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Expedition zur Sonne

Expedition zur Sonne

Titel: Expedition zur Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hal Clement
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gebracht worden, durch einen Tunnel, gerade groß genug, um sie hindurchzuschaffen. Fünf kleinere Tunnels waren für die Emissionen der Reaktionsmotoren gebohrt worden. Ein Durchgang für das Personal war im Zickzack angelegt worden. Als Kurs auf die Sonne genommen worden war, hatte man alle Tunnels außer dem Durchgang für die Besatzung mit Schnee gefüllt.
    Die Kamera befand sich in einiger Entfernung vom Eingang des Tunnels, an der Nordseite. Man mußte Vorsicht walten lassen, wenn man nach draußen ging. Ein Mann im Raumanzug konnte an der Oberfläche des Kometen leicht die Fluchtgeschwindigkeit erreichen. Ries und Pawlak sicherten sich mit einer Leine und verbanden ihre Raumanzüge mit einer Kette, durch die jeder einen Arm schlang, Ries winkte dreimal, und auf dieses Zeichen hin sprangen sie los. In einem Bogen flogen sie nach Südwesten.
    Als sie aus dem Schatten des Kometen auftauchten, glänzten die Metallanzüge wie kleine Sonnen. Der Komet sah von außen eindrucksvoll aus, wie er sich vom dunklen Hintergrund des Alls abhob. Sie landeten in der Nähe ihres Ziels und zogen sich an die Kamera heran. Rasch öffnete Ries die Kamera, entfernte den Film und spannte einen neuen ein. Dann untersuchte er die Kamera. Der Rücksprung vollzog sich genauso wie der Sprung nach draußen, nur daß ihr Ziel jetzt nicht von der Sonne beschienen und schwerer zu lokalisieren war. Sie landeten in einiger Entfernung vom Eingang des Tunnels und krochen fünf Minuten später hinein.
    Als sie den Instrumentenraum erreichten, erfüllte sich Ries' Prophezeiung. Jemand verlangte Bilder.
    »Geh den Film entwickeln«, sagte Pawlak. »Ich werde diesen Idioten inzwischen beruhigen.« Geduldig hörte er sich die Beschwerden des Astronomen an, bis der Film nach drei Minuten entwickelt war. Sechs oder sieben Wissenschaftler warteten aufgeregt und spannten dann den Film in den Projektor. Schweigend sahen sie sich die ersten Filmmeter an, dann brach ein Tumult los.
    »Wo ist Ries?«
    Ries hatte nur für wenige Minuten den Raum verlassen. Gespanntes Schweigen begrüßte ihn, als er eintrat.
    »Na, seid ihr mit den Bildern nicht zufrieden? Ist die Eruption nicht darauf? Das habe ich mir gedacht. Die Kamera kann nur aus einem Blickwinkel von einem halben Grad photographieren, und von ihrer Position aus sieht sie die Sonne in einem Winkel von zwei Grad.«
    »Aber sie soll doch automatisch schwenken, sobald wir sie von hier aus einschalten? Haben Sie den Fehler jetzt berichtigt?«
    »Ich muß sie hereinholen. Ich kann nicht sagen, wie lange es dauern wird, sie richtig einzustellen.«
    Wieder brach erregtes Stimmengewirr los, und der Kommandant hob die Hand, um die Männer zum Schweigen zu bringen.
    »Denken Sie bitte daran, daß wir uns jetzt zwanzig Millionen Meilen von der Sonne entfernt befinden. In siebenundsechzig Stunden treten wir in das Perihelium ein. Wenn wir es ohne die Kamera passieren, haben wir den Zweck dieser Expedition verfehlt, Ries, tun Sie, was getan werden muß, und sagen Sie, ob Sie Hilfe brauchen.«
     
    Eine Stunde später wurde die Kamera von fünf Männern durch den Tunnel in das Innere des Kometen gebracht. Vier Stunden später hatte Ries sie auseinandergenommen und wieder zusammengesetzt. Er behauptete, es sei alles damit in Ordnung gewesen. Er war nicht glücklich über diese Entdeckung, und die anderen Wissenschaftler noch weniger.
    »Gut, dann sagt ihr doch, was schiefgelaufen ist«, stieß Ries ärgerlich hervor. »Ich kann nur feststellen, daß nichts zerbrochen oder außer Funktion ist. Und jedes Genie, das mir erzählen will, daß drinnen nicht draußen ist, kann sich das sparen. Das weiß ich selbst. Man muß die Kamera wieder hinausbringen und sehen, ob sie funktioniert. Das werde ich jetzt tun, anstatt auf eure weisen Kommentare zu hören.« Er wandte sich abrupt ab und ging mit dem Gerät hinaus. Er hatte nicht die Absicht, die Kamera an ihrem früheren Platz zu installieren, sondern brachte sie am Eingang des Tunnels an.
    Nach einigen Stunden zeigte es sich, daß er recht hatte. Zuerst gab es keine Schwierigkeiten. Die Kamera funktionierte ausgezeichnet und photographierte alle Teile des Alls, auf die Ries sie einstellte. Dann jedoch wurde ihr Gesichtsfeld immer kleiner, bis es auf dem Nullpunkt angelangt war. Ries untersuchte das Innere der Kamera, konnte aber die Schadensquelle nicht entdecken. Und plötzlich begann das Ding wieder zu arbeiten. Von allein, wie Ries annahm. Lange überlegte er, warum das

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