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Faktotum

Faktotum

Titel: Faktotum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Bukowski
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mal her«, sagte der Geschäftsführer, »wollt ihr den Tag heute noch arbeiten?«
»Damit Sie Zeit haben, um unsere Ersatzleute anzuheuern?« fragte einer.
»Ihr könnt es machen, oder ihr könnt es bleiben lassen«, sagte der Geschäftsführer.
Wir machten es. Wir arbeiteten den ganzen Tag, schmissen Kartons durch die Luft und lachten uns krumm und dämlich. Dann holten wir unseren Lohn und gingen zurück in unsere Buden zu unseren besoffenen Weibern.

82
    Es war wieder so ein Laden, der Fassungen für Neonröhren herstellte: The Honeybeam Company. Die meisten Kartons waren einsfünfzig bis einsachtzig lang, und sie wogen einiges, wenn sie vollgepackt waren. Wir hatten einen 10-Stunden-Tag. Der Arbeitsgang war sehr simpel – man ging zum Fließband, holte sich eine Ladung von den Dingern, latschte zurück und verpackte sie. Die meisten Arbeiter waren Mexikaner und Schwarze. Die Schwarzen hatten mich auf der Latte. Sie behaupteten, ich hätte ein vorlautes Maul. Die Mexikaner schwiegen und hielten sich raus. Jeder Tag war ein Kampf – erstens um mein Leben und zweitens, um mit Monty, dem Oberpacker mitzuhalten. Den ganzen Tag lang bearbeiteten sie mich.
    »Hey, Boy. Boy! Komm her, Boy! Boy, ich hab was mit dir zu reden!«
Es war Little Eddie. Little Eddie verstand es besonders gut.
Ich gab keine Antwort.
»Boy, ich red mit dir!«
»Eddie, möchtest du gern mal einen Axtstiel in den Arsch gerammt kriegen und ›Old Man River‹ dazu singen?«
»Woher hast du eigentlich die ganzen Löcher da in deinem Gesicht, white Boy? Über ner Bohrmaschine eingepennt, was?«
»Und woher hast du die Narbe da an deiner Unterlippe? Schnallt sich dein Boyfriend immer sein Rasiermesser an den Schwanz?«
In der Frühstückspause ging ich raus und prügelte mich ein bißchen mit Big Angel. Big Angel setzte mir schwer zu, aber ich brachte ein paar kurze Haken bei ihm unter, geriet nicht in Panik und blieb auf den Beinen. Ich wußte, daß er nur zehn Minuten hatte, um mich zu bearbeiten. Das half. Was am meisten wehtat, war der Daumen, den er mir ins Auge stieß. Wir kamen zusammen wieder rein, keuchend und schwer atmend.
»Du bist kein Profi«, sagte er.
»Versuchs mal mit mir, wenn ich nicht verkatert bin. Dann jag ich dich vom Platz.«
»Okay«, sagte er. »Wenn du mal nüchtern bist, gib mir Bescheid. Dann probieren wirs nochmal.«
Ich beschloß auf der Stelle, von da an keinen Tag nüchtern zur Arbeit zu erscheinen.
    Morris war der Vorarbeiter. Er hatte fürchterlich flache Vibrations, als sei er durch und durch aus Hartholz. Ich gab mir Mühe, nicht mehr mit ihm zu reden als unbedingt nötig war. Er war der Sohn des Geschäftsinhabers und hatte es mal als Vertreter im Außendienst versucht. Dort erwies er sich als Pleite, und sie steckten ihn wieder in den Innendienst. Er kam zu mir her. »Was ist denn mit deinem Auge passiert? Es ist ja ganz rot. «
    »Da hat mich ne Amsel angegriffen, als ich grad unter ner
    Palme durchging.«
»Und die hat dich ins Auge gepickt?«
»Genau das.«
Morris ging wieder weg. Sein Hosenboden war in seine Arschfalte eingeklemmt.
    Am angenehmsten war der Job, wenn die am Fließband nicht nachkamen und wir ohne Arbeit rumstanden. Am Fließband arbeiteten hauptsächlich junge Mexikanerinnen mit märchenhafter Haut und schwarzen Augen. Sie trugen knappe Bluejeans und knappe Pullover und bunte Ohrringe. Sie waren sowas von jung und gesund und flink und relaxed. Sie brachten eine bemerkenswerte Arbeitsleistung. Ab und zu schaute eine von ihnen zu uns her und sagte was, und dann lachten sie alle und warfen uns Blicke zu. Ich sah mir diese lachenden Girls in ihren knappen Bluejeans und knappen Pullovern an und dachte: wenn ich heute nacht eine von denen im Bett hätte, könnte ich die ganze Scheiße hier viel leichter durchstehen. Wir alle dachten das. Aber wir konnten uns auch denken, daß die alle schon vergeben waren. Naja, scheiß drauf. Kam eh nicht drauf an. In fünfzehn Jahren würden sie 185 Pfund wiegen, und dann würden es ihre Töchter sein, die schön wären.
    Ich erstand ein acht Jahre altes Auto und hielt den Job bis Ende Dezember durch. Dann kam die Weihnachtsparty. Am 24. Dezember. Da sollte es zu essen und zu trinken geben, Musik und Tanz. Ich hatte für Parties nichts übrig. Ich konnte nicht tanzen, und Leute konnte ich auch nicht um mich haben, ohne durchzudrehen; besonders Leute auf einer Party. Die versuchten immer sexy und ausgelassen und witzig zu sein, und obwohl sie sich alle Mühe

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