Falaysia Bd 2 - Trachonien
sie frisiert und geschminkt hatten – ja, selbst in dieser mittelalterlichen Zeit gab es so etwas wie ‚Schminkzeug‘ – hatte sie sich kaum noch wiedererkannt. Sie hatte ausgesehen wie eine Prinzessin, gekleidet in diesen seidenen Traum in Manganblau. Und sie hatte festgestellt, dass sie durch die anstrengende Reise sehr viel Gewicht verloren hatte, fast zart aussah. Sie – zart !
„Das freut mich“, erwiderte die Königin. „Ihr seht erholt aus. Habt Ihr gut geschlafen?“
Jenna nickte verhalten. Alentara gab sich zwar große Mühe, ihr die Angst zu nehmen, jedoch konnte sie sich nicht wirklich entspannen. Die Königin war einfach zu freundlich – vor allem wenn man bedachte, welchen Schaden Jenna ihr zugefügt hatte.
Alentara lächelte – ein wenig seltsam, wie Jenna fand – und lief auf einen der mit rotem Samt bezogenen Sessel zu, die in der Mitte des Raumes standen, um sich anmutig darauf niederzulassen.
„Kommt, setzt Euch zu mir“, sagte sie und wies mit einer einladenden Geste auf den Sessel neben sich.
Jennas Puls begann sich wieder zu beschleunigen. Dennoch tat sie, worum sie von der schönen Frau gebeten wurde und ließ sich mit etwas weichen Beinen neben ihr nieder.
„Ihr wundert Euch gewiss, warum ich Euch wie einen Gast empfangen und behandelt habe, obwohl Ihr mir nicht nur meinen besten Kampfdrachen genommen, sondern auch eines meiner wertvollsten Schmuckstücke gestohlen habt“, griff die Königin Jennas Gedanken auf und ihr blieb wieder nichts anderes übrig, als bedrückt zu nicken.
„Dies zeigt wieder, wie wenig Ihr über jenes Schmuckstück und offenbar auch über Euch selbst wisst“, fuhr sie fort. „Was ein Drama in sich ist und Euch das Leben kosten könnte, wenn Ihr an wirklich böse, machthungrige Menschen geraten würdet. Aber lasst uns zunächst zwei sehr wichtige Dinge klarstellen, damit Ihr Euch ein wenig entspannen und Euch auf dieses mir sehr wichtige Gespräch einlassen könnt. Ihr und Euer Freund seid meine Gäste und Euch droht damit keine Gefahr von meiner Seite. Ihr braucht also auch keine Angst vor einer Bestrafung oder einem Racheakt haben. Was das Amulett angeht… Ich schenke es Euch – wenn ich das überhaupt sagen kann, denn genau genommen gehört es dem, den es sich selbst als Besitzer erwählt.“
Jennas Augen wurden ganz groß und ihr Mund klappte in sprachlosem Staunen auf. Alentara schenkte ihr den Stein?! Das konnte nicht ihr Ernst sein! Sie hatte sie bestohlen!
Die Königin stieß ein glockenhelles Lachen aus und schüttelte den Kopf. „Nun macht nicht so ein dummes Gesicht! Ihr werdet das bald verstehen. Alles, was Euch fehlt, sind Informationen, die man bisher bewusst vor Euch verborgen hat – oder eher ein gewisser Mensch.“
Die Königin holte sichtbar Luft. „Fangen wir am besten damit an, aufzuklären, was gestern passiert ist. Ich habe ein paar Vermutungen, die ich gerne bestätigt sehen würde. Ihr seid mit Marek hierhergekommen?“
Jenna nickte nur wieder.
„Ich vermute, er hat Euch dazu verleitet, Euch in das Schloss zu schleichen und das Amulett zu stehlen.“
Zu nicken war weiterhin leichter als etwas zu sagen, denn auch wenn Jenna sich langsam entspannte, so war ihre Kehle immer noch sehr trocken und eng.
„Es ist erstaunlich, welche Wirkung Ihr nach so kurzer Zeit auf diesen Mann entwickelt habt“, stellte Alentara lächelnd fest.
Jenna schenkte ihr einen verblüfften Blick. „Ich… ich… hab überhaupt keine Wirkung auf ihn. Er hat mich nur benutzt.“
Alentara hob nachdrücklich ihre fein geschwungenen Brauen. „Hat er das? Dann erklärt mir doch einmal, warum er Euch allein in das Schloss geschickt hat, um den Stein zu holen. Warum ist er nicht mit Euch gegangen, um Euch gar nicht erst an den Stein heranzulassen und stattdessen nur als Spürhund zu benutzen?“
„Er… er musste die Schlacht anführen“, stammelte Jenna.
„Gut, aber dann hätte er auch einen anderen Krieger mit Euch gehen lassen können“, wandte Alentara ein. „Das hat er jedoch nicht getan. Er wollte , dass Ihr den Stein an Euch nehmt, weil er wusste, dass Ihr dann am besten geschützt seid.“
„A-aber warum sollte er das tun?“
Alentara zuckte lächelnd die Schultern. „Vielleicht habt Ihr auch für ihn einen größeren Wert, als Ihr annehmt. Oder Euch ist gelungen, was bisher noch keiner anderen Frau gelungen ist: Ihr habt ihn bezaubert.“
Jennas skeptischer Blick sprach allem Anschein nach Bände, denn Alentara lachte
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