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Fado Alexandrino

Fado Alexandrino

Titel: Fado Alexandrino Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: António Lobo Antunes
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opaline Konsistenz der Augenlederhaut von Toten.
    An der Ecke der Praça da Alegria verabschiedeten sich die andere Zwillingsschwester und die Mulattin, vermischten ihren Lippenstift mit dem der anderen, streckten unvermittelt feierliche, distanzierte Hände, schüchterne Fingerspitzen zu uns hin, verschwanden beide schwankend in einem Treppenhaus, mit scharlachroten Hüften wackelnd, die im Dunkeln als wogende kleine Punkte in der Eingangshalle verschwanden. Du bist ein Verbrecher, Jorge, heulte die Zwergin auf allen vieren auf dem Gummiteppich, du bist der allerletzte Müll, Es gibt bestimmt kandierte Früchte bei dir in der Nähe, beteuerte die Concierge, nun etwas sicherer über die Worte schreitend, und Bonbons und Cremetörtchen und Kerzen, der Leutnant bürstete den dreckigen Schuh, richtete sich wieder auf, musterte sich im Spiegel, Morgen das gleiche wie übermorgen wie überübermorgen wie überüberübermorgen, dachte er niedergeschlagen, der Oberstleutnant faltete das Badehandtuch und hängte es pfeifend über eine Metallstange, Wenn ich den Bus nach Cabo Ruivo nehmen will, sollte ich mich schnell anziehen.
    – Wenn es fünf Mädchen waren, brummelte der Dicke zum Geschäftsführer, während er den kleinen Finger mit einem Streichholz reinigte, dann werden es, beim augenblicklichen Preis für einen Fick, etwa genauso viele Männer gewesen sein. Wir werden mit der anfangen, die am nächsten wohnt, und wenn ich feststelle, daß Sie die Arbeit der Gerichtsbarkeit behindern, sind Sie dran.
    – Abílio, sorgte sich der Stumme, du brauchst doch nicht etwa einen Arzt?
    – Aber Herr Inspektor, brachte der mit dem weißen Haar
beleidigt hervor, wenn Sie mir mißtrauen, fragen sie doch Senhor Castro, was er meint.
    – Steh auf und laß das Theater, befahl der Leutnant der Zwergin, ich muß zur Arbeit, die Stechuhr bedienen.
    – In die Poliklinik, ins Krankenhaus, in die Notaufnahme vom São José? ließ der Stumme nicht locker. Oder soll ich den Doktor telefonisch herbestellen?
    – Wenn ich’s mir recht überlege, nehme ich doch gern ein kaltes Bier, räumte der Dicke ein, der in einem Lehnstuhl zusammensackte.
    Sie kriegten schließlich ein Taxi, aber Melissa, die Göttin des Striptease, wohnte in Penha de França, die Assistentin des Zauberers in Campo de Ourique, und sie stritten, an die Tür geklammert, schubsten einander, versetzten sich Fußtritte, während der Fahrer, ein junger schnurrbärtiger Mann, den Ellenbogen auf die Lehne des Sitzes gelegt, ihnen zulachte und sie abwechselnd unterstützte und anfeuerte, Nichts wie ran, Blondie, laß dich nicht übervorteilen, Dicke. Ein Haufen Leute sah von der Ecke aus zu, die Polizisten von der Wache dort hinten blickten ein- oder zweimal zu uns rüber: Was für ein Riesenscheiß, dachte beunruhigt der Leutnant, das hat uns gerade noch gefehlt: sogar die Bäume der Rua da Mãe-d’Água zeigen mit dem Finger auf uns, sogar die Häuser beugen sich anklagend zu uns herunter. Die übriggebliebene Zwillingsschwester verschwand eilig in einer Querstraße, der Fahrer wurde jetzt allmählich ungeduldig, beschimpfte sie, schlug der einen aufs Handgelenk, versetzte der anderen einen Schlag auf den Arm, löste sie vom Türgriff, gab Gas, die Assistentin des Zauberers riß ganze Haarsträhnen aus, Melissa, die Göttin des Striptease, grub ihre langen Nägel in den Hals der Rivalin, die Menge an der Ecke wuchs, von Lastwagenfahrern und Händlern aus der Umgebung verstärkt, die Fenster bevölkerten sich mit Zuschauern im Morgenmantel, Wir verdünnisieren uns am besten, schlug der Soldat vor, am besten hauen wir ab, bevor sich irgend jemand unser Gesicht merkt, vergeßt nicht, daß oben
eine Leiche liegt, Nicht oben, im Pissoir, verbesserte der Oberstleutnant, der ist da doch nur einer mehr, der kackt, wem wird das, verdammt noch mal, schon auffallen: etwas unsicher machte sich jeder zu seiner Seite hin davon, schob empört protestierende Wesen mit dem Ellenbogen zur Seite, Wegen Erregung öffentlichen Ärgernisses auf der Wache, sagt ihr? freute sich der Dicke, dann bringt mir mal die Gnädigsten her. Mörder, Feigling, Macho, Saukerl, kreischte die Zwergin, während sie ihren Kopf abtastete, wenn du um halb sechs nicht wieder zu Hause bist, wirst du was erleben, Schön kühl, schön kühl, meinte der Inspektor anerkennend, den Humpen erhoben, mit einem dicken Schaumrand um die Lippen, Ich bin in eine Gasse geraten, dachte der Oberstleutnant, während er ein Paar blaue

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