FABELhafte Geschichten (German Edition)
ungeschickt an, dass seine Mutter oft die Hände über den Kopf zusammenschlug und sich tiefe Sorgenfalten in ihr Gesicht eingruben.
Es gelang dem kleinen Bären zwar manchmal einen Fisch zu fangen, jedoch nicht ohne dabei beinahe zu ertrinken.Bei den Beeren griff er oft daneben und erwischte ausgerechnet welche, die heftige Bauchschmerzen verursachten.Und vor Tieren, die größer waren als eine Maus, lief er vor Angst davon.Er wird eines Tages verhungern, dachte die Bärenmutter betrübt, als sie ihn wieder einmal triefend nass aus dem kleinen Fluss zog.
Die Tiere des Waldes schüttelten den Kopf über die Missgeschicke des kleinen Bären.Während die Älteren noch fast ein wenig Mitleid mit der Bärenmutter und ihren tollpatschigen kleinen Sohn hatten, der irgendwie anders war als andere Bären, machten sich die Jüngeren über ihn lustig und ärgerten ihn, wann immer sich eine Gelegenheit ergab.
Es gab der Bärenmutter jedes Mal einen Stich tief ins Herz, wenn sie sah, wie ihr kleiner Bär von den anderen Tieren gehänselt und als Dummkopf bezeichnet wurde.
Doch der kleine Bär störte sich nicht besonders daran.Er war ein Träumer, der lieber auf einer blühenden Wiese lag und den ziehenden Wolken hinterher sah.Er schnupperte an den bunten Blumen und atmete tief ihren süßen Duft ein.Er schaute dem emsigen Treiben der Bienen zu, die ihn umschwirrten und sich ab und zu keck auf seiner Nase niederließen.
Manchmal saß der kleine Bär auch verträumt am Fluss und erfreute sich an dem Glitzern und Funkeln, dass die Sonne auf dem glasklaren, frischen Wasser zauberte.
Aber am liebsten hörte er den Grillen zu, die in den Abendstunden ihre kleinen Geigen aus den kleinen Geigenkästen hervorholten und ihr meisterliches Spiel zum Besten gaben.Die Musik erfüllte jede Faser seines pelzigen Körpers und er wünschte sich, die Konzerte würden ewig dauern.
Eines Nachmittags saß der kleine Bär wieder einmal alleine am Fluss.Am Morgen hatte ihn seine Mutter, wie an jedem Tag, unterrichtet.Er hatte zwar die Beeren gesehen, aber als er sie einsammeln wollte, stolperte er über eine Baumwurzel und war der Länge nach hingeschlagen. Dabei stürzte er genau in das herumliegende Dornengestrüpp.
Zuerst hatte seine Mutter kräftig mit ihm geschimpft und seine Ungeschicklichkeit beklagt, dann aber seine Schrammen versorgt, die Dornen aus seinem Fell herausgezogen und ihn schließlich zum Spielen geschickt.
Jetzt saß er hier unter seinem Lieblingsbaum. Trotz des Schattens, den der Baum spendete, wurde dem kleinen Bären nach einer Weile zu warm unter seinem Pelz und er beschloss, im Fluss Abkühlung zu suchen.
Gedankenverloren ließ er seine Pfoten durch das Wasser gleiten. Der Fisch, den er dabei zufällig erwischte, sah in erschrocken an, aber der kleine Bär hatte überhaupt keinen Appetit und ließ ihn wieder ins Wasser fallen.
Plötzlich erregte ein altes Boot, das ein kleines Stückchen flussaufwärts am Ufer lag, seine Aufmerksamkeit. Das hatte gestern noch nicht dort gelegen. Das Boot musste sich irgendwo losgerissen haben, denn ein Stück ausgefranstes Seil hing zur Hälfte schlapp im Wasser. Im Boot lag ein kleiner schwarzer Kasten, ähnlich denen, die der kleine Bär bei den Grillen schon einmal gesehen hatte.
Kurzentschlossen nahm der kleine Bär den Kasten an sich und setzte sich damit wieder unter den Baum.
Neugierig öffnete er den Kasten und spähte hinein. Ihm stockte der Atem. Der Kasten war ausgeschlagen mit schwarzem Samt und darauf lag die schönste Geige, die der kleine Bär jemals gesehen hatte.Behutsam nahm er sie heraus und hielt sie andächtig in den Pfoten.Das auf Hochglanz polierte Holz glänzte in derSonne und als der kleine Bär vorsichtig über das glatte Holz strich, durchlief ihn ein Schaudern.Ob sich da jemand einen Spaß mit ihm erlaubt hatte?Der kleine Bär sah sich um, doch es war niemand zu sehen.
Er nahm den Bogen und ließ ihn sachte über die Saiten gleiten.Ein zarter Ton erklang und der kleine Bär spürte ihm nach, als der Ton leise über dem Wasser verhallte.Noch einmal strich er über die Saiten. Dabei schloss er die Augen und fühlte, wie die Musik sich in seinem ganzen Körper ausbreitete.
Die Tiere des Waldes hoben verwundert den Kopf,als sie die Musik vernahmen und folgten ihren Klang.Ungläubig sahen sie auf den kleinen Bären, der völlig in sich versunken unter dem Baum saß und auf der Geige spielte.
Immer mehr Tiere fanden sich ein und lauschten
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