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Fado Alexandrino

Fado Alexandrino

Titel: Fado Alexandrino Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: António Lobo Antunes
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ein paar Sekunden lang und verschwand in einem Röckewirbel, die Räder quietschten auf dem Asphalt,
fuhren weg, der Oberstleutnant, der faul in der Badewanne lag, kratzte sich die Stirn, den Nacken, den Hinterkopf mit dem Shampoo, Sie ist aus Angst abgehauen, sagte der Soldat, ich möchte wetten, daß die Braut schon heute abend in irgendeinem Provinzbordell herumstolziert, Wenn du glaubst, daß du mir entkommst, kreischte die Zwergin, die sich dem Leutnant an den Gürtel gehängt hatte, dann bist du schiefgewickelt, du Knalltüte, Ich erkenne ihn ganz genau wieder, Herr Inspektor, nickte der Geschäftsführer des Nachtclub Madrid, der perfekt gekleidet und nach Rasierwasser duftend elegant an das Klavier des Orchesters gelehnt dastand, während er ein glänzendes Foto betrachtete, er war gestern abend mit ein paar Freunden hier, ich habe immer mit der Polizei zusammengearbeitet, fragen Sie Ihren Chef, Senhor Castro, der hier hin und wieder reinschaut, um ein Glas mit mir zu trinken, die Tanzfläche leer, die Tische leer, die Stühle mit den Beinen nach oben, ein asymmetrisches Männlein fegte ungeschickt den Boden, ein dünner Lichtfaden drang zitternd in das Guckloch am Eingang: der Leutnant suchte im anderen Anzug nach der Brieftasche und dem in allen Taschen verteilten Kleingeld, entledigte sich mit einer schnellen Bewegung der Zwergin, die in den Pantoffeln ausrutschte und auf den Hintern fiel und sprachlos am Waschbecken saß, Inês bot jetzt, auf dem Rücken liegend, den Hals, das Kinn, die Ohren der Gier der Freundin dar, die sie mit eckigen, kannibalischen Heuschreckengesten kaute und verschlang, Sie haben übrigens ein paar Mädchen hier aus dem Haus mitgenommen, fügte der Geschäftsführer höflich hinzu, ihre Adressen stehen Ihnen in meiner Kartei im Büro zur Verfügung, sind Sie sicher, daß Sie nicht doch ein kleines Bier wollen, Inspektor?, Du willst mich umbringen, Jorge? meckerte Inês, und eine schlaffe Brust hing aus dem Morgenmantel, du willst mich also umbringen, du Blödarsch?, der Oberstleutnant seifte das linke, das rechte Knie, die Fußknöchel ein, spülte den Kopf unter der kalten Dusche ab, streckte den Arm zum dicken Frotteetuch aus, der Dunst auf den Kacheln verschwand ganz allmählich, der Nebel
im Badezimmer löste sich auf, das gehämmerte Fensterglas war eine blonde, glitzernde Scheibe, Was für ein Wahnsinnstag, dachte er, am Fluß muß ein Bombenwetter sein.
    – Gleich fünf Mädchen? wunderte sich der dicke Inspektor im Büro, während er Karteikarten überprüfte, Namen murmelte, auf einem Block Notizen machte. Ein Schreibtisch stand da, ein Metallschrank voller schmaler Schubladen mit verchromten Griffen, eine kleine Bar mit Gläsern und Whisky- und Wermutflaschen in der Ecke, ein Fenster zu einem Hof mit Mülltonnen und Tonic-Water-Kästen, auf dem ein räudiger Schäferhund herumhumpelte. Drei von ihnen kennen wir gut, die anderen zwei, die Schwestern zu sein scheinen, sind wohl neu im Geschäft, oder?
    – Abílio, sagte der Stumme, und schüttelte den Soldat am Handgelenk, seit zehn Minuten klingelt das Telefon, und du hörst es nicht mal.
    – Eigentlich nicht, antwortete der Geschäftsführer locker, während er sich mit einer lila Plastikzange vorsichtig Eiswürfel nahm. Sie sind vor drei Monaten aus einer unserer Filialen in Porto gekommen.
    – Hör nicht auf hör nicht auf hör nicht auf hör nicht auf hör nicht auf, bat Inês ersterbend, während sie sich auf der Liege wie ein Katheter einrollte.
    – Und wie viele Männer waren es, erinnern Sie sich daran? fragte der Dicke, während er sich das Ohrloch mit dem Kugelschreiber reinigte: Drei, vier, fünf, sechs? Ich brauche die genaue Zahl, verflixt noch mal.
    – Bist du es, Abílio? zögerte die Concierge am Apparat wie immer, wobei sie wie ein schüchterner Hummer von einer Silbe zur anderen wanderte (und man hörte die Sirenen der Feuerwehr hinter ihr ständig an- und abschwellen). Ich wollte nur fragen, ob du mir heute abend ein Paket kandierte Früchte für den Kuchen vom Kleinen mitbringen könntest.
    – Es sind ordentliche Professionelle, Inspektor, informierte der Geschäftsführer, indem er das Glas bis auf Augenhöhe hob
und mit kritischem Blick die gelbe Flüssigkeit musterte, sie werden in allem, was Sie brauchen könnten, mit Ihnen zusammenarbeiten. Die Regel Nummer eins, unsere goldene Regel, ist, der Polizei keine Hindernisse in den Weg zu legen: und seine manikürten Fingernägel hatten die

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