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Fahr zur Hölle, Mister B.: Fantastischer Thriller (German Edition)

Fahr zur Hölle, Mister B.: Fantastischer Thriller (German Edition)

Titel: Fahr zur Hölle, Mister B.: Fantastischer Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barker Clive
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anderen Armee anschauen mussten.
    Wir bogen um eine Ecke und gingen noch ein Stück, dann bogen wir erneut ab, und nach jeder Biegung waren weniger Leute auf den Straßen unterwegs als zuvor. Schließlich gelangten wir in eine Straße mit kleinen Geschäften: ein Schuster, eine Metzgerei, ein Tuchhändler. Aber offenbar hatte nur der Metzger tatsächlich geöffnet, was mir ganz gut zupass kam, denn mir knurrte immer noch der Magen. Der Pastetenmann begleitete mich hinein, aber vermutlich in erster Linie, weil er Angst davor hatte, was ihm in dieser unheimlichen, menschenleeren Straße zustoßen könnte, und nicht, weil ihn wirklich interessierte, was der Metzger feilzubieten hatte.
    Das Geschäft machte einen verwahrlosten Eindruck, das Sägemehl auf dem Boden war blutig verklumpt, Fliegen summten durch die Luft.
    Dann ertönte hinter dem Tresen eine gequälte Stimme.
    »Nehmt, was ihr ...«, sagte der Ladenbesitzer krächzend. »Für mich ... spielt es ... keine Rolle mehr.«
    Der Pastetenmann und ich blickten über den Tresen. Der Metzger lag auf der anderen Seite im Sägemehl, sein Leib mit Einstichen übersät, die Glieder verstümmelt. Um ihn herum befand sich eine große Blutlache. Der Tod blickte uns aus seinen kleinen blauen Augen an.
    »Wer war das?«, fragte ich.
    »Es war einer von deinesgleichen«, sagte der Pastetenmann, »der ihn so gemartert hat.«
    »Sei nicht vorschnell mit deinem Urteil. Engel können recht übellaunig sein. Besonders, wenn sie sich im Recht fühlen.«
    »Beides ... falsch ...«, sagte der Sterbende.
    Der Pastetenmann war um den Tresen herumgegangen und hob zwei Messer auf, die neben dem Metzger lagen.
    »Die taugen beide nicht ... nicht viel«, sagte der Metzger. »Ich dachte, ein Stich ins Herz würde genügen. Aber nein. Ich habe geblutet wie verrückt, blieb aber am Leben, darum musste ich immer wieder auf mich einstechen und eine tödliche Stelle finden. Ich meine, bei meiner Frau war das einfach. Ein ordentlicher Hieb mit dem Messer und –«
    »Du hast deine Frau getötet?«, fragte ich.
    »Sie liegt da hinten.« Der Pastetenmann nickte zur offenen Tür, die ins Hinterzimmer des Geschäfts führte. Er ging hinüber und sah genauer hin. »Er hat ihr das Herz herausgeschnitten.«
    »Ich wollte es nicht«, sagte der Metzger. »Ich wollte nur, dass sie tot und wohlbehalten bei den Engeln ist. Ich wollte nicht an ihr herumschneiden wie an einer Schweinehälfte.«
    »Warum hast du es dann getan?«, fragte ihn der Pastetenmann.
    »Der Dämon wollte es. Ich hatte keine andere Wahl.«
    »Es war ein Dämon hier?«, fragte ich. »Wie hieß er?«
    » Sie hieß Mariamorta. Sie war hier, weil dies das Ende der Welt ist.«
    »Heute?«
    »Ja. Heute.«
    »Das hast du nicht gesagt«, wandte sich der Pastetenmann an mich. »Hätte ich das gewusst, wäre ich zu meiner Familie gegangen, statt mit dir herumzulaufen.«
    »Wenn ein selbstmörderischer Metzger dir sagt, dass das Ende der Welt kommt, musst du ihm nicht zwangsläufig glauben.«
    »Doch, wenn es die Wahrheit ist«, sagte jemand an der Tür.
    Es war Quitoon. Irgendwo musste ein nackter, toter Edelmann liegen, denn Quitoon trug prunkvolle Gewänder: scharlachrot, gold und schwarz. Die Tatsache, dass die Locken seines langen, schwarzen Haares ordentlich frisiert und sein Bart geschnitten waren, betonte sein gutes Aussehen noch.
    Sein verändertes Äußeres beängstigte mich. Wenige Nächte zuvor hatte ich von ihm geträumt, und in dem Traum hatte er genauso ausgesehen wie jetzt, bis zum kleinsten Edelstein an der Scheide seines Dolches. In dem Traum gab es einen guten Grund für sein schickes Äußeres, aber es stößt mich ab, darüber zu sprechen. Offen gesagt schäme ich mich aus unerfindlichen Gründen. Aber warum nicht? Wir sind so weit gekommen, Sie und ich, richtig? Na gut. Die Wahrheit. Ich hatte geträumt, dass er so schick angezogen war, weil er und ich heirateten. Was unser Verstand sich im Schlaf nicht alles zusammenfantasiert! Natürlich ist es bedeutungsloser Unsinn. Aber als ich erwachte, war ich dennoch beunruhigt.
    Jetzt stellte ich fest, dass es ein prophetischer Traum gewesen war. Hier stand Quitoon leibhaftig vor mir und war ganz genauso gekleidet wie in meinem Traum von unserer Hochzeit. Der Unterschied bestand nur darin, dass er kein Interesse an einer Eheschließung hatte. Er redete von apokalyptischeren Themen.
    »Habe ich es dir nicht gesagt, Mister B.?«, krähte er. »Habe ich dir nicht gesagt, dass in Mainz

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