Fahrt ins Ungewisse
und wieder wegzufahren.
Auf dem ganzen Weg zurück ins Hotel, wechseln wir kein Wort, zu angespannt sind wir beide. Die Angst steht uns förmlich ins Gesicht geschrieben. Dabei quälen mich noch ganz andere Fragen zusätzlich. Wie soll ich Sebastian nur erklären, dass Melanie eigentlich Michael ist? Dass er nicht die Frauen verdächtig ansehen, sondern die Männer mustern soll? Ich fühle mich wie ein Verbrecher, der seinen Freund unnötig in Gefahr bringt, denn er würde Michael nicht einmal erkennen, wenn er auf ihn träfe. Und trotzdem bringe ich nicht den nötigen Mut auf, ihm endlich alles zu gestehen.
Schnell laufen wir an der unbesetzten Rezeption vorbei in unser Zimmer, wo uns bereits die nächste böse Überraschung erwartet. Gleich nachdem wir aufgesperrt haben, bemerken wir, dass jemand unsere Sachen durchwühlt hat.
„Wieso macht sie das?“, schreit Sebastian voller Angst. Auch ich starre wie erstarrt durch das Zimmer.
„Ich glaube, er will uns einschüchtern...“, meine ich. Sebastian fährt sich mit seinen Händen durch die Haare, stutzt dann und sagt:
„ Sie , meinst du! Sie will uns einschüchtern!“, korrigiert er mich dann und ich nicke, auch wenn er mich sowieso nicht sieht. Da wird mir plötzlich schwindlig und ich muss mich am Türrahmen festhalten. Sebastian dreht sich daraufhin um und sieht in mein käseweißes Gesicht. Sofort kommt er zu mir und umarmt mich.
„Es tut mir leid, ich hab gar nicht daran gedacht, dass es für dich noch viel schlimmer ist!“, meint er und streicht über meinen Rücken.
„Komm, lass uns schnell packen!“, meint er dann weiter, während ich seinen muskulösen Körper noch enger an mich drücke. Wenn ich ihn nicht hätte!, schießt es mir durch den Kopf.
Dem Tod entronnen, oder nicht?
Nur wenige Minuten später, räumen wir die Sachen aus dem Zimmer ins Auto und hinterlassen bei der Rezeption noch eine Notiz, damit zumindest irgendjemand weiß, dass wir hier waren. Falls wir verschwinden. Die Idee kam von Sebastian und da erst wurde mir bewusst, in welcher Gefahr wir uns beide befinden.
„Denkst du, sie hat das Auto ebenfalls verwanzt?“, unsicher zucke ich mit den Schultern.
„Wir können nur hoffen, dass nicht!“, meine ich dann.
„Und, wohin fahren wir eigentlich?“
„Fahren wir einfach ein wenig wieder zurück, da kennen wir wenigstens bereits die Strecke. Hey, es tut mir unendlich leid, dass ich dir solche Umstände mache!“, entschuldige ich mich. Es ist mir egal, wohin wir fahren, Hauptsache Sebastian ist neben mir.
„Hör bloß auf damit! Du kannst ja nichts dafür!“, antwortet mein bester Freund prompt und startet schließlich das Auto, um wieder auf die Landstraße aufzufahren.
„Weißt du was, Nicolo, lass uns einfach so weit fahren, wie wir können und dann zu ein wenig Schlaf kommen. Alles andere lass uns morgen entscheiden!“
Straßen in der Nacht in Rumänien sind wirklich nicht der Ort an dem man sich spät noch aufhalten möchte, noch dazu, wenn man sowieso schon angst hat, dass man verfolgt wird. Ich hoffe inständig, dass Sebastian mit seiner Vermutung, das Auto könnte ebenfalls verwanzt worden sein, unrecht behält.
„Weißt du, was wirklich doof ist? Es ist schon so spät, dass ich gar nicht weiß, ob wir überhaupt noch ein Hotel finden, das noch offen hat!“
„Schlimmstenfalls schlafen wir im Auto!“, meine ich.
„Also, voll viele sagen ja, dass meine Beziehung nicht ganz normal ist, aber ich wusste nicht, dass es noch schlimmer geht!“, Sebastian lacht laut auf.
Circa eine halbe Stunde später bemerken wir ein Auto, das hinter uns immer schneller wird. Wir befinden uns gerade auf einer kurvenreichen Straße ins tiefe Landinnere.
„Glaubst du, ist sie das?“, fragt Sebastian sichtlich nervös.
„Ich seh’ leider nicht, ob es ein BMW ist...“
Sebastian fährt immer schneller und langsam beginnt auch in mir ein ganz mulmiges Gefühl aufzusteigen.
„Hey, Sebastian, ich muss gestehen, ich hab echt angst. Du kennst ja außerdem nicht die ganze Geschichte...“, jetzt muss es raus! Wenn wir schon sterben sollten, dann soll Sebastian wenigstens die ganze Wahrheit kennen.
„Hey, heb dir die Geständnisse für später auf! Jetzt muss ich mich echt auf die Straße konzentrieren!“, sagt Sebastian, als er gerade in eine Kurve einfährt, zu spät abbremst und das Auto plötzlich ins Schleudern gerät. Ich schreie im selben Moment auf und halte mir reaktionsbedingt schützend die
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