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F (German Edition)

F (German Edition)

Titel: F (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Kehlmann
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kein Widerstand und kein Hindernis. Doch ihm lag nichts daran, Lindemann zu blamieren. Er wollte nur, dass es vorbeiging.
    Lindemann redete und redete. Immer wieder kam das Wort Entspannung vor, immer wieder sagte er etwas übers Zuhören und Gehorchen. Vielleicht wirkte das ja bei den beiden anderen, aber bei Iwan versagte es. Er fühlte sich nicht anders als zuvor, von Trance konnte keine Rede sein. Nur seine Nase juckte. Und er musste auf die Toilette.
    «Versuch es», sagte Lindemann zu dem Jungen neben Iwan. «Du kannst sie nicht lösen, du kannst es nicht, versuch es, du kannst es nicht.»
    Iwan hörte ein tiefes, grollendes Geräusch; erst nach ein paar Augenblicken wurde ihm klar, dass es Lachen war. Das Publikum lachte über sie. Aber bei mir nicht, dachte Iwan, er muss bemerkt haben, dass es bei mir nicht funktioniert, deshalb fragt er mich nicht.
    «Hebt den rechten Fuß», sagte Lindemann. «Alle drei. Jetzt.»
    Iwan sah die beiden anderen den Fuß heben. Er spürte alle Blicke auf sich. Er schwitzte. Was also blieb ihm übrig? Er hob den Fuß. Nun würden alle meinen, er wäre hypnotisiert.
    «Vergiss deinen Namen», sagte Lindemann zu ihm.
    Er spürte Ärger in sich aufsteigen. Allmählich wurde es zu dumm. Wenn der Kerl noch einmal fragte, würde er ihn vor allen Leuten bloßstellen.
    «Sag ihn!»
    Iwan räusperte sich.
    «Du kannst es nicht, du hast ihn vergessen, du kannst es nicht. Wie heißt du?»
    Es lag wohl an der Situation, an der schrecklichen Helligkeit und daran, dass es nicht leicht war, vor so vielen Menschen auf einem Bein zu stehen, man brauchte seine ganze Konzentration, um das Gleichgewicht zu halten. Es war nicht das Gedächtnis, nein, es war die Stimme, die ihm nicht gehorchte. Sie steckte in seinem Hals und kam nicht heraus. Was immer man ihn jetzt fragen würde, er musste stumm bleiben.
    «Wie alt bist du?»
    «Dreizehn», hörte er sich sagen. Mit etwas Willenskraft ging es also doch.
    «Wie heißt deine Mutter?»
    «Katharina.»
    «Dein Vater?»
    «Arthur.»
    «Ist das der Herr dort unten?»
    «Ja.»
    «Und wie heißt du?»
    Er schwieg.
    «Du weißt es nicht?»
    Natürlich wusste er es. Er spürte die Konturen seines Namens; er wusste, wo dieser Name in seinem Gedächtnis lag; er spürte ihn, aber ihm schien, als wäre der, der diesen Namen trug, ein anderer als der, den Lindemann fragte, sodass alles nicht zusammenpasste und überhaupt sehr nebensächlich war, verglichen mit dem Umstand, dass er auf einer Bühne stand, auf einem Bein, mit juckender Nase, die Hände zusammengepresst, und dass er auf die Toilette musste. Und da fiel ihm der Name ja auch schon wieder ein, Iwan natürlich, Iwan, er holte Luft und öffnete den Mund …
    «Und du?», fragte Lindemann den Jungen neben ihm. «Weißt du deinen?»
    Aber jetzt habe ich ihn doch, wollte Iwan rufen, jetzt kann ich ihn sagen! Doch er blieb stumm, es war eine Erleichterung, dass es nicht mehr um ihn ging. Er hörte, wie Lindemann die beiden neben ihm etwas fragte, er hörte sie antworten, er hörte die Zuschauer lachen und klatschen. Er spürte, dass ihm Schweißtropfen über die Stirn liefen, aber er konnte sie nicht wegwischen, es wäre peinlich gewesen, jetzt die Hände zu bewegen, wo der ganze Saal doch meinte, er wäre in Trance.
    «Schon vorbei», sagte Lindemann. «War nicht schlimm, oder? Löst die Hände, steht auf euren zwei Beinen, eure Namen kennt ihr wieder. Vorbei. Aufwachen. Vorbei.»
    Iwan senkte den Fuß. Natürlich ging das leicht, er hätte es die ganze Zeit schon tun können.
    «Schon gut», sagte Lindemann leise und legte ihm die Hand auf die Schulter. «Es ist vorbei.»
    Iwan stieg hinter den beiden anderen die Treppe hinunter. Er hätte sie gerne gefragt, wie es ihnen ergangen war, was sie gesehen und gedacht hatten, wie es sich anfühlte, wirklich hypnotisiert zu sein. Aber da war er schon in der dritten Reihe, die Leute machten Platz, er schob sich an ihren Knien vorbei und sank auf seinen Sitz. Er atmete auf.
    «Wie war es?», flüsterte Martin.
    Iwan zuckte die Achseln.
    «Erinnerst du dich, oder hast du alles vergessen?»
    Iwan wollte antworten, dass er natürlich nichts vergessen hatte und dass das Ganze ein alberner Trick gewesen war, aber da bemerkte er, dass die Leute in den Reihen vor ihnen sich umgedreht hatten. Sie sahen nicht auf die Bühne, sondern zu ihm. Er blickte sich um. Alle Menschen im Theater sahen ihn an. Lindemann hatte gelogen. Es war nicht vorbei.
    «Ist er das?», fragte

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