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Falkengrund Nr. 29

Falkengrund Nr. 29

Titel: Falkengrund Nr. 29 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Clauß
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musste an Godfredson denken. Mit dem Schweden war er hart ins Gericht gegangen, weil er Privates mit Dienstlichem vermischte. Nun streifte der Fall auch sein eigenes Privatleben. Aber wenn er sich geschickt anstellte, würde seine Vergangenheit sein Geheimnis bleiben.
    „Wo gehst du jetzt hin?“, wollte der Pyjamaträger wissen, als der Beamte sich erhob.
    „Zur Polizei“, antwortete er wahrheitsgemäß.

10
    Bei der Mannheimer Kripo war man zunächst freundlich zum Kollegen aus dem Schwarzwald. Hauptkommissar Denzel würde ihn unverzüglich empfangen, hieß es. Als Fachinger jedoch den Namen Gernot Schranz fallen ließ, schien sich die Stimmung zu ändern. Aus dem „unverzüglich“ wurde eine knappe Stunde.
    „Ich bin es nicht gewöhnt, dass man mich so lange warten lässt“, nahm Fachinger dem yuppiehaften, sauber geschniegelten Kollegen gegenüber kein Blatt vor den Mund. Denzel trug einen funkelnden Ehering, und auch seine angegrauten Schläfen blitzten, als wären sie mit Glimmer bestreut. Sein Schreibtisch war aufgeräumt, hinter seinem bequem aussehenden Drehsessel hing ein Stadtplan von Mannheim, in dem einige hübsche rote Fähnchen steckten.
    Markieren bestimmt die besten Herrenausstatter und Juweliere der Stadt , dachte Fachinger gehässig.
    „Entschuldigen Sie die Wartezeit, Kollege. Bei uns geht es eben nicht ganz so gemütlich zu.“ Er griente triumphierend, da gerade in diesem Augenblick wie zur Bestätigung das Telefon klingelte. Er nahm ab, murmelte dreimal bedeutungsvoll „m-hm“ und legte wieder auf. „Wo waren wir stehen geblieben?“
    „Gar nirgends“, sagte Fachinger lakonisch. „Ich komme wegen Gernot Schranz.“
    „Tut mir leid, der Name sagt mir auf Anhieb nichts.“ Die Antwort begann schon, ehe er den Namen vollständig ausgesprochen hatte. Es brauchte nur eine durchschnittliche Menschenkenntnis, um festzustellen, dass dieser Mann nicht die Wahrheit sprach. Er war ein schlechter Lügner. Was ihn beinahe sympathisch gemacht hätte, wäre eben nicht auch ein schlechter Lügner ein Lügner.
    „Das habe ich mir gedacht. Wäre es trotzdem möglich, dass ein Mann dieses Namens vor etwa fünf Jahren in einen Mordfall verwickelt war?“
    „Hier in Mannheim? Das müsste ich eigentlich wissen. Hier ist das Morddezernat.“
    „Wie lange sind Sie schon hier? Ich meine, falls die Frage überhaupt erlaubt ist.“
    „Im Dezernat – zwölf Jahre. An diesem Schreibtisch – bald fünf Jahre. Ist das lange genug?“
    „Das müssen Sie schon selbst entscheiden“, entgegnete Fachinger lieblos. „Könnten Sie trotzdem in den Akten nachsehen lassen?“ Er zögerte und fügte dann mit gesenkter Stimme hinzu: „Schranz gehörte der Mannheimer Homosexuellenszene an. Er verkehrte in einem Lokal namens … warten Sie … Herakles oder …“
    „Hermes“, half ihm Denzel aus. „Es gibt hier einen Schuppen, der Hermes heißt.“
    „Der muss es sein. Könnten Sie den Namen Schranz in Ihren Akten suchen?“
    „Das können wir. Aber das wird dauern.“
    „Mir wäre es sehr recht, wenn Sie es zügig angehen könnten. Und gründlich. Es ist ein sehr verzwickter Fall.“ In Gedanken fügte er hinzu: Und solange er nicht aufgeklärt ist, werde ich jede Nacht diesen merkwürdigen Traum haben.
    Denzel lehnte sich zurück und verschränkte die Arme hinter dem Kopf. „Herr Kollege, was würden Sie denn sagen, wenn ich nach Freudenstadt käme und Ihnen sagen würde, wie Sie Ihre Arbeit zu erledigen haben?“
    Fachinger lachte. „Ich würde Ihnen vermutlich zeigen, wo die Tür ist.“
    „So weit würde ich nicht gehen.“
    „Dann stelle ich schnell noch eine Frage.“ Er zog den Schraubenzieher ruckartig hervor, legte ihn mitten auf den Schreibtisch. „Ist Ihnen das bekannt?“
    „Mir ist geläufig, was ein Schraubenzieher ist und was man damit macht.“
    „Wir führen ein interessantes Gespräch, wissen Sie das? Könnte es sein, dass Ihnen dieser Gegenstand einmal als Mordwaffe untergekommen ist?“
    „Nicht, dass ich mich erinnern könnte.“
    „Bitte fassen Sie ihn einmal an.“
    „Das werde ich nicht tun.“
    „Ach? Warum nicht?“
    „Ich sehe einfach keinen Sinn darin, das ist alles.“
    „Tun Sie’s für mich!“
    „Aus diesem Grund tue ich es schon gar nicht.“
    „Schon gut. Ich belästige Sie nicht länger.“ Fachinger packte das Werkzeug enttäuscht ein. Er verstand nicht, warum der Beamte so tat, als würde er Schranz nicht kennen. Das sah beinahe so aus, als solle der

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