Falaysia Bd 2 - Trachonien
noch ziemliche Angst.
„Die Zauberer, die die Hüter der Steine waren, waren früher ständig auf der Suche nach Menschen wie Euch. Sie suchten nach würdigen Nachfolgern, die später ihre Aufgabe übernehmen konnten und die Macht der Steine sinnvoll und weise einsetzen würden. Sie nahmen sie als Lehrlinge auf, bildeten sie aus, übermittelten ihr Wissen und ihre Weisheiten, bis sie dann verstarben. Wenn ein Zauberer keinen Lehrling fand, der die Macht der Steine nutzen konnte, dann zog er sich zumindest einen heran, der über den Stein wachte und an seiner Stelle weiter nach einem Erwählten suchte. So wanderten die Steine über die Jahre von Hand zu Hand, einige in die Schatzkammern von Königen oder, wie im Falle Eures Freundes, sogar in die Hand eines einfachen Soldaten. Dies liegt dem Anschein nach daran, dass es über die Jahre immer weniger Zauberer gab und die Menschen sogar begannen, magisch begabte Personen zu verfolgen und zu töten. Heute gibt es nur noch sehr, sehr wenige von ihnen und die meisten halten ihre magischen Fähigkeiten geheim, aus Angst verfolgt oder missbraucht zu werden. Es sei denn, sie haben sehr viel Macht – so wie Nadir.“
Jenna versuchte weiterhin so gelassen wie möglich auszusehen, doch innerlich jagte ein Gedanke den nächsten, denn die ganze Geschichte kam ihr so unglaublich bekannt vor, dass sie nur zu einer Schlussfolgerung kommen konnte – einer Schlussfolgerung, die ihre Hoffnung darauf, wieder nach Hause zu kommen, immens anwachsen ließ.
„Ich verstehe nicht, wie es möglich sein soll, einen Zauberer zu töten, der im Besitz eines dieser Steine ist und seine Macht nutzen kann“, wandte sie schnell ein, wohl darauf bedacht, sich nicht anmerken zu lassen, was Alentaras Erzählung tatsächlich in ihr auslöste. „Er ist der beste Schutz, den man haben kann.“
„Ist er das?“ fragte Alentara zurück.
„Ja, weil er in gewisser Weise an meine Gefühlswelt gekoppelt ist. Er braucht nur zu fühlen, dass ich Angst habe oder angespannt bin und schon beschützt er mich.“
„Und wenn Ihr Euch wohl fühlt und nicht damit rechnet, angegriffen zu werden?“
Jenna war für einen Augenblick sprachlos. Darüber hatte sie noch gar nicht nachgedacht.
„Ein Pfeil, der aus der Entfernung abgeschossen wird…“ Alentaras sanftes Lächeln passte so gar nicht zu ihren Worten. „Ein Liebhaber, der Euch ein Messer in den Rücken stößt. Das ist alles schon vorgekommen. Glaubt mir, den absoluten Schutz gibt es nicht.“
Damit hatte sie leider Recht. Warum nur war Jenna das zuvor nicht eingefallen? Sie hatte sich mit dem Amulett im Grunde immer viel zu sicher gefühlt.
„Bleibt immer wachsam, meine Liebe“, sprach Alentara weiter und legte ihr erneut sanft eine Hand auf die Schulter, „dann wird das Amulett es auch bleiben.“
Jenna blickte für einen langen Moment auf den rötlich glühenden Stein, suchte dann jedoch wieder den Kontakt zu Alentaras Augen. „Warum erzählt Ihr mir das alles? Warum helft Ihr mir?“
Die Königin lächelte erneut. „Nun, ich erhoffe mir, Euch damit dazu bewegen zu können, eine Weile bei mir am Hofe zu bleiben – zumindest so lange, bis die Bakitarer abgezogen sind. Ich erhoffe mir, dass Ihr dazu bereit seid, Nadir zu signalisieren, dass Ihr auf meiner Seite steht, sollte er versuchen, mich ein weiteres Mal anzugreifen. Er mag mächtig sein, aber er kennt die Macht des Herzens der Sonne und er wird es nicht wagen, mich ein weiteres Mal zu bedrohen, wenn ich unter Eurem Schutz stehe. Ich bin bereit, Euch dafür eine Menge zu bieten. Schutz und Unterkunft für Euch und Euren Freund und uneingeschränkten Zugang zu meiner Bibliothek – auch zu der geheimen, die Ihr längst gefunden habt. Ihr könnt Euch endlich die Informationen besorgen, die Ihr braucht, um die Macht des Amuletts zu verstehen und Euch damit noch besser zu schützen. Und Ihr könnt Euch alle Zeit der Welt lassen, denn je länger Ihr hier in meinem Schloss bleibt, desto besser ist es für mich.“
Das Angebot war überaus verlockend und Jenna sehnte sich beinahe danach, es anzunehmen. Für eine gewisse Zeit in diesem Schloss zu leben und sich um nichts weiter zu sorgen, als sich über die Magie der Steine schlau zu machen, war eine wundervolle Vorstellung. Ein weiches Bett, Essen, das wirklich schmeckte, wundervolle Kleider tragen, baden können… Ja, so etwas konnte sie gebrauchen, um sich zu erholen. Allerdings konnte sie das nicht allein entscheiden, musste sich erst
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