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Fahr zur Hölle, Mister B.: Fantastischer Thriller (German Edition)

Fahr zur Hölle, Mister B.: Fantastischer Thriller (German Edition)

Titel: Fahr zur Hölle, Mister B.: Fantastischer Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barker Clive
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noch leiser, als er durch den Dritten Kreis fiel; erst als er den Vierten passierte, verstummte es.
    - - -
    Fort. Pappy G. war endlich aus meinem Leben verschwunden! Nach so vielen Jahren der Angst vor seinem Urteil, der Angst vor seinen Strafen, war er aus meinem Leben verschwunden und starb häppchenweise – hoffte ich zumindest, wenn er auf den aufeinanderfolgenden Ebenen aufschlug. Sämtliche Knochen gebrochen, ebenso der Rücken, und sein Schädel aufgeplatzt wie ein heruntergefallenes Ei, vermutlich lange bevor er inmitten der Abfallhalden landete, wo wir nach dem Köder geschnappt hatten. Ich hatte nicht gelogen, als ich ihm schilderte, wie schrecklich es sein würde, hilflos an diesem Ort zu liegen, wo es von den Erbärmlichsten, den Hoffnungslosesten der Dämonation wimmelte. Ich kenne viele davon. Manche sind Dämonen, die einst zu den Gelehrtesten und Gebildetsten unter uns gehört haben, im Laufe ihrer Forschungen jedoch herausfanden, dass wir im großen Schöpfungsplan bedeutungslos waren. Wir schwebten ohne Zweck oder Sinn in der Leere. Diese Erkenntnis verkrafteten sie schlecht; auf jeden Fall schlechter als die meisten meiner Kollegen, die derart hochfliegende Gedanken längst aufgegeben hatten und stattdessen lieber unter der kargen Menge von Flechten, die in der Dunkelheit des Neunten Kreises wuchsen, nach einem Heilmittel für Hämorriden suchten.
    Aber über ihre Trostlosigkeit vergaßen diese Gelehrten doch niemals den Hunger. In den Jahren, die ich in dem Haus zwischen den Abfalldünen lebte, hatte ich viele Geschichten über Wanderer gehört, die in den Einöden des Neunten Kreises verschwanden, bis man ihre abgenagten Knochen entdeckte, wenn man überhaupt je wieder eine Spur von ihnen fand. Höchstwahrscheinlich erwartete Pappy G. folgendes Schicksal: Sie würden ihn bei lebendigem Leibe auffressen, bis sie ihm den letzten Tropfen Mark aus den Knochen gesaugt hatten.
    Ich strengte mich an, irgendein Geräusch aus der Unterwelt zu hören – wenigstens einen Schrei meines sterbenden Vaters –, aber ich hörte nichts. Die Stimmen aus der Oberwelt forderten jetzt meine uneingeschränkte Aufmerksamkeit. Das Seil von Pappy Gatmuss’ Netz war in dem Moment hochgezogen worden, als er abstürzte. Ich versteckte das Messer in einer kleinen Lasche meines Fleisches, die ich über Monate hinweg unter Schmerzen selbst zu dem alleinigen Zweck geschnitzt hatte, eine Waffe darin zu verbergen.
    Bei denen, die mich hinaufzogen, herrschten eindeutig große Enttäuschung und Frustration.
    »Was wir auch verloren haben, es war mindestens fünfmal so schwer wie dieses kleine Wesen«, sagte jemand.
    »Es muss das Seil durchgebissen haben«, ertönte eine Stimme, die ich als den Pater identifizierte. »So etwas können die, diese Dämonen.«
    »Warum haltet ihr nicht den Mund und betet?«, fragte ein Dritter mit winselnder Stimme. »Dafür seid ihr doch hier, oder nicht? Um unsere unsterblichen Seelen vor allem zu beschützen, vor dem, was wir heraufziehen?«
    Die haben Angst, dachte ich. Das war gut für mich. Ängstliche Männer machen Dummheiten. Meine Aufgabe bestand darin, sie in diesem Zustand der Angst zu halten. Vielleicht konnte ich sie mit meiner abstoßenden Gestalt und den Verbrennungen an Gesicht und Körper einschüchtern, doch das bezweifelte ich. Ich musste meinen Grips anstrengen.
    Jetzt sah ich den Himmel deutlicher. Es waren keine Wolken an dem blauen Firmament zu sehen, aber mehrere verwehende schwarze Rauchsäulen und zwei unterschiedliche Gerüche buhlten um die Aufmerksamkeit meiner Nase. Bei einem handelte es sich um das eklig-süße Aroma von Weihrauch, beim anderen um den Duft verbrannten Fleisches.
    Noch während ich sie einatmete, kam mir ein Spiel aus Kindertagen in den Sinn, das mir möglicherweise dabei helfen konnte, mich gegen meine Häscher zu verteidigen. Als ich ein Kind war, und sogar noch als Halbwüchsiger, musste Mama jedes Mal, wenn Pappy Gatmuss in weiblicher Begleitung nach Hause kam, das Ehebett räumen und in meinem Bett schlafen, wobei sie mich dann stets (wenn sie großzügiger Laune war) mit meinem Kissen und einem fleckigen Laken auf den Boden verbannte. Sie legte sich dann hin und schlief auf der Stelle ein, so sehr laugte sie das Leben mit Pappy G. aus.
    Und dann redete sie im Schlaf. Was sie von sich gab – wütende, wortreiche und schreckliche Flüche gegen Pappy G. –, ließ mein Herz vor Angst schneller schlagen, allerdings hinterließ der Tonfall ihrer

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