Exodus
Welt überschritten die Grenzen des neugeborenen Staates.
Als die einzelnen arabischen Armeen die Grenzen des Staates Israel verletzten, rühmten sie sich schon im voraus ihres unmittelbar bevorstehenden Sieges und gaben eine Reihe großsprecherischer Kommuniques heraus, die lebhafte Schilderungen der in ihrer Vorstellung bereits errungenen Triumphe enthielten. Die Araber erklärten zugleich, daß sie einen wunderbaren »Plan« ausgearbeitet hätten, um die Juden mit vereinten Kräften ins Meer zu werfen. Falls es einen solchen Plan überhaupt gab, konnte er jedenfalls nicht in die Tat umgesetzt werden, weil jedes einzelne arabische Land seine eigene Vorstellung davon hatte, wer das Kommando führen und nach dem Sieg über Palästina herrschen sollte. Sowohl Bagdad als auch Kairo erhoben Ansprüche darauf, über die arabische Welt und ein »Großarabisches Reich« zu herrschen. Doch auch Saudi-Arabien wollte als das Land, das die heiligen Städte Mekka und Medina besaß, auf den Führungsanspruch nicht verzichten. Transjordanien wiederum erhob auf Palästina als einen Teil des Mandatsgebiets Ansprüche, und schließlich bestand Syrien auch weiterhin darauf, daß Palästina nur der südliche Teil einer Provinz des Ottomanischen Reichs sei. Das waren die politischen Voraussetzungen, unter denen die »vereinigten« Araber angriffen.
NEGEV-WÜSTE
Von Stützpunkten auf der Halbinsel Sinai aus ging eine von viel rühmenden Worten angekündigte ägyptische Streitmacht durch das in den Händen der Araber befindliche Gaza an der Küste zum Angriff vor. Von den zwei ägyptischen Kolonnen, die durch Tanks, Panzerwagen, Artillerie und moderne Luftgeschwader verstärkt waren, ging die erste auf der Küstenstraße vor, die längs der Eisenbahn in genau nördlicher Richtung zu der provisorischen jüdischen Hauptstadt Tel Aviv führte. Die Ägypter waren fest davon überzeugt, daß die Bewohner der jüdischen Siedlungen beim bloßen Anblick eines so furchterregenden, machtvollen Gegners die Flucht ergreifen würden.
Bei dem ersten Kibbuz, Nirim, griffen die Ägypter Hals über Kopf
an und wurden blutig abgewiesen. Bei der zweiten und dritten Siedlung stießen sie auf den gleichen erbitterten Widerstand. Diese unerfreuliche Erfahrung veranlaßte den ägyptischen Führungsstab, seinen Plan zu revidieren. Man beschloß, die Siedlungen, bei denen man auf zäheren Widerstand stoßen würde, links liegen zu lassen und die Küste entlang weiter nach Norden vorzugehen. Allerdings entstand dadurch die Gefahr, daß die Entfernungen für den Nachschub allzu groß wurden und die Verteidiger dieser jüdischen Widerstandsnester ihnen in den Rücken fallen konnten; an bestimmten, strategisch wichtigen Punkten mußten sie also wohl oder übel haltmachen und kämpfen.
Die ägyptische Artillerie und die ägyptische Luftwaffe machten einige Siedlungen dem Erdboden gleich. Nach heftigen Kämpfen eroberten die Ägypter drei Siedlungen. Doch die meisten Siedlungen hielten stand und mußten vom Gegner umgangen werden.
Die für den Vormarsch der Ägypter strategisch wichtigste Siedlung war der Kibbuz Negba — das Tor zur Negev-Wüste —, in der Nähe der Stelle gelegen, wo von der Straße nach Tel Aviv eine Straße abzweigte, die ins Innere des Landes führte. Das war einer der Punkte, den die Ägypter unbedingt erobern mußten.
Eine knappe Meile von Negba entfernt befand sich Fort Suweidan
— das Scheusal auf dem Berg. Fort Suweidan war von den Engländern den Arabern übergeben worden. Die Araber konnten den Kibbuz Negba von dem Fort aus in Trümmer schießen, während man in Negba auch nicht über eine einzige Schußwaffe verfügte, mit der man das Fort hätte erreichen können.
Die Siedler von Negba erkannten schnell, wie wichtig die von ihnen kontrollierte Straßenkreuzung für die Invasionsarmee war. Sie wußten aber auch, daß sie nicht unbesiegbar waren. Doch obwohl sie wußten, was ihnen bevorstand, beschlossen sie, zu bleiben und zu kämpfen. Auch als die Kanonen von Fort Suweidan das letzte Gebäude in Trümmer gelegt hatten, die tägliche Wasserration auf ein paar Tropfen reduziert werden mußte und die Knappheit an Lebensmitteln einer Hungersnot gleichkam, hielten die Verteidiger von Negba weiterhin stand. Immer wieder griffen die Ägypter an, und jedesmal wurden sie von den Juden abgewiesen. Bei einem dieser Angriffe, bei dem die Ägypter mit Panzerunterstützung vorgingen, verfügten die Juden nur noch über fünf Schuß
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