Fahrt ins Ungewisse
Situation gerade ist, immerzu muss ich an ihn denken. Sollte er sich von mir nun entfernen wollen, konnte mich Michael schließlich gleich erschießen! Ein Leben ohne Sebastian kann und will ich mir nämlich nicht vorstellen.
Während sich die Schritte wieder weiter entfernen, denke ich fieberhaft nach, wie wir am Besten flüchten können.
„Weißt du was? Wir müssen schauen, dass wir irgendwie zum Auto kommen!“, flüstert mir Sebastian in diesem Moment in mein Ohr.
Ich nicke und versuche möglichst geräuschlos aufzustehen, um dann Sebastian zu folgen, der zwei Schritte vor mir, sich einen Weg durch das Dickicht bahnt. Dadurch, dass der Waldboden von kleinen Holzstücken übersät ist, ist es kaum möglich, geräuschlos einen Pfad nach Draußen zu suchen. Und, wie befürchtet, hören wir bald hinter uns jemanden in unsere Richtung laufen. Sofort fangen wir auch zum Rennen an, so gut das eben zwischen die vielen Bäume hindurch möglich ist, und gelangen so wieder auf die Wiese.
Beim Laufen hole ich Sebastian ein und wir rennen auf gleicher Höhe zum Auto.
„Ich sperr’... Auto auf ... Du, Handy...“, keucht er in meine Richtung. Ich versuche gar nicht erst zu antworten, schließlich bekomme ich auch so schon keine Luft mehr. Außerdem höre ich, dass uns unser Verfolger immer weiter einholt.
Endlich gelangen wir nach einem unendlich langen Sprint zum Auto und während Sebastian darum herum läuft, hinein springt und es startet, klaube ich unsere beiden Handys vom Boden auf. In der Zwischenzeit hat Sebastian die Beifahrertür geöffnet und ich springe vorwärts in das Auto hinein. Doch da fasst jemand meinen rechten Arm und will mich wieder herausziehen.
Ich versuche mich loszureißen und klammere mich dabei mit der linken Hand an Sebastians Sitzlehne fest.
„Fahr los!!“, schreie ich, doch stattdessen, umklammert Sebastian mit seinen Händen meinen Oberkörper und versucht mich ins Auto zu ziehen.
Voller Angst drehe ich mich erstmals um und blicke direkt in Michaels von Hass zerfressene Augen.
Ich sehe plötzlich, dass er mich mit seiner rechten Hand auslässt und hinten in seine Hose greift. Und ich weiß genau, dass er dort seine Pistole versteckt hat.
„Fahr los!!“, schreie ich noch einmal in Sebastians Richtung, der mir endlich Gehör schenkt, in den Ersten Gang schaltet und dann ins Gas tritt. Während er einen U-Turn macht, klammere ich mich mit aller Kraft an der Lehne fest. Doch als ich bemerke, dass Michael, der deutlich stärker ist als ich, seine Hand wieder zu lösen versucht, um mich mit beiden Händen hinauszuziehen, nutze ich diesen Moment der Unaufmerksamkeit. Ich schaffe es, meinen Unterarm aus seinem Griff zu lösen und verpasse ihm einen Schlag mitten ins Gesicht. Dadurch überrascht, lässt er mich los und fliegt in die Wiese zurück, während ich endlich die Autotür schließen kann.
Scharfe Kurven
Sebastian fährt so schnell es geht den kleinen Wiesenweg zur Landstraße hinauf zurück und biegt dann links ab, um weiter ins Landesinnere zu fahren.
Er fährt so schnell die kurvige Straße entlang, dass sich bei jeder Biegung mein Magen mehrmals umdreht. Und trotzdem bemerken wir, dass uns der schwarze BMW von Michael, nun haben wir ja Gewissheit, dass das Auto zu meinem Ex gehört, mit uns mithalten kann.
Eine wilde Verfolgungsjagd zwischen unseren beiden Wägen entbrennt. Michael schafft es immer öfter uns beinahe aufzufahren, wann immer Sebastian vor einer Kurve abbremsen muss. Ich schwitze, merke allerdings, dass es um Sebastian noch schlimmer steht, der am ganzen Körper zittert und dem der Schweiß in mehreren Bahnen das Gesicht nach unten rinnt.
Nur wenige Kilometer weiter fahren wir soeben einen Berg hinunter, als sich das Dickicht neben der Straße lichtet und wir bemerken, dass es nur einen Meter neben der Straße, 100 Meter tief hinuntergeht.
„Pass bloß auf!“, meine ich in Sebastians Richtung, der instinktiv ein wenig langsamer wird.
„Wir schaffen das schon!“, antwortet er selbstbewusst, steigt wieder aufs Gas und fährt weiter.
In diesem Moment taucht eine besonders scharfe Kurve vor uns auf und Sebastian muss fest in die Bremse steigen, um nicht in den Abgrund zu schießen.
„Geschafft!“, schnauft er erleichtert auf, als wir die Kurve sicher passiert haben. Intuitiv drehe ich mich um und sehe gerade noch, wie der schwarze BMW über die Kurve hinaus in den Abgrund schlittert und mehrere Meter im freien Fall nach unten
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