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Fächerkalt

Fächerkalt

Titel: Fächerkalt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Leix
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können. So wie früher am See. Obwohl, damals haben wir ziemlich
oft im ›Blauen Hecht‹ ermittelt.«
    »Halt, halt,
keine Interna. Die Kollegen hören mit. Jetzt schieß mal los. Was treibt dich an
mein Ohr?«
    »Eure Anfrage
natürlich, was denn sonst. Ihr hattet den richtigen Riecher. Der Hund ist weg. Eine
Bäuerin hat ihn aus dem Tierasyl geholt. Wachhund für ihren abgelegenen Hof.«
    »Schade«,
sagte Lindt. »Und ich dachte schon, wir hätten vielleicht …«
    »Was? Eine
heiße Spur? Ja, natürlich. Glühend heiß. Die Tierpflegerin hat uns die Adresse rausgesucht.
Was draufstand, war absolut falsch. Diese Anschrift gibt’s im ganzen Tessin nicht.
Das stinkt gewaltig. Oder was meinst du?«
    »Mann, dass
der so unvorsichtig ist«, entfuhr Lindt. »Hat wohl gedacht, wenn er das Auto am
Bahnhof Bellinzona abstellt und den Hund dort lässt, meint jeder, er hätte sich
mit dem Zug nach Italien abgesetzt. Garantiert hält er sich bei euch versteckt.
Sucht nach einem einsamen Hof. Irgendwo vollkommen abgelegen, total unzugänglich.
Dort hockt er – jede Wette. Er steht auf Einöde. Mit dem hab ich noch ein ganz persönliches
Hühnchen zu rupfen.«
    Lindt stellte
das Telefon in sein Büro um und erzählte dem Kollegen, was geschehen war.
    »Was, ihr
habt euch überrumpeln lassen? Das wäre dir früher nicht passiert.«
    »Ach, streu
kein Salz in meine Wunden. Hab schon genug für meine Unvorsichtigkeit gebüßt. Weißt
du, wie kalt es in einem Bergwerk sein kann? Furchtbar, mich friert’s noch immer.«
Ein Schauer lief ihm über den Rücken.
    »Ich kann
mitfühlen, Oskar. Drei Tage im Biwaksack auf dem Monte Rosa. Schneesturm im Juli.
Glaub mir, ich weiß, wie die Engel singen.«
    »Selbst
schuld, wenn du ihnen so weit entgegenkletterst.«
    »Du bist
immer noch der Gleiche. ›Sport ist Mord‹, oder?«
    »Ich hab
mich gewaltig geändert. Manchmal fahr ich sogar mit dem – wie heißt das bei euch
in der Schweiz –, ja, mit dem Velo.«
    »Berge gibt’s
ja nicht in deinem schönen Karlsruhe, alles eben, oder?«
    »Komm, lass
uns lieber überlegen, wie wir diesen von Villing fangen können. Ein Bild habt ihr
ja von ihm. Hast du es vorliegen? Siehst du die Augen? Schwarz, grausig schwarz.
Ein Blick wie direkt aus der Hölle. Passt bloß auf. Furchtbar, dieser Kerl.«
    »Wenn wir
nur wüssten, wo wir suchen sollen. Kannst du dir vorstellen, wie viele abgelegen
Höfe es hier gibt? Unzählige kleine Seitentäler. Jede Menge einsamer Häuser, viele
unbewohnt und halb verfallen. Alles nur zu Fuß zu erreichen. Um die abzuklappern,
brauchen wir Jahre. Und jetzt steht der Winter vor der Tür.«
    »Ihr schafft
das schon. Jeder Mensch hinterlässt Spuren. Es kommt nur darauf an, sie so schnell
wie möglich zu finden. Und Vorsicht, bewaffnet ist der auf jeden Fall. Hat nichts
mehr zu verlieren.«
    Waldemar
Küttel versprach, sein Möglichstes zu tun. »Oskar, für dich setzen wir Himmel und
Hölle in Bewegung.«
    »Waldi,
der Himmel reicht. Die Hölle wird er euch bereiten.«
     
    Nach diesem Telefonat zog Lindt
seine dicke Jacke an. »Den Rest des Tages mach ich frei. Überstunden abbauen. Die
aus dem Silberstollen.«
    Er schaute
zu Wellmann und Sternberg. »Was ist mit euch? Wollt ihr hier Wurzeln schlagen? Wenn’s
pressiert, ruft uns die Zentrale sowieso auf dem Handy an.«
    Sie ließen
ein total verwaistes Kommissariat zurück, verdonnerten einen der Unterstützungsbeamten
zur Telefonbereitschaft und entschwanden in alle Himmelsrichtungen.
    Jan in die
Pfalz, um mit der Hausrenovierung voranzukommen, Paul ins Albtal, wo er die Arbeit
an seinen Bienenvölkern fortsetzte, und Oskar nach Baden-Baden, um es sich zusammen
mit Carla in der Caracalla Therme richtig gut gehen zu lassen.
    »Wellness
im Alltag«, sagte er zu ihr am Telefon. »Außerdem muss ich mich jetzt endlich mal
richtig durchwärmen lassen.«
    Tatsächlich
wurden sie an diesem Tag nicht mehr gestört.
     
    Der Mittwochmorgen begann gleich
mit einem Erfolg. KTU-Chef Ludwig Willms hatte die Auswertungen der DNA-Analyse
bekommen. »Oskar, ihr hattet recht. Das Labor bestätigt eure Vermutung. 100 Punkte!
Bravo!«
    Lindt legte
ihm die Kopie von zwei älteren Fotos auf den Tisch. »Da wärst selbst du drauf gekommen.«
    Willms schaute
sich die Bilder intensiv an. »Verblüffend.«
    »Jetzt geht
es nur noch drum, wer von den beiden das stärkste Motiv hatte«, fuhr der Kommissar
fort, nahm einen roten Filzstift und zeichnete einen Kreis um den Kopf einer

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