Falaysia Bd 2 - Trachonien
einzige Bezugsperson verlieren – ganz gleich, ob das jemand war, den sie nicht mögen durfte . „Bitte!“ stieß sie mit brüchiger Stimme aus. „Bitte nimm mich mit! Lass mich nicht hier zurück!“
Marek sah sie für ein paar endlos lang erscheinende Sekunden schweigend an. Dann wandte er sich ein wenig um und sagte etwas zu den anderen Männern, die sofort die Höhle verließen. Der einzige, der bei ihnen bleiben durfte, war der bärtige Riese. Marek ging vor ihr in die Hocke, sah ihr in die Augen.
„Du bist in einen eiskalten Fluss gesprungen, was du garantiert noch niemals zuvor getan hast, und warst ziemlich unterkühlt“, erklärte er nun sehr viel sanfter. „Die Reise durch das Gebirge war ohnehin schon ziemlich strapaziös für dich und dein Körper reagiert darauf mit totaler Erschöpfung. Du hast zwei Tage durch geschlafen und siehst immer noch aus, als wärst du gerade von den Toten auferstanden. Ich lasse dich in diesem Zustand nicht aus dieser Höhle heraus.“
„A… aber kannst du dann nicht auch bleiben?“ gab sie mit dünner Stimme zurück und wischte sich eine Träne von der Wange, die sich gerade selbstständig gemacht hatte. „Ich werd mich jetzt bestimmt ganz schnell erholen und dich nicht lange aufhalten.“
Mareks Gesicht bekam einen deutlich irritierten Ausdruck. „Ich versteh dich nicht. Erst weinst du, weil ich dich mitgenommen habe, und jetzt tust du es, weil ich es nicht mehr tun will? Du solltest eher froh sein, mich für eine Weile los zu sein.“
Sie schüttelte den Kopf und senkte den Blick. „Ich will nicht, dass du gehst.“
„Warum nicht?“
Sie atmete stockend ein und aus, versuchte angestrengt, ihre so befremdlichen Gefühle in Worte zu fassen. „Weil diese Welt mir Angst macht. Und ich… ich glaube dir.“ Sie wischte sich weitere Tränen von den Wangen, ignorierte seinen skeptischen Blick. „Du hast gesagt, dass ich bei dir sicher bin – sicherer als bei jedem anderen. Ich glaube dir das, weil diese Welt sich vor dir fürchtet. Wenn du bei mir bist, wird mir niemand etwas antun. Niemand wird es wagen, mich zu bedrohen.“
„Außer ich selbst“, setzte er leise hinzu.
Sie nickte nur verhalten. „Es ist aber besser, sich nur manchmal vor dir zu fürchten als immer vor allem.“ Sie wusste selbst nicht genau, was sie da von sich gab, sprach nur aus, was ihr gerade in den Kopf kam, ohne groß darüber nachzudenken. Doch sie fühlte, dass es der Wahrheit entsprach und als sie Marek wieder ansah, fand sie ein kleines Lächeln auf seinen Lippen vor.
„Ich verstehe“, sagte er leise. Sein Brustkorb weitete sich sichtbar unter dem tiefen Atemzug, den er nahm. „Ich kann dich dennoch nicht mitnehmen, weil ich mich um ein paar sehr dringende Dinge kümmern muss. Und Kaamo kann genauso gut auf dich aufpassen wie ich.“
Sie schüttelte sofort den Kopf, doch Marek hob die Hand und ließ sie gar nicht erst zu Wort kommen. „Keine Widerrede! Dich gesund zu bekommen ist momentan vorrangig und das kann ich nur gewährleisten, wenn du hier bleibst und dich ausruhst. Kaamo ist einer meiner besten und zuverlässigsten Männer. Er wird gut für dich sorgen und dich beschützen. Ihr werdet von hier aufbrechen, sobald er meint, dass du wieder stark genug für den Rest der Reise bist. Vorher nicht. Respekt ihm gegenüber ist angebracht – Angst wäre einfach nur albern. Er wird dir nichts tun, weil er weiß, dass du unter meinem Schutz stehst.“
„Aber ich will nicht –“
„Was du willst, spielt keine Rolle!“ Er wurde langsam böse, das verriet ihr das bedrohliche Funkeln seiner Augen. „Wann wirst du das endlich einsehen?“
Sie holte Luft, ließ diese jedoch wieder ungenutzt entweichen. Es machte keinen Sinn, noch etwas zu sagen. Er würde nicht auf sie hören, würde keines ihrer Argumente akzeptieren. Er würde nur wütend werden und sie wollte lieber nicht testen, in welcher Form sich sein Zorn in der Gegenwart seiner Männer äußerte. Also senkte sie den Blick und schloss die Augen, schluckte tapfer weitere Widerworte hinunter. Sie fühlte seinen Blick auf sich ruhen, viel zu lange, viel zu eindringlich. Dennoch sah sie ihn nicht an, sagte nichts, regte sich nicht mehr.
„Gut“, vernahm sie wenig später seine tiefe Stimme und spürte, dass er sich erhob. „Ich denke, ich muss dir nicht noch einmal sagen, dass in Bezug auf Kaamo dieselben Regeln gelten wie in Bezug auf mich. Ich erwarte, bei unserem Wiedersehen keine Klagen über dich zu
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