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F (German Edition)

F (German Edition)

Titel: F (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Kehlmann
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hier nicht, sie stand vor einem Spiegel, es ging nicht weiter.
    Aber wir wollten doch zu Matthias Geburtstagsparty , schrieb Lena.
    Später , antwortete sie und steckte das Telefon ein, sie musste sich konzentrieren.
    Auf dem Boden war ein blauer Farbfleck. Sie ging am Spiegel vorbei und noch einmal um eine Ecke und noch einmal, und hier war endlich das Drehkreuz des Ausgangs, aber sie sah es nur durch Glas, denn der Weg führte in die andere Richtung, nach links und dann noch einmal nach links, zurück in Richtung des Eingangs. Wieder war da der blaue Fleck. Daneben lag eine gebogene Metallstange, das eine Ende rund wie der Knauf eines Spazierstocks, das andere spitz zugefeilt. Sie bückte sich. Kein Zweifel, es war derselbe Fleck. Aber vor ihr war kein Spiegel, konnte der Fleck den Ort gewechselt haben? Und wo kam die Stange her? Also noch einmal: rechts und wieder rechts, und wieder war da der Fleck. Da stimmte etwas nicht. Noch einmal: rechts und rechts, und da war er wieder, aber jetzt war die Stange nicht mehr zu sehen. Sie ging in die andere Richtung. Nach links und wieder nach links, bis sie vor einer Glaswand stand und nicht weiterkonnte. Sie ging zurück und fand den Eingang. Er war verschlossen.
    Sie tastete, rüttelte, klopfte. Vergeblich. Sie klopfte fester. Nichts geschah. Sie schlug mit der Faust. Nichts.
    Sie trat vor die Glasscheibe, durch die man auf den Jahrmarkt hinaussah, und versuchte, dem Mann an der Kasse zuzuwinken, aber der Winkel war ungünstig, sie konnte ihn nicht sehen und er nicht sie. Der Notruf? Aber sie hatte sogar Eintritt bezahlt, um sich zu verirren, sie würde sich lächerlich machen. Sie ging nach links und nach rechts und wieder nach links und wieder nach rechts, zweimal an der Glasscheibe entlang, dreimal an Spiegelwänden, dann stand sie wieder vor dem blauen Fleck. Jenseits der Scheibe ging ein Mann in die Knie und sah sie an; sie zuckte zusammen. Dann erst erkannte sie Arthur.
    Sie klopfte gegen das Glas. Er lachte und klopfte zurück, offenbar hielt er es für einen Scherz. Sie zeigte nach rechts und links und hob die Hände, um ihm zu bedeuten, dass sie nicht herausfand. Arthur stand auf und schlenderte aus ihrem Blickfeld. Ihr Hals schnürte sich zusammen, wütend spürte sie, dass ihr die Tränen aufstiegen. Gerade als sie den Notruf wählen wollte, tippte ihr jemand auf die Schulter.
    «Neben dir», sagte Arthur.
    «Was?»
    «Na, der Ausgang! Neben dir. Was ist los, weinst du?»
    Es stimmte, der Ausgang war nur ein paar Meter entfernt. Einmal nach links, dann nach rechts, hier war schon das Drehkreuz. Wie hatte sie es nicht sehen können? Sie murmelte, dass sie natürlich überhaupt nicht geweint habe, wischte die Tränen ab und lief ins Freie.
    Arthur zeigte auf ein Zelt. Klein und blau war es, vor dem Eingang hing ein roter Vorhang, darüber blinkten elektrische Sterne. Ihre Zukunft , stand da, gelesen im Tarot .
    «Lieber nicht», sagte Marie.
    «Komm», sagte Arthur. «Vielleicht sagt er dir gute Dinge voraus.»
    «Und wenn er mir schlimme Dinge voraussagt?»
    «Dann glaubst du einfach nicht daran.»
    Sie gingen hinein. Eine Leselampe warf gelbliches Licht auf einen Holztisch, bezogen mit fleckigem Filz. Dahinter saß ein alter Mann, der einen Pullover trug. Er hatte eine Glatze mit nur zwei Haarbüscheln an den Ohren und eine Brille. Vor ihm lagen ein Paket Karten und eine Lupe.
    «Treten Sie ein, treten Sie näher», sagte er, ohne aufzusehen. «Kommen Sie her, nehmen Sie Karten, erfahren Sie Ihre Zukunft. Treten Sie näher.»
    Marie sah zu Arthur, aber der stand schweigend und mit verschränkten Armen da.
    «Treten Sie näher», sagte der Wahrsager mit Leierstimme, «kommen Sie her, nehmen Sie drei Karten. Erfahren Sie die Zukunft.»
    Marie trat an den Tisch. Seine Brillengläser waren enorm dick, seine Augen dahinter kaum zu erkennen. Blinzelnd hielt er ein Kartenpäckchen hoch.
    «Suchen Sie zwölf aus, lesen Sie Ihr Schicksal.»
    Zögernd nahm Marie das Paket. Die Karten waren speckig und abgegriffen. Es waren keine Karten, wie sie sie kannte. Seltsame Figuren sah man darauf: einen fallenden Stern, einen gehängten Mann, Ritter mit Lanzen, eine vermummte Gestalt in einem Boot.
    «Nehmen Sie zwölf», leierte der Wahrsager. «Nehmen Sie. Zwölf Euro kostet es. Für zwölf Karten. Jede Karte ein Euro.»
    Arthur legte fünfzehn Euro auf den Tisch. «Machen Sie das schon lange?»
    «Wie?»
    «Ob Sie das schon lange machen!»
    «Vorher habe ich anderes gemacht und

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