Evolution der Leere: Roman
schwachgrauen Zerrbild ihrer vormaligen Erhabenheit abdunkelten, und dann war selbst dieser kraftlose Lichtschein erstickt. Und die ganze Zeit über hatte ihr Geist widergehallt von dem erbarmenswerten Unverständnis des Skylords.
Das war zu viel. Tränen rannen unter ihrer Sonnenschutzbrille hervor. »Ich hab' das getan, ich bin verantwortlich dafür, ich brachte dieses Monster hierher.«
»Nein«, versuchte Aaron sie zu beruhigen. »Sie sind von Ilanthe manipuliert worden, so wie wir alle. Sie tragen keine Schuld.«
»Doch, das tue ich«, flüsterte Araminta.
»Träumer«, sagte Darraklan ernst. »Das hier ist nicht Ihr Fehler. Ethan war es, der auf die süßen Versprechungen dieses Dings hereingefallen ist. Es hat ihn indoktriniert. Sie sind schuldlos. Sie haben einfach nur Ihre Bestimmung erfüllt.«
Draußen vor dem Beobachtungsdeck bildeten die verbliebenen Skylords langsam einen Kreis um die kalte Hülle ihres toten Verwandten. Araminta konnte ihre von Trauer erfüllten Gedanken fühlen, als sie den Raum vergeblich nach seiner Seele absuchten. Doch natürlich hatte Ilanthe seine Erscheinung restlos absorbiert, hatte nicht ein Fitzelchen seines Selbst übrig gelassen.
»Es tut mir so leid«, sagte sie zu den verzweifelten Skylords.
»Er ist fort«, erklang der Chor des Kummers. »Unser Verwandter ist fort. Er ist nicht ins Herz eingegangen. Das andere hat ihm ein Ende bereitet. Warum?«
»Das andere ist unerfüllt und böse«, sagte Araminta zu ihnen. »Das ist es, was wir bringen, wohin immer uns unser Weg führt.«
Die Skylords wichen zurück.
»Wir brauchen sie«, sagte Rincenso alarmiert. »Träumer, bitte. Die Flotte braucht Geleit, jetzt mehr denn je.«
»Es ist vorbei«, sagte sie gebrochen. »Ethan hatte recht: Ich glaube nicht. Im Übrigen spielt es jetzt keine Rolle mehr. Inigo wird das hier beenden, wie er es begann. Zumindest das ist, denke ich, richtig.«
Als Araminta Zwei nach Bestätigung suchend Aaron anschaute, schüttelte er wütend den Kopf.
»Was denn?«, protestierte Araminta Zwei. »Das ist doch der grandiose und großartige Plan, oder etwa nicht?«
»Die Flotte gehört nicht zu dem Plan«, erwiderte Aaron.
»Ich hab' sie sicher durch die Barriere gebracht. Das war's. Mehr habe ich nie zugesagt.«
»Bringen Sie die Skylords dazu, dass sie helfen«, befahl Aaron. »Kommen Sie, lassen Sie uns jetzt nicht hängen.«
»Helfen wobei?«, fragte Araminta Zwei. »Wir haben Querencia fast erreicht. Das ist alles, was zählt. Sie brauchen mich nicht mehr, und ich hab' die Flotte nie gebraucht.«
»Sie sprachen doch von Verantwortung«, erwiderte Aaron. »Diese Millionen von dämlichen Living-Dream-Anhängern da haben ihr Leben in Ihre Hände gelegt.«
»Ein bisschen im Weltraum rumzuwarten, wird ihnen nicht wehtun. Es wird nicht lang dauern. Schließlich ist das doch alles im Begriff, schon bald zu enden.«
»Und wenn es nicht zu unseren Gunsten endet?«
Von der anderen Seite der engen Kabine aus sah Araminta Zwei ihn mit einem merkwürdigen Blick an. »Sie haben Zweifel?«
»Ich hab' immer gewusst, was ich zu tun habe, auch wenn ich nicht weiß, warum. Lebt sich recht bequem auf die Weise.« Sein Gesicht verzerrte sich zu einer Grimasse der Qual. »Aber jetzt hab' ich mich an zu viel von ihr erinnert, und das zerfrisst mich bei lebendigem Leibe. Erinnerungen an Nacht und Trostlosigkeit brechen aus. Und auf diesem Boden wächst sie. Ich muss wieder nichtwissend sein. Muss frei sein, wieder rein. Das oder tot. Zum gegenwärtigen Augenblick wär' der Tod mir willkommen. Sie, Corrie-Lyn, Inigo, die anderen, Sie alle haben behauptet, ich müsse zu mir selbst finden, um mir treu sein zu können. Ich nie. Ich kann es nicht. Ich muss das sein, was mir im Gegenzug für mein neues Leben zugedacht worden ist. Das bin ich. Und keiner von euch akzeptiert das.«
»Aber -«
»Das läuft alles falsch!« Nun schrie Aaron fast.
Und es war genau das, was Araminta, seit Corrie-Lyn ihr von Aarons Beinahezusammenbruch im Mindspace erzählt hatte, die ganze Zeit kommen gesehen hatte. Er war derjenige, der sie alle zusammengebracht hatte, der sie wegen irgendeines von seinen mysteriösen Auftraggebern ausgeheckten Plans unerbittlich in die Leere getrieben hatte. Er wusste, was zu tun war. Auch wenn sein Glaube an diese Aufgabe vollkommen unauthentisch war, hatte er sie doch alle mit sich fortgerissen. Und da waren sie nun, das Ziel, wie auch immer dieses genau aussehen mochte, fast zum Greifen
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