Fallen Angel 07 Tanz der Rose
Jahren auf ausdrücklichen Wunsch des Herzogs dort auftreten. «
Bourne Castle? Um Gottes willen! Stephens Hände verspannten sich unwillkürlich so stark, daß die Pferde klagend wieherten. Hastig die Zügel lockernd, hoffte er, daß Rosalind seinen Schock nicht bemerkt hatte.
Rafe Whitbourne, Herzog von Candover, gehörte zu Michaels besten Freunden, und auch Stephen kannte ihn seit vielen Jahren. Candover würde ihn natürlich auf den ersten Blick erkennen... Am liebsten hätte Stephen Rosalind die Zügel überreicht und die Flucht ergriffen.
Wochenlang war er mit den Fitzgeralds in einer verzauberten Welt unterwegs gewesen, die sich total von seinem normalen Leben unterschied. Jetzt drohten diese beiden Welten zu kollidieren. Wenn er nur hinter den Kulissen arbeiten würde, könnte er sich vielleicht verstecken, doch heute abend sollte er wieder den Herzog von Athen spielen. Rosalind und er würden als erste die verdammte Bühne betreten, und alle Augen würden gespannt auf sie gerichtet sein.
»Besteht das Publikum nur aus dem Haushalt des Herzogs? « erkundigte er sich so beiläufig, wie er konnte.
»O nein, es ist eine großartige Veranstaltung«, berichtete Rosalind fröhlich. In diesem Augenblick schob Aloysius, der auf ihrem Wagen mitfuhr, seinen zottigen Kopf zwischen die beiden Menschen, und sie streichelte den Hund geistesabwesend. »Der Herzog und die Herzogin laden alle Adligen der Umgebung dazu ein. Vor der Vorstellung wird diniert, und dieses Festmahl wird sogar uns Schauspielern gebracht. Ausgezeichnetes Essen und Zuschauer, die etwas von gutem Theater verstehen. Es ist der alljährliche Höhepunkt unserer Tournee. «
Na großartig! Stephen würde die Hälfte der Gäste kennen, und vermutlich würden mehrere darunter sein, die ihn als Paten ihrer Kinder schätzten. »Wie ist es denn dazu gekommen? «
»Der Herzog hat mit einigen seiner vornehmen Freunde eine Aufführung in Whitcombe besucht. Wahrscheinlich waren sie nur hergekommen, um zu lästern, doch dann kamen sie offenbar aus dem Staunen nicht heraus. « Rosalind lächelte glücklich. »Nach der Vorstellung - es war Der Sturm - kam Candover hinter die Bühne, flirtete mit allen Damen der Truppe, sogar mit der alten Nan, und fragte, ob wir für eine Privatvorstellung in seinem Amphitheater zur Verfügung stünden. Übrigens ist er ein sehr attraktiver Mann! «
Ohne auf ihre letzte Bemerkung einzugehen, murmelte Stephen: »Und ihr habt natürlich mit Freuden zugestimmt. « Noch war es nicht zu spät für ihn, um die Flucht anzutreten, doch das wäre unverantwortlich, nachdem es der Truppe ohnehin schon an Schauspielern fehlte. Thomas verließ sich darauf, daß Stephen auch heute abend den Theseus mimte.
»Halt dich fest«, warnte er, während er den Wagen um ein großes Schlagloch herumlenkte. Warum verstörte ihn der Gedanke, erkannt zu werden, eigentlich so sehr? Schließlich war er der Herzog von Ashburton, der tun und lassen konnte, was er wollte. Vielleicht würden die Leute über sein exzentrisches Benehmen lachen und spotten - aber mit Sicherheit nur hinter seinem Rücken! Einen direkten Affront würde niemand wagen.
Schämte er sich, öffentlich aufzutreten? Keineswegs. Ganz im Gegenteil - er war stolz auf sein bescheidenes Talent und genoß es, zu diesem hervorragenden Ensemble zu gehören.
Was war dann der Grund für diesen Widerwillen, erkannt zu werden?
Er begriff, daß es die Kollision der beiden Welten war, die er unbedingt vermeiden wollte. Die letzten Wochen waren etwas ganz Besonderes gewesen, eine Zeit nie gekannter Lebensfreude, an die er sich in den nächsten schwierigen Monaten dankbar erinnern würde. Dieses einmalige Erlebnis durfte nicht als törichtes Abenteuer zerredet werden!
Was aber noch viel schlimmer war - man würde natürlich munkeln, er hätte mit einer - oder mehreren - der Schauspielerinnen geschlafen. Boshafter Klatsch dieser Art würde Rosalind und ihre Familie diffamieren, und das durfte nicht geschehen!
Doch wie in aller Welt sollte er es anstellen, nicht erkannt zu werden?
Plötzlich fiel ihm etwas ein. »Ich würde den Theseus gern mit Perücke und Bart spielen, um altertümlicher auszusehen. Das müßte sich doch machen lassen, oder? «
»Ja, aber wozu willst du einen Bart tragen? « fragte Rosalind überrascht. »Sie kratzen schrecklich - das weiß ich aus eigener Erfahrung, wenn ich Männer gespielt habe. Und sie verdecken das Gesicht so sehr, daß die Mimik darunter leidet. «
Stephen
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