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Falkengrund, Schule des Okkulten - Episode 12 Schattentänzer

Falkengrund, Schule des Okkulten - Episode 12 Schattentänzer

Titel: Falkengrund, Schule des Okkulten - Episode 12 Schattentänzer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Clauß
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ins Theater. Zusammen. Janinas Worte. Immer wieder fielen sie ihm ein. Irgendeine Bedeutung verbarg sich dahinter. Wenn er nur wüsste, welche. „Was wollt ihr von mir?“
    Carina senkte den Kopf und funkelte ihn maliziös an. „Vielleicht sind wir Vampire, und es dürstet uns nach deinem Blut, Artur. Soll ich dir meine Reißzähne zeigen, ja?“
    Langsam öffnete sie den Mund, so dass ihre perlweißen Zähne sichtbar wurden. Sie legte ihren Kopf jetzt in den Nacken und öffnete noch weiter, als wäre sie beim Zahnarzt. An ihrem Gebiss war nichts Unregelmäßiges, keiner der Zähne war länger oder spitzer, als er sein sollte. Im Gegenteil: Sie waren alle perfekt, einer wie der andere. Nicht einmal eine Füllung war auszumachen. Artur redete sich ein, er würde nicht hinsehen, aber in Wirklichkeit starrte er voller Spannung auf ihren Mund – und verfolgte gebannt, wie ihre Zunge nun zwischen ihren Zähnen hervorkam, über die Schneidezähne und die Lippen fuhr, wie ihre Zungenspitze unendlich langsam in der Luft einen kleinen Kreis beschrieb, als würde sie etwas damit abtasten, etwas liebkosen ...
    Es war ihm schon lange viel zu heiß. Er stand auf, hielt sich an der Brüstung des Balkons fest. Carina erhob sich ebenfalls, kam wieder näher. Noch näher als zuvor. Er spürte nicht mehr nur die Spitzen ihrer Brüste – er spürte ihren Busen in seiner ganzen weichen, runden, glühenden Pracht. Nein, diese Frau würde weder als Vampir noch als Gespenst durchgehen. Keine Kälte ging von ihr aus. Sie war von sengender Glut erfüllt.
    Er versuchte zurückzuweichen, aber dazu war nicht genügend Platz.
    Carinas Wange berührte die seine. „Weißt du“, wisperte sie an seinem Ohr, „dass die Liste meiner Kleidungsstücke wie die französische Sprache ist?“ Sie lachte leise, glucksend. Ließ ihre Worte einwirken wie eine anregende Salbe. Ihr Atem brannte wie Feuer auf seiner Haut. „Ich trage nichts, was mit einem H beginnt ...“
    Er schluckte und bemerkte zu spät, dass sie seine Hand ergriffen hatte. Die sanfte Gewalt, mit der er sich zu befreien versuchte, reichte nicht aus. Sie hatte den Saum ihres Rockes gehoben und zog seine Hand zwischen ihre Beine. Er spürte die kleinen Metallteile der Strumpfhalter an ihren Schenkeln, dann wurde es wärmer, und er ertastete etwas anderes ... Strukturen, Formen, die sich in seinem Hirn öffneten wie Blumen, die einen fruchtbaren Nährboden gefunden hatten.
    „Carina.“ Seine Stimme war ein raues Schaben.
    Plötzlich dachte er an die aus dem Fenster stürzende Madoka. Das Grauen auf ihrem Gesicht. Er rief sich ihr Bild mit voller Absicht ins Gedächtnis, und es kühlte ihn augenblicklich ab. Auf einmal war es ein Leichtes, die Frau von sich zu stoßen. Er tat ihr nicht weh, ging aber heftig genug zu Werke, um mindestens unhöflich zu sein. Verletzend.
    Zu ihren Füßen regte sich etwas. In den Schatten auf dem Boden des Balkons zuckte jemand zusammen.
    Jemand?
    Artur starrte hinab. Da lag ein Mann auf dem Fußboden! Nein, mehrere!
    Nein ... er musste sich getäuscht haben. Da war nichts. Nur sich bewegende Schatten, geschaffen von den Lichtreflexen der Bühnenbeleuchtung. Er drängte zur Tür. Stieß dabei mit dem Fuß gegen etwas, das nicht Carinas Schuh war. Etwas Weiches. Ein unebener Teppichboden? Da war doch etwas – ein Spanner, der sich, auf dem Fußboden liegend, in der Dunkelheit des Balkons versteckte? Unmöglich ...
    Die Tür ließ sich problemlos öffnen. Ehe Artur in den finsteren Korridor hinausstürzte, wandte er sich noch ein letztes Mal um. Wollte etwas wissen, was er nicht wissen wollte.
    Hinter ihm erhob sich ein mannsgroßes, vibrierendes, flatterndes, unbeschreibliches Ding vom Boden und stülpte sich über Carina. Ihr Kleid wurde von dem schattenhaften Körper aufgesogen wie von einem schwarzen Sumpf.
    Artur warf die Tür hinter sich zu und begann zu rennen.

6. Wayang
    Beim ersten Schritt, den Olaf zurückstolperte, blieb sein Absatz an einer Kante hängen. Er verlor das Gleichgewicht, griff mit den Händen um sich und erwischte den rechten Türrahmen. Das war zu wenig. Sein Körper kippte schräg nach hinten, seine andere Hand beschrieb einen Bogen. Traf einige der Kerzen – mindestens fünf. Eine davon wirbelte durch die Luft und verlöschte, ehe sie auf dem Fußboden aufschlug.
    Der Leichnam des dalang war auf mehrere Lagen von Stroh- und Bambusmatten gebettet. Die Kerzen, die noch brannten, rollten ein Stück darüber hinweg, blieben dann

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