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Fächerkalt

Fächerkalt

Titel: Fächerkalt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Leix
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er. »Ihr habt was …? Ihr habt den Stall angezündet? Ihr seid wohl nicht
ganz bei Trost?«
    Waldemar
Küttels Stimme kam beruhigend durchs Telefon: »Ich sagte doch – keine Sorge. Natürlich
war das Feuer ein paar Meter hinter der Rückwand. Reisig sammeln während des Anmarschs,
ein halber Liter Sprit drüber – einfach gigantisch, wie das hochging. Wir haben
sogar extra zwei Feuerlöscher mitgeschleppt. Jederzeit alles im Griff.«

20
     
    »Geduld«, sagte Oskar Lindt bei
der morgendlichen Lagebesprechung. »Wir brauchen jetzt einfach Geduld. Eduard von
Villing ist zwar gefasst, das heißt aber noch lange nicht, dass wir ihn schnell
hier haben.«
    »Mein Part«,
unterbrach ihn Staatsanwalt Conradi. »Das Auslieferungsersuchen geht heute noch
raus.«
    Jan Sternberg
konnte sich nicht zurückhalten: »Und dann dauert es nur schlappe drei Jahre, bis
wir ihn so richtig in die Mangel nehmen können. Scheißbürokratie!« In diesem Moment
traf ihn eine Tabaksdose am Kopf.
    »Jan, reiß
dich zusammen!«, schimpfte Oskar Lindt. »Ich bin sicher, der Herr Staatsanwalt …«
    »… tut alles,
was in seiner Macht steht«, ergänzte der Kurze. »Bei Mord geht das viel schneller,
ganz bestimmt.«
    »Mehrfachmord,
Freiheitsberaubung und der angeschossene Kollege der Autobahnpolizei«, warf Paul
Wellmann ein.
    »Nicht zu
vergessen die Toten aus dem Stollen.« Ludwig Willms kam in diesem Moment zur Tür
herein und wedelte mit einem mehrseitigen Fax herum. »Hier, direkt aus Offenburg.
Die haben extra eine Bergbaufirma aus Wolfach geholt, um den abgesoffenen Silberstollen
trockenzulegen. Bis jetzt haben sie schon zwei Wasserleichen geborgen. Zum Teil
recht gut erhalten und nicht so zersetzt wie unsere aus der Güllepampe.«
     
    Tatsächlich musste sich die Karlsruher
Mordkommission nur wenige Tage gedulden, bis der Import aus der Eidgenossenschaft
auf den Weg geschickt wurde – selbstverständlich begleitet von Waldemar Küttel,
der die Gelegenheit unbedingt nutzen wollte, um seinen alten Freund Oskar wiederzusehen.
    Als Lindt
die Nachricht bekam, gab er das Startsignal für ihren gut vorbereiteten Plan. Um
die Mittagszeit des kommenden Tages sollte der Gefangenentransport eintreffen. »Umso
besser«, bemerkte der Kommissar trocken. »Wir lassen ihn direkt dort hinbringen.
High Noon in Knielingen!«
     
    Gegen 10 Uhr fuhr der Wagen aus
Straßburg durch die enge Einfahrt in den Hof des Anwesens. Jean Hambachers Hände
wurden, bevor er ausstieg, mit Handschellen auf dem Rücken fixiert. Widerstandslos
ließ er sich in die Scheune führen.
    »Wir wollten
Ihrem Gedächtnis etwas nachhelfen«, begrüßte ihn Oskar Lindt.
    Mit großen
Augen schaute der Elsässer in den weitläufigen Raum. Neben fünf uniformierten und
ebenso vielen zivilen Polizisten standen insgesamt dreizehn kleine und große Möbelstücke
an den Wänden entlang aufgereiht.
    »Sie waren
ja so nett, unseren Straßburger Kollegen in Ihrem Laden all die Teile zu zeigen,
die Sie bei Ihrem letzten Besuch hier abtransportiert hatten.«
    »Und wieso
wurden die zurückgebracht?« Hambacher konnte sich keinen Reim darauf machen.
    »Ganz einfach,
wir möchten von Ihnen wissen, wie genau diese Möbel gestanden haben.« Lindt gab
Jan Sternberg das Zeichen, die Handfesseln aufzuschließen. »Bitte, legen Sie los.«
    Die polizeiliche
Übermacht ließ die Aussichtslosigkeit eines jeden Fluchtversuchs offenkundig werden
und so machte sich der Mann resigniert ans Werk. »Kann mal jemand mit anpacken?«
    Mehrere
Männer halfen ihm, und als Erster fand der wertvolle Barockschrank seinen angestammten
Platz wieder, schräg vor der südlichen Wand.
    »Jahrelang
stand der hier, immer wieder hat sie mich vertröstet. Den konnte ich wirklich nicht
zurücklassen.« Der Elsässer strich liebevoll über die Intarsien, mit denen die Türen
verziert waren.
    Nach und
nach fanden drei Truhen, ein kleiner und zwei große Tische, ein Ledersessel, vier
gepolsterte Louis-seize-Stühle und eine Fußbank mit Schnitzmotiv ihre angestammten
Plätze.
    »Überlegen
sie noch einmal«, forderte Lindt Jean Hambacher auf. »War alles genau so, wie wir
es jetzt hingestellt haben? War vielleicht etwas umgefallen?«
    »Umgefallen?
Was meinen Sie damit?«
    »Könnte
ja sein. Bitte nachdenken.«
    Der Franzose
schüttelte energisch den Kopf. »Alles war wie immer. Die anderen Stücke standen
ja teilweise schon fast ein Jahr hier drin. Es fiel ihr immer schwer, sich von einem
zu trennen.«
    »Gut«,

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