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Falkenhof 01 - Im Zeichen des Falken

Falkenhof 01 - Im Zeichen des Falken

Titel: Falkenhof 01 - Im Zeichen des Falken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer M. Schröder
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wenigstens den Schinken zurückbehalten sollen, zumindest aber die Dose mit Gebäck«, erwiderte Sadik, der eine Schwäche für süßes Gebäck hatte.
    »Ja, mit Schinken und Gebäck wären wir bestimmt auch nicht viel früher in den Bäumen gelandet«, räumte Tobias ein und bereute nun, als ihm der Hunger zusetzte, dass er so radikal gewesen war und gleich den ganzen Sack über Bord geworfen hatte.
    »Reue füllt keinen leeren Magen«, sagte Sadik, doch ohne Vorwurf. »Der Hungrige frisst sogar Heuschreckenbeine, sagt man bei uns. Aber wo sollen wir hier Heuschreckenbeine auftreiben?«
    »Morgen legen wir uns neuen Proviant zu«, versuchte ihn Tobias zu trösten.
    »Heute ein Huhn ist besser als morgen eine Ziege.«
    Tobias fiel das lose Blatt ein, das aus einem der Tagebücher geflattert war und das er noch im letzten Moment hatte festhalten können.
    »Ich glaube, ich habe Wattendorfs Brief gefunden!«
    »Hoffentlich ist er aus Oblatenteig.«
    Tobias schlug den Umhang zurück und suchte in seinen Jackentaschen, in die er sich allerlei Kleinkram gestopft hatte, nach der Dose mit den Schwefelhölzern, dem kleinen Glasfläschchen mit Schwefelsäure und dem Kerzenende.
    Als er alles gefunden hatte, holte er eines der Tagebücher aus der Truhe, legte es sich quer über seine Beine und stellte Kerzenstummel, Zündholzdose und Schwefelsäurefläschchen darauf. Der Dose entnahm er ein einziges der kostbaren Zündhölzer, dessen eines Ende mit einem Gemisch aus Schwefel, chlorsaurem Kali und Zucker überzogen war. Dann öffnete er vorsichtig den Verschluss des mit Säure gefüllten Fläschchens, das bauchig wie eine reife Pflaume und auch nicht viel größer war. Der Verschluss war oben zu einer kleinen Schale geformt. Tobias nahm den Verschluss in die linke, die Flasche in die rechte Hand, beugte sich zur Seite, damit die Säure nicht auf seine Sachen tropfte und bis auf seine Haut durchbrannte, und versuchte nun im Dunkel, die teelöffelkleine Vertiefung mit Säure zu füllen.
    »Da ist mir die Zunderbüchse zum Feuermachen aber lieber«, meinte Sadik.
    Tobias drückte die Flasche neben sich in den aufgeweichten Boden, griff zum Zündholz und tauchte es in die konzentrierte Schwefelsäure. Augenblicklich entzündete sich das chlorsaure Kali. Eine kleine Stichflamme schoss hoch und setzte das Holzstäbchen in Brand. »Voilà! Schon geschafft! Du müsstest dich mit deiner Zunderbüchse noch eine halbe Ewigkeit abrackern, um Feuer zu entzünden«, freute sich Tobias, der sich jedes Mal wie ein kleiner Zauberer fühlte. Zündhölzer waren eine phantastische Erfindung.
    Er hielt das brennende Zündholz an den Kerzendocht, verschloss die kleine Flasche gut und steckte auch die Dose mit den Zündhölzern wieder ein. Dann zog er das zerknitterte Blatt aus der Innentasche, glättete es auf seinem Knie und hielt es dann ins Licht der Kerze.
    »Ich hab’s doch gewusst! Es ist wirklich Wattendorfs Brief an meinen Vater!«, stieß er begeistert hervor und war der festen Überzeugung, das Geheimnis des Spazierstocks gleich gelüftet zu haben. Doch schon ein zweiter forschender Blick belehrte ihn eines anderen.
    »Mist, verdammter!«, fluchte er.
    »Was ist? Doch nicht aus Oblatenteig?«, spottete Sadik, der sich nicht sehr für Wattendorfs Epistel zu interessieren schien.
    »Was? … Nein, aber das ist nur die zweite und letzte Seite des Briefes«, erklärte Tobias enttäuscht. »Ich bin sicher, dass es der andere Teil des Briefes war, der da aus dem Ballon gesegelt ist. Wenn du doch bloß die Finger von meiner Truhe gelassen hättest!«
    »Als es darum ging, sie zu tragen, klang das aber ganz anders in meinen Ohren. Außerdem ist die letzte Seite eines Briefes immer der interessanteste Teil, besonders bei einem Schwätzer wie Wattendorf«, erwiderte Sadik gleichgültig. »Was für einen Unsinn hat er denn zu Papier gebracht?«
    Tobias schüttelte mit verdrossener Miene den Kopf. »Ich weiß auch nicht – offenbar ein Gedicht und dann nur noch ein paar Sätze. Ich lese sie dir vor:
     
    ›So, jetzt habe ich mein Wissen in deine Hände gelegt, Siegbert. Du wirst das Rätsel gewiss schnell lösen. Das Unheil, das Armin über uns gebracht und das mich in der Stunde der Versuchung hat schwach werden lassen, soll dir den Ruhm bringen, der dir gebührt. Ich bin zu krank, um noch einmal zurückzukehren. Rupert und Jean haben die Schlüssel zu den versteckten Pforten im Innern. Doch ohne dich werden sie nie herausfinden, wo sich diese

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