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Fahr zur Hölle, Mister B.: Fantastischer Thriller (German Edition)

Fahr zur Hölle, Mister B.: Fantastischer Thriller (German Edition)

Titel: Fahr zur Hölle, Mister B.: Fantastischer Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barker Clive
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Dämonen und Verdammten, die da unten herumstreifen. Die fressen dich bei lebendigem Leibe auf. Und das wäre selbst für dich zu schrecklich. Daher solltest du vielleicht deinen Frieden machen und um den Tod beten, weil es sehr viel leichter wäre, durch den Sturz zu sterben. Nur ein langer Fall und dann nichts mehr. Schwärze. Das Ende von Pappy Gatmuss, ein für alle Mal.«
    Im Verlauf dieses Gesprächs hatten wir weitere Kreise passiert; ehrlich gesagt, hatte ich den Überblick verloren, wie viele noch blieben, bis wir die Oberwelt erreichten. Vielleicht drei. Das Messer wurde vom vielen Sägen stumpf, aber inzwischen hatte ich das Seil fast durchgeschnitten; die restlichen Stränge waren durch die Last so beansprucht, dass sie zerrissen, kaum dass ich mit der Klinge darüberstrich.
    Jetzt wusste ich, dass wir nicht mehr weit von der Oberfläche entfernt waren, denn irgendwo über mir hörte ich Stimmen; genauer gesagt, eine spezielle Stimme, die Befehle brüllte.
    »Zieht weiter, alle miteinander! Ja, damit bist auch du gemeint! Strengt euch an! Wir haben da was Großes gefangen. Keinen der Riesen, aber groß genug!«
    Ich schaute hinauf. Mehrere Meter über uns befand sich eine Felsschicht mit einer Spalte, die sich an einer Stelle verbreiterte. In dieser größeren Öffnung der Kluft verschwanden die vier Seile – die zwei, an denen Pappy G. und ich hingen, und die beiden mit den Ködern. Die Helligkeit, die durch diese Spalte hereinfiel, war schmerzhafter als alles, was ich in der Unterwelt jemals gesehen hatte. Sie tat mir in den Augen weh, daher wandte ich den Blick ab und verwendete meine gesamte restliche Energie darauf, die letzten widerspenstigen Stränge des Seils durchzuschneiden. Aber das Bild der Felsspalte war in mein Augenlicht eingebrannt wie das Phantombild nach einem Blitzschlag.
    In den letzten zwei, drei Minuten ließ Pappy G. die Verwünschungen und Versuche sein, an meine Liebe als Sohn zu appellieren. Er sah einfach nur zu dem Loch im Himmel des Ersten Kreises hinauf. Der Anblick erfüllte ihn offenbar mit einer Art von urtümlicher Furcht, die ihn wiederum zuerst zu Schmeicheleien verleitete, und schließlich zu Geräuschen, derer ich ihn nie für fähig gehalten hätte: Winseln und ängstliches Schluchzen.
    »Nein, ich kann nicht in die Oberwelt, kann nicht, kann nicht ...«
    Rotz lief ihm wie Tränen aus den Nasenlöchern, die, wie ich jetzt zum ersten Mal sah, riesig waren, größer als seine Augen.
    »... in der Dunkelheit, tief unten, da müssen wir, nein, nein, du kannst nicht, du darfst nicht.«
    Plötzlich drehte er fast durch vor Hysterie. »WEISST DU, WAS DA OBEN IST, JUNGE? IM LICHT, JUNGE? DAS LICHT GOTTES IM HIMMEL. DAS LICHT VERBRENNT MIR DIE AUGEN. ICH WILL ES NICHT SEHEN! ICH WILL ES NICHT SEHEN!«
    Er schlug von Grauen gepackt um sich, während er seinen Gefühlen freien Lauf ließ und nach Kräften versuchte, seine Augen mit den Händen zu bedecken, was freilich schon rein anatomisch unmöglich war. Dennoch versuchte er es, zappelte in den Maschen des Netzes, und sein ängstliches Gebrüll war so laut, dass ich, als er einmal verstummte und Luft holte, jemanden in der Oberwelt sagen hörte: »Hört euch dieses Ding an! Was sagt es?«
    Dann ertönte eine andere Stimme. »Nicht hinhören. Wir wollen nicht, dass uns Dämonengeschwätz die Sinne vernebelt. Halten Sie sich die Ohren zu, Pater O’Brien, sonst redet er Sie um den Verstand.«
    Mehr konnte ich nicht hören, da Pappy G. wieder zu schluchzen und zappeln begann. Das Seil seines Netzes ächzte unter dieser zusätzlichen Belastung. Aber es war nicht das Netz, das riss. Es waren die letzten Stränge des Seils, die ihm noch Halt gaben. Wenn man bedenkt, wie wenig von diesem Seil noch reißen konnte, war das Geräusch erstaunlich laut und hallte von der Felsendecke über uns wider.
    Pappy Gatmuss’ Gesichtsausdruck verwandelte sich in eine Miene metaphysischen Schreckens, oder etwas Einfältigeres. Er fiel. Und fiel und fiel und fiel.
    Kurz bevor er auf der Schicht flechtenbewachsenen Gesteins aufschlug, das den Boden des Ersten Kreises bedeckte, machte er dem simplen Entsetzen Luft, das sein Gesicht inzwischen ausdrückte, und gab ein Heulen der Verzweiflung von sich. Offenbar waren weder der Aufstieg noch der Fall nach seinem Geschmack. Dann brach er durch die Schicht von Flechten und Moos und verschwand.
    Aber sein Heulen blieb noch lange zu hören, es wurde nur etwas leiser, als er den Zweiten Kreis passierte, und

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