. Und auch eine dritte Hand besaß sie nicht mehr. »Was ist passiert?«, fragte sie verstört.
    Edeard schaute zu dem kleinen Jungen hinunter, dessen Hand er hielt. Der Junge erwiderte den Blick und sah bewundernd zu ihm auf. Einige Züge in ihren Gesichtern ähnelten sich.
    »Edeard«, flehte sie. Sie glaubte, jeden Moment in Tränen ausbrechen zu müssen.
    »Das hier ist so hart«, sagte er. »Ich weiß. Ich hab' es am eigenen Leib durchgemacht, aber wenn du mir jemals vertraut hast, dann glaub' mir bitte, dass alles gut ist. Nichts und niemand wird dir ein Leid antun.«
    Sie machte einen zögernden Schritt auf ihn zu. »Wo sind wir? Wo ist Makkathran? Gab es ein Erdbeben?« Sie drehte sich um und starrte abermals auf die entsetzliche Zerstörung, die die Iguru-Ebene heimgesucht hatte. Die Höfe und Obstplantagen und Weinberge waren verschwunden, fortgewischt, und durch eine schwelende Wüste aus grauem Gestein ersetzt, die sich bis zur Küste hin erstreckte. Doch absonderlicher noch als das waren die Schiffe. Zumindest war es das, wofür sie sie hielt, denn was sonst sollten sie sein. Zwölf Metallungetüme lagen an dem Rand der Verheerung. Auch wenn es unmöglich war sich vorzustellen, dass etwas von solcher Größe tatsächlich flog.
    »Wir sind zu Hause«, sagte Edeard. »Obwohl es nicht zu Hause ist, nicht wirklich, nicht mehr. Makkathran ist fort. Aber es ist niemand gestorben. Sie alle haben gelebt, Salrana, haben solch phantastische Leben gelebt. Und jetzt haben wir eine Chance, unser Leben zu leben. Zusammen.«
    »Wir?«, fragte sie, immer noch hoffnungslos verwirrt.
    »Na ja, eigentlich wir drei.« Er zauste dem Jungen durchs Haar. »Das hier ist Burlal, mein Enkel.«
    »Enkel? Edeard, bitte, ich kann dir nicht ganz folgen.«
    »Ich weiß. Vielleicht war es falsch, das zu tun, denn die Herrin weiß, wie unglaublich selbstsüchtig es ist. Aber manchmal muss man das Falsche tun -«
    »-um das Richtige zu tun.«
    »Ja. Du hast gerade deine Ausbildung im Hospital von Ufford abgeschlossen, nicht wahr?«
    »Eigentlich sollte ich erst morgen abreisen, aber dann bin ich hier aufgewacht.« Sie runzelte die Stirn. »Nein, ich bin hier irgendwie angekommen. Edeard, träume ich dies nur?«
    Er nahm ihre Hand, was in ihr ein lächerliches Gefühl von Dankbarkeit weckte. Aber dann wiederum hatte seine Berührung schon immer diese Wirkung auf sie gehabt, und sie hatte ihn während dieser langen Monate, die sie von Makkathran fortgewesen war, so schrecklich vermisst.
    »Wir sind nicht länger Träume, meine Liebste. Wir sind so wahr, wie es nur sein kann. Und dort draußen, in dieser Zeit, wähle ich dich vor allen anderen. Ich wähle dein jetziges Ich, denn du bist noch dein wirkliches Du. Mein Bruder hat mir den Trick beigebracht.«
    »Welcher Bruder?«
    Er lachte. »Es gibt so viel zu erklären, ich weiß überhaupt nicht, wo ich anfangen soll. Ich hab' dir nie erzählt, dass ich Träume hatte, oder? Jede Nacht meines Lebens hab' ich von einem Leben außerhalb der Leere geträumt. Nun, von genau dort sind diese Schiffe gekommen. Von draußen, wo das Universum bis in alle Unendlichkeit währt.«
    »Wie Rah und die Herrin?«
    »Ja. Genau wie sie. Und wir drei gehen auf eines dieser Schiffe. Es wird von hier fortfliegen, hier heraus. Wir werden dort draußen leben, Salrana, draußen inmitten der Sterne.«
    Sie grinste, weil er sich so närrisch benahm. Aber sie konnte sehen, wie glücklich er war. Und das war etwas, das ihr gefiel.
    Edeard legte ihr seinen Arm um die Schultern, was sich herrlich anfühlte. So viele Jahre hatte sie nun schon auf eine

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