Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Fall bloß nicht auf!

Fall bloß nicht auf!

Titel: Fall bloß nicht auf! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tim Bowler
Vom Netzwerk:
Geklirr, ein Schrei, Gelächter und davoneilende Schritte.
    Stille.
    Mach die Tür auf. Horch.
    Kein Geräusch im Haus.
    Erst in die Küche, durch den Flur, leise, leise. Halt an beim Wohnzimmer. Die Tür ist einen Spalt weit offen. Schau hindurch. Der Kopf der Alten ist ihr auf die Brust gesunken, eine brennende Kippe liegt im Aschenbecher. Jetzt die Treppe hoch, sachte, sachte. Jetzt wird es schwierig. Es riecht nach Schnaps, Hasch und Schimmel. Halt an oben auf der Treppe.
    Einmal rundum checken.
    Drei Türen, zwei davon offen. Kleine, schmale Schlafzimmer, niemand drin. Das dritte Zimmer scheint das Bad zu sein. Warum ist die Tür geschlossen? Horch mal dran.
    Nichts zu hören.
    Sie muss da drin sein, die Frage ist bloß, wer noch?
    Blick zurück auf die Treppe. Vielleicht muss ich mich ja ganz schnell abseilen. Jedenfalls gehe ich nicht ohne Jaz. Frag mich nicht warum, ich weiß es nicht.
    Vorsichtiger Druck auf die Klinke, die Tür ist nicht verschlossen. Nur einen Spaltbreit öffnen. Kein Geräusch drinnen. Die Tür noch weiter aufmachen, bis sie auf ein Hindernis stößt. Jemandes Fuß ist im Weg.
    Keiner sagt etwas.
    Den Kopf vorsichtig durch die Tür stecken.
    Eine Rauchwolke behindert die Sicht. Ich zwinge mich einzutreten – und sehe, da hängen jede Menge Leute rum.
    Ein großer, wabbeliger Kerl liegt nackt in der Badewanne. Eine Frau sitzt mit dem Rücken am Klosett, zwei weitere Typen liegen neben ihr auf dem Fußboden. Nadeln und Spritzen im Waschbecken.
    Weiter weg auf dem Fußboden ein Blatt Papier, darauf ein paar Stifte, eine Kinderzeichnung. Ein Vogel, das erkenne ich von hier.
    Aber kein Kind zu sehen.
    Plötzlich fällt die Tür hinter mir zu. Einer der Typen hat ihr einen Tritt versetzt. Er hat sich im Sitzen aufgerichtet und starrt mich an.
    Â»Wer bist denn du?«
    Ich drücke das Plüschtier in der Hosentasche.
    Â»Jaz’ Onkel Peter.«
    Â»Hä?«
    Â»Jaz’ Onkel Peter.«
    Alle rühren sich jetzt, sogar das Walross in der Badewanne. Große, undurchdringliche Gesichter. Vorher nie gesehen, aber alle sehen kaputt aus. Die Frau schaut mich an.
    Â»Du siehst nicht wie ein Onkel aus, eher wie ein Haufen Scheiße von der Straße.«
    Die Typen lachen alle.
    Ich schaue mir die Gesichter einzeln an. Alle starren nur auf mich. Der Typ, der die Tür zugekickt hat, hält sie mit dem Fuß geschlossen. Tut keinen Mucks. Ich schaue ihm in die Augen. Auch er schaut mich weiterhin an, dann grinst er.
    Â»Alles okay, Onkel Peter?«
    Â»Wo ist Jaz?«
    Â»Nicht hier.«
    Â»Das sehe ich. Wo ist sie?«
    Der Typ schaut zu seinen Kumpeln hinüber.
    Â»Nicht sehr höflich, der Kleine.«
    Wieder Gelächter. Ich versuche es anders.
    Â»Ihre Mama sucht sie.«
    Â»Ach Gott«, sagt die Frau.
    Ich betrachte sie genauer. Von allen hier wird nur sie mir eine Auskunft geben. Aber ich muss es richtig anstellen.
    Â»Ein süßes Mädel«, sage ich.
    Â»Mmh.«
    In den Augen der Frau fällt die Abenddämmerung ein. Ich rücke näher.
    Â»Weißt du, wo sie sein könnte, Süße?«
    Â»Ich bin nicht deine Süße, du kleiner Scheißer.«
    Â»Schon gut, schon gut. Also, wo könnte sie sein?«
    Â»Sie ist raus, als wir reinkamen. Hat ihr Bild hiergelassen. Guck mal im Schlafzimmer nach.«
    Ich hab schon in beiden Schlafzimmern nachgeschaut, Bigeyes, aber vielleicht …
    Ich mache einen Schritt in die Ecke, wo das Blatt Papier liegt, nehme die Zeichnung und den Bleistift und kehre zur Tür zurück. Der Typ hält sie immer noch mit dem Fuß geschlossen. Ich drücke das Plüschtier in der Hosentasche, lasse es los, taste nach dem Messer, umschließe es mit den Fingern.
    Es ist eine Weile her, seit ich ein Messer in der Hand gehabt habe, und noch länger, seit ich damit gedroht habe.
    Ich denke an Trixi und Mary und an Jaz und diesen Typ mit dem aasigen Lächeln. Ich starre ihn an, bis er merkt, was gespielt wird. Das lese ich aus seinem Gesicht. Er schaut abwärts und beobachtet, wie sich meine Hand in der Hosentasche ballt.
    Wieder grinst er, nimmt aber das Bein von der Tür fort.
    Ich mache die Tür auf, horche und trete hinaus auf den Treppenflur. Das Schlafzimmer also. Welches von beiden? Zuerst das auf der rechten Seite.
    Schleich hinein, schließ die Tür hinter dir. Niemand zu sehen, aber jetzt kommt mir eine Idee. Ich gehe auf

Weitere Kostenlose Bücher