Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Falkengrund, Schule des Okkulten - Episode 16 Ikezukuri

Falkengrund, Schule des Okkulten - Episode 16 Ikezukuri

Titel: Falkengrund, Schule des Okkulten - Episode 16 Ikezukuri Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Clauß
Vom Netzwerk:
haben? Wovor? Niemand hat uns etwas getan! Unsere Aufpasser haben sich für eine Weile getrollt, vermutlich, um eine Besprechung abzuhalten. Vielleicht sitzen sie auch draußen im Park auf einer Bank, sonnen sich und schauen den Mädchen nach. Und was tun wir? Wir machen uns hier unten in die Hosen wie ein Haufen kleiner Kinder, wenn die Mama mal für fünf Minuten aus dem Zimmer gegangen ist.“
    „Es sind jetzt zwei Stunden“, gab Kaori zu bedenken. Sie sah Nami, die sich langsam aus Sams Griff löste, wütend an. Offenbar hatte sie sich darauf gefreut, sich mit dem Mädchen zu prügeln. Sie sah aus, als brenne sie darauf, das Versäumte zu einer anderen Gelegenheit nachzuholen. „Und die Kameraüberwachung ist ausgefallen. Du kannst Tatsachen nicht ungeschehen machen, Sam, indem du sie ständig ignorierst. Wenn etwas kindisch ist, dann dein unreifes Verhalten!“
    Sam setzte zu einer Erwiderung an, aber er wurde unterbrochen. Von einem Geräusch.
    Ein Pochen war zu hören, und im ersten Moment konnten sie nicht feststellen, woher es kam. Es klang ein wenig metallisch, und metallische Gegenstände gab es hier fast keine.
    Die Tür! Sam reagierte diesmal langsam, da er mit den Gedanken noch bei Nami war. Er war einer der letzten, die die große Stahltür erreichten. Jemand schlug von außen dagegen, keine Frage. Kaori erwiderte das Klopfen.
    „Lass mich mal“, sagte Sam in beinahe versöhnlichem Ton. „Das muss lauter werden.“ Er schlug mit der Faust dreimal kraftvoll gegen das Metall, bis er sicher war, dass man es auf der anderen Seite auch gehört hatte.
    Weiteres Pochen folgte. Draußen. Dann Sams Antwort darauf. Noch einmal drei Schläge.
    „Lasst uns raus!“, rief Kaori. „Wir sind gefangen!“
    „Die hören dich nicht“. Sam schüttelte den Kopf. „Die Tür ist zu dick, und es gibt weder ein Schlüsselloch noch einen Spalt zwischen Tür und Rahmen. Wir können nicht mit denen reden.“
    „Aber jetzt wissen sie wenigstens, dass wir hier drin sind.“ Eines der Mädchen versuchte ein hoffnungsvolles Lächeln.
    „Das wussten sie auch vorher schon. Es ist kein Geheimnis.“
    „Warum klopfen sie dann?“
    „Vielleicht, um uns zu beruhigen.“ Er lauschte, und als kein Pochen mehr folgte, schlug er erneut gegen die Tür.
    „Und warum klopfst du zurück?“
    „Ich weiß es nicht, verflucht!“ Sam fletschte die Zähne und herrschte das kleingewachsene Mädchen hinter ihm an. „Soll ich vielleicht dastehen und zusehen, wie sie wieder abziehen?“
    „Ich verstehe das überhaupt nicht“, meinte der hagere Junge, der noch immer den Manga in der Hand hielt. Er hatte nach wie vor den Finger zwischen den Seiten, an der Stelle, bis zu der er gelesen hatte. „Das macht alles keinen Sinn, oder?“
    Sam schlug weiter gegen die Tür, doch er erhielt keine Antwort mehr. Wer immer auf der anderen Seite gewesen war, schien das Interesse verloren zu haben und weggegangen zu sein. „Das kann doch nicht sein!“, brüllte Sam gegen die Tür. „Ihr könnt euch doch nicht einfach zurückziehen! Hey! Hey!“ Er hämmerte und hämmerte, bis seine Faust knallrot war, aber es kam keine Reaktion mehr von außen.
    „Sie haben uns nicht gehört“, sagte der Junge mit dem Manga.
    „Wenn wir ihr Klopfen gehört haben, dann haben sie auch unseres gehört“, behauptete Sam voller Überzeugung.
    „Richtig“, stimmte Kaori zu. „Und was beweist das? Dass sie uns nicht rauslassen wollen . Sie müssten nur eine ihrer verdammten Karten in den Schlitz stecken. Sie wissen, dass wir in der Falle sitzen, und das ist ganz nach ihrem Plan.“
    Sam seufzte. Schulterzuckend entfernte er sich von der Tür. Er öffnete seine Faust und strich behutsam über die gerötete, schmerzende Handkante.
    „Es ist ein Defekt“, sagte er, aber er klang viel weniger sicher, als er bisher geklungen hatte. „Die Elektronik im Haus muss ausgefallen sein. Die Kameras haben den Geist aufgegeben, die Tür funktioniert nicht mehr. Sie arbeiten daran. Spätestens in ein paar Stunden werden sie das behoben haben. Falls nicht, rufen sie die Feuerwehr und schneiden die Tür auf.“
    Kaori trat auf ihn zu. „Das ist die idiotischste Theorie, die ich je gehört habe“, fauchte sie. „Sie erklärt nicht, warum alle anderen draußen sind und wir hier drinnen. Und auch nicht, warum die Lampen und der Fernseher laufen, aber die Kameras nicht.“
    Sam biss sich auf die Zähne, dass seine Kieferknochen hart hervortraten. Es verlieh seinem runden Gesicht

Weitere Kostenlose Bücher