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Faktotum

Faktotum

Titel: Faktotum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Bukowski
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gaben, klappte es irgendwie nicht. Im Gegenteil, sie strengten sich so sehr an, daß sie alles nur noch schlimmer machten.
    Deshalb fiel es mir gar nicht schwer, auf die Party zu verzichten, als Jan sich an mich kuschelte und sagte:
»Scheiß auf die Party, bleib zuhause bei mir, wir saufen uns hier einen an.«
An unserem ersten Arbeitstag nach Weihnachten hörte ich das eine oder andere von der Party. Little Eddie sagte: »Christine hat geheult, als du nicht aufgetaucht bist.«
»Wer?«
»Christine. Die kesse kleine Mexikanerin.«
»Wer is’n das?«
»Sie arbeitet am hinteren Fließband.«
»Red keinen Scheiß.«
»Doch! Sie hat geheult und geheult. Und jemand hat ein großes Bild von dir und deinem Ziegenbart gemalt und an die Wand gehängt und druntergeschrieben ›Gebt mir noch einen Drink!‹«
»Tut mir echt leid, Mann. Ich war verhindert.«
»Macht ja nichts. Sie hat sich schließlich wieder gefangen, und dann hat sie mit mir getanzt. Sie kriegte Schlagseite und hat ne Portion Kuchen ausgekotzt, und dann kriegte sie noch mehr Schlagseite, und sie hat mit sämtlichen schwarzen Jungs getanzt. Sie tanzt richtig sexy. Am Ende ist sie dann mit Big Angel weggegangen, zu ihm in die Bude.«
»Big Angel wird ihr wahrscheinlich seinen Daumen ins Auge gedrückt haben«, sagte ich.
Am Nachmittag des 31. Dezember rief mich Morris nach der Zigarettenpause zu sich und sagte: »Ich hab mit dir zu reden.«
»Okay.«
»Da drüben.«
Morris ging mit mir in eine dunkle Ecke und blieb neben einem Stapel Kartons stehen. »Hör zu, wir können dich leider nicht mehr brauchen.«
»All right. Ist das heute mein letzter Tag?«
»Ja.«
»Ist mein Scheck fertig?«
»Nee, den schicken wir dir mit der Post.« »All right.«

83
    National Bakery Goods war ganz in der Nähe. Sie gaben mir eine weiße Bäckerschürze und zeigten mir meinen Kleiderspind. Sie machten Spritzgebäck, Biskuits, Napfkuchen usw. Weil ich auf meiner Bewerbung zwei Jahre College angegeben hatte, bekam ich den Job als Kokosnuß-Mann. Der Kokosnuß-Mann stand neben der Spritzmaschine auf einem Podest, fuhrwerkte mit seiner Schöpfkelle in dem Faß voll Kokosflocken herum und kippte die Flocken in die Maschine. Die Maschine besorgte den Rest: sie spuckte die Kokosnußmasse auf die Plätzchen und das andere Zeug, das unten durchkam. Es war leichte Arbeit, und sie hatte eine vornehme Note. Da stand ich, ganz in Weiß, und schaufelte die weißen Kokosflocken in eine Maschine rein. Auf der anderen Seite des Raumes arbeitete ein Dutzend junger Girls, ebenfalls in Weiß und mit weißen Häubchen. Ich konnte nicht mit Sicherheit sagen, was die da machten, aber sie waren jedenfalls emsig bei der Sache. Wir arbeiteten in der Nachtschicht.
    In der zweiten Nacht ereignete sich etwas Merkwürdiges. Es fing ganz harmlos an. Ein paar von den Girls begannen zu singen, » Oh, Henry, oh, Henry, how you can love! Oh, Henry, oh, Henry, heaven’s above! «
    Nach und nach stiegen auch die übrigen Girls in den Song ein. Bald waren sie alle am Singen. Hm, dachte ich, die singen ganz eindeutig von mir …
    Dann kam der Aufpasser der Girls angerannt und brüllte: » All right, all right, Girls, Schluß damit! «
Ich senkte gelassen meine Schöpfkelle in die Kokosflocken und fand mich damit ab …
Ich machte den Job gerade seit zwei oder drei Wochen, als gegen Ende der Schicht eine Glocke schrillte. Aus den Lautsprechern kam eine Durchsage. »Alle männlichen Arbeitskräfte bitte zum Hinterausgang.«
Ein Mann mit Anzug und Krawatte kam zu uns her.
»Stellt euch in einem Halbkreis um mich auf«, sagte er. Er hatte ein Clipboard bei sich, auf dem ein Blatt Papier festgeklemmt war. Die Männer bildeten einen Halbkreis. Wir hatten alle unsere weißen Schürzen an. Ich stellte mich ganz außen hin.
»Wir kommen in eine Flaute«, sagte der Mann. »Ich muß euch leider mitteilen, daß wir euch alle entlassen müssen, bis sich das Geschäft wieder belebt. Wenn ihr euch jetzt in einer Schlange hier vor mir aufstellt, dann notiere ich eure Namen, Telefonnummern und Adressen. Sobald wir wieder Konjunktur haben, werden wir euch als erste benachrichtigen.«
Die Männer begannen sich in einer langen Schlange anzustellen, rangelten um die Plätze, fluchten. Ich stellte mich nicht an. Ich sah mir meine Arbeitskollegen an, wie sie da so pflichtbewußt ihre Namen und Adressen angaben. Das, dachte ich, sind die Männer, die auf Parties immer so schön tanzen. Ich ging zurück zu meinem Spind, hängte die weiße

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