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Evolution der Leere: Roman

Evolution der Leere: Roman

Titel: Evolution der Leere: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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die dem Gefüge der Leere innewohnenden Fähigkeiten den Inversionskern durchdrangen. Was die tierhaften Menschen von Querencia primitiv als Fernsicht bezeichneten, gestattete es ihrem Geist, das Gefüge unmittelbar zu untersuchen, die Wirkung ihrer eigenen Gedanken darauf auszuwerten, und die Veränderungen und Reaktionen zu beobachten, die durch sie hervorgerufen wurden.
    Die Symbiose war faszinierend. Vieles war ihr bereits aufgrund jahrhundertelanger Fernanalyse von Inigos albernen Träumen bekannt. Die Quantenarchitektur der Leere unterschied sich völlig von der des Universums da draußen. Nur war sie tragischerweise fehlerbehaftet, benötigte, um ihren stabilen Grundzustand zu erhalten, von außen zugeführte Energie. Wenn die Funktionen, die ihre außerordentlich vertrackten Quantenfelder bargen, aktiviert wurden, waren die Energieniveaus, die diese verschlangen, wesentlich höher, als sie gedacht hatte.
    »Die Untergangspropheten hatten recht«, sagte sie zu Neskia. »Das Pilgergetier hätte mit seinen Resetanfragen die Galaxis ausgelöscht.«
    »Werden Sie das verhindern?«, fragte Neskia.
    Mit gleichgültigem Interesse betrachtete Ilanthe die Sorge, die im Geist ihrer ansonsten so treu ergebenen Agentin umherwirbelte. Selbst eine Higher, so fortschrittlich und komplex wie Neskia, war also nicht davor gefeit, noch vorhandenen animalischen Emotionen nachzugeben. »Wenn ich erfolgreich bin, wird diese Frage irrelevant sein.«
    Ilanthe beobachtete den sich nähernden Schwarm Skylords. Mit ihren weit ausgebreiteten schillernden Vakuumschwingen wurden die berggroßen Geschöpfe vor den dünn gesäten Sternen rasch größer, während sie in Richtung Flotte beschleunigten. Die gewundenen Stränge der Nebelflecken wurden durch den verrückten Linseneffekt ihrer Flügel verzerrt, der sie flackern und lodern ließ wie himmlische Flammen.
    Ilanthe untersuchte die eigentliche Funktionsweise der Flügel, sah, wie sie in dem Leerengefüge wurzelten und die örtlich gebundene Gravitation und den lokalen Temporalfluss manipulierten. Ein Vortriebsprozess, um so vieles komplizierter als die ordinäre »telekinetische« Fähigkeit, den Standort von Masse zu beeinflussen. Und weniger energieverzehrend zudem, wie sie anerkennend feststellte.
    Doch als ihre Gedanken dieses Zusammenspiel mit dem Leerengefüge zu replizieren versuchten, stellte sich heraus, dass offenbar irgendetwas fehlte. Also wünschte sie sich stattdessen einfach in den Raum hinausgehoben zu werden, indem sie eine der Techniken anwandte, die Edeards Nachkommen im letzten Traum benutzt hatten. Augenblicklich flog der Inversionskern aus dem Schiff. Demnach funktionierte diese Methode, was erfreulich war, auch wenn sie betrüblicherweise der Anmut und Leistungsfähigkeit der Skylords entbehrte.
    Ilanthe fühlte, wie sich die Wahrnehmung der Skylords auf den Inversionskern konzentrierte, wie sie zu verstehen versuchten, was sie war. Ihre Gedanken bauten einen perfekten Schild um die Inversionskernhülle auf und blockierten jegliche Sondierung.
    »Grüße«, sagte sie ruhig zu dem ihr am nächsten befindlichen Skylord und begann, in seine Richtung zu beschleunigen. Ihre eigene Wahrnehmungsfähigkeit registrierte, wie Araminta und einige andere auf den Pilgerschiffen die Skylords hektisch warnten, vorsichtig zu sein, und ihnen versicherten, sie sei gefährlich. Die Reaktionen der Skylords waren interessant, offenbarten sie doch die völlige Abwesenheit von rationalem Intellekt. Fast konnte man den Eindruck gewinnen, als wichen sie dem Thema aus. Auf jeden Fall schienen sie die Bedeutung hinter diesem Konzept nicht zu begreifen. Es war nicht Teil ihrer Welt und deshalb in ihrem geistigen Vokabular schlicht nicht vorhanden. Entweder waren sie künstliche Konstrukte, vom Nukleus für die spezielle Aufgabe vorgesehen, ausgereifte Bewusstseine einzusammeln, oder aber sie waren früher einmal intelligente Weltraumentitäten gewesen, die sich im Verlauf der ungezählten Jahrtausende ihrer Gefangenschaft zurückentwickelt hatten. Ohne etwas Neues, das es in der Leere zu erfahren gab, ohne Herausforderungen, denen sie sich stellen mussten, war ihr Verstand zu einem instinktbasierten Reiz-Reaktions-Modell verkümmert.
    »Ich bin erfüllt«, sagte Ilanthe zu dem Skylord, als sie ihn erreicht hatte. »Bitte bringe mich zum Herzen.«
    »Ich kann nicht sehen, ob du erfüllt bist«, antwortete der Skylord. »Du bist für mich verschlossen. Öffne dich mir.«
    Tastend umflossen die

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