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Falkengrund, Schule des Okkulten - Episode 16 Ikezukuri

Falkengrund, Schule des Okkulten - Episode 16 Ikezukuri

Titel: Falkengrund, Schule des Okkulten - Episode 16 Ikezukuri Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Clauß
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im Jahr schlucke ich Tabletten, sie finden mich und stecken mir den Finger in den Hals, bis ich alles voll kotze. Dann begleiten sie mich im Krankenwagen in die Klinik, und jedes Mal müssen sie die Fragen der Ärzte über sich ergehen lassen. Diese Fragen klingen so, als würden meine Eltern mich in den Suizid treiben, als wären sie schuld an der Sache. Das geht schon so, seit ich zehn bin, und ihnen macht das keinen besonderen Spaß. Ehrlich gesagt, ich kann das sogar verstehen. Wenn ich sie wäre, hätte ich mir schon lange eins über den Schädel gebraten und mich irgendwo verscharrt, wo mich niemand findet.“
    „Okay, okay, ganz ruhig.“ Sam breitete die Arme aus. „Spielen wir alle für einen Augenblick Psychopath, meinetwegen, machen wir uns ruhig lächerlich. Unsere Eltern wollen uns also unbedingt loswerden. Wie stellen sie das an?“
    Kaori war so ernst, dass es wehtat, sie auch nur anzusehen. „Sie nehmen Kontakt zueinander auf, sprechen sich ab, suchen nach einem perfekten Weg. Unsere Eltern sind wohlhabend. Sie verkehren annähernd in denselben Kreisen. Sie …“
    „… bitten Dr. Andô, den großen Psychiater, auf irgendeiner Party um Beihilfe zum Mord. Kein Problem.“ Sam grinste überlegen. „Er wird ganz begeistert von ihrer Idee sein, die lästigen Suizidler ein paar Wochen in seiner Klinik einzusperren, bis sie verhungern. So etwas wird auf keinen Fall Aufsehen erregen. Der perfekte neunfache Mord.“ Aus seinen Worten sprach beißender Spott.
    Ein Mädchen hob die Hand, als wäre sie in der Schule. „Wir haben hier unten keine Vorräte“, sagte sie mit tonloser Stimme. „Das Essen wird dreimal täglich von oben aus der Küche geliefert. Wenn sie uns nichts mehr bringen, stehen wir das nicht lange durch.“
    Sam sah auf die Uhr. „Immerhin haben wir es schon drei Stunden ohne Essen ausgehalten“, meinte er, ohne zu wissen, was er eigentlich damit sagen wollte. „Und wir haben Leitungswasser ohne Ende. Im Badezimmer und an den Waschbecken in den Toiletten.“
    „Wenn sie es uns nicht abstellen“, hielt das Mädchen dagegen.
    „Oder vergiften“, meinte Kaori.
    „Meine Hochachtung allerseits, wir entwickeln gerade einen ausgewachsenen Verfolgungswahn. Vielleicht berechtigt uns das zu einer Verlegung in ein anderes Krankenhaus.“ Sam ließ den Kopf sinken, frustriert von der Tatsache, dass mehr der anderen ihm widersprachen als zustimmten. Und mit welchen hirnlosen Argumenten sie es taten! Da musste sie nur mal jemand einen Moment allein lassen, und schon verloren sie vollkommen den Verstand!
    Eines der Mädchen, ein hübsches, erwachsen wirkendes Ding mit einem großen Mund und glatten, rot gefärbten Haaren, blickte in die Runde. Sie hieß Nami. „Ich denke, dass Sam Recht hat“, meinte sie leise. „Und zwar aus einem einfachen Grund: Wenn unsere Eltern uns lieber tot sähen, hätten sie das viel leichter haben können.“ Sie stockte. „Meine Mutter ist zu mir aufs Dach gekommen, als ich dort stand und mich hinunterstürzen wollte. Sie hat zehn Minuten lang unter Tränen auf mich eingeredet und mich dann mit Gewalt von der Dachkante weggezerrt. Sie hat Höhenangst, aber die hat sie einfach ignoriert. Wenn ich mich gewehrt hätte, hätte ich sie selbst in die Tiefe reißen können. Trotzdem hat sie mich gerettet. Sie wollte nicht, dass ich sterbe. Ganz bestimmt nicht.“
    „Vielleicht wollte sie nur nicht, dass du es ausgerechnet in ihrem Vorgarten tust“, sagte Kaori. „Ich hab’ schon mal jemanden gesehen, der vom Dach sprang. Schlimm, sage ich dir. Schätze, man kann die Stelle ein Leben lang nicht mehr ansehen, ohne daran denken zu müssen. Habt ihr vielleicht ein paar alte, wertvolle Bonsais, dort, wo du aufgeschlagen wärst?“
    Kaori war zu weit gegangen. Nami warf sich in ihrer Richtung – eine ansatzlose Bewegung, deren Ankündigung jedoch schon Sekunden vorher in ihren Augen zu lesen gewesen war. Sam hatte hingesehen und die Zeichen richtig interpretiert. Er war rechtzeitig zwischen die beiden Frauen gegangen. Nami prallte gegen seine Brust, und obwohl es wehtat, genoss er es. Sanft legte er seine Hände auf ihren Rücken, ließ jedoch sofort wieder los, ehe es ihr unangenehm werden konnte.
    „Keine Panik“, flüsterte er. „Sie hat einfach Angst.“
    „Du hast genauso Angst wie ich“, behauptete Kaori. Sein Flüstern war also nicht leise genug gewesen. „Nur rede ich drüber, während du versuchst, dir etwas vorzumachen.“
    „Wovor sollte ich Angst

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