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Vampire Earth 3 - Donnerschläge

Vampire Earth 3 - Donnerschläge

Titel: Vampire Earth 3 - Donnerschläge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E. E. Knight
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    N ew Orleans im Januar des achtundvierzigsten Jahres der kurischen Herrschaft: Einst noch im Verfall prachtvoll, hat sich die Stadt unter der Herrschaft der Kur von einer alternden Schönheit zu einer Wasserleiche entwickelt. Ein großer Teil von Big Easy rottet einen Meter tief unter dem Wasser des Mississippi River - nicht so das Zentrum der alten Stadt, das heute von zwei Deichen geschützt wird. Die Rokoko-Fassaden des French Quarter, brüniert von einer feinen Patina, verfallen still und unbeklagt. Die stattlichen Häuser zweier großer Vorkriegszeiten, der vor 1861 und der vor 2022, sind von einem Teppich aus Kudzu und Sauergrasgewächsen überwuchert. Als wären die Überflutung und die jahrelange Vernachlässigung nicht Strafe genug, musste New Orleans 2028 einen schweren Hurrikan über sich ergehen lassen, einen gewaltigen Sturm, der sich aus dem Golf von Mexiko erhob wie ein Städte niederreißendes Monster aus einem japanischen Film. Danach gab es keine staatliche Katastrophenhilfe, keine Versicherungsgesellschaften, die sich bereitfanden, um die sturmgeschädigte
Stadt aufzuräumen und instand zu setzen. Was zerstört war, blieb zerstört; die Bewohner fanden es einfacher, in eines der noch stehenden Gebäude umzuziehen, statt Ruinen wieder aufzubauen.
    Doch selbst für den geringen Verkehr unter der kurischen Herrschaft ist die Mündung des Mississippi zu wichtig, sie gänzlich der Natur zu überlassen. Die einstige Metropole ist, sowohl in dem Bereich hinter den Deichen als auch in den an Venedig erinnernden Abschnitten der überfluteten Bezirke, noch immer Heimstatt einer Mélange von Menschen aus den Landstrichen am Golf von Mexiko und den karibischen Inseln. Zählt man all jene mit, die an den Seen, den Bayous und im Mündungsbereich des Mississippi leben, so kann sich New Orleans einer Bevölkerung von über zwei Millionen rühmen - eine Anzahl, mit der nur wenige aus der alten Welt bekannte Städte mithalten können. Der reiche Ertrag an Meeresfrüchten und Fisch und Wild aus den Sumpfgebieten und die viele Kilometer umspannenden Reisplantagen ernähren die Massen, die sich in der Umgebung der aufgeweichten Flussbiegung zusammenballen.
    Die kurische Herrschaft fördert die Fruchtbarkeit der Bevölkerung. Ein Kur-Lord muss eine große Bevölkerung heranzüchten, die ihm ausreichende Mengen an Lebensauren liefert, denn nur, indem er sich von den Energien ernährt, die empfindungsfähige Lebewesen im Todeskampf erzeugen, kann er seine eigene Unsterblichkeit aufrechterhalten. Die Herren von New Orleans empfinden kein Bedauern über die verstummte Musik, die erstickte Lebensart, die vernachlässigte Küchenkultur oder den Bruch in der Geschichte der Stadt. Gesunde, sich paarende Menschenherden, unfähig zu fliehen und dem Zugriff gefräßiger, konkurrierender Kur entzogen, sind die einzige Form des Reichtums, die wirklich zählt.
    In einer Stadt, die einmal für ihre sinnliche Vielfalt bekannt war, ist das höchste Streben der Menschen nun, ein weiteres Jahr zu überleben.

    Zwar war das Easy Street nur eine Spelunke am Ufer, aber es war seine Spelunke, deshalb war Martin Clive stolz auf jeden knarrenden Stuhl und jeden angeschlagenen Krug in seinem Saloon. Von den vergitterten Lampenkästen bis hin zu dem mit Sägemehl bedeckten Boden liebte er jeden Quadratzentimeter und jeden Ziegelstein.
    Auf seine Kundschaft konnte er andererseits auch gut verzichten.
    Nicht, dass er sie nicht gebraucht hätte. Clives Herde an Bargeld liefernden Melkkühen sorgte gut für ihn, wenn er sie angemessen zur Kasse bat. Clives Blick wanderte über die lärmende, stinkende Donnerstagabend-Meute, während draußen winterlicher Regen niederging. Abgesichert durch das aufgenähte Abzeichen auf seiner Weste, in der er sein Geld verwahrte und die er beinahe ständig trug - auch beim Schlafen -, und durch seine Stellung als Eigentümer der größten Bar im Werftenbereich des Hafenviertels, das sich an den Deich drängte, vertändelte er seine Zeit und Hirntätigkeit damit, die Männer abzuschätzen, die sich in seinem Saloon zum Reden, Rauchen und Trinken einfanden. Die wenigen Frauen in seiner Bar waren nicht zum Vergnügen hier, sondern aus rein geschäftlichen Gründen.
    Clive hatte über die Jahre eine Drei-Stufen-Methode zur Einschätzung seiner Gäste entwickelt, die ihm inzwischen so sehr in Fleisch und Blut übergegangen war, dass er sie ganz automatisch nutzte. An erster Stelle stand die Unterscheidung zwischen

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