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Fallen Angel 07 Tanz der Rose

Titel: Fallen Angel 07 Tanz der Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Jo Putney
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Brise.
    Ziemlich schweigsam gingen sie durch das Dorf. Der Bauernhof lag am Ortsrand, und niemand öffnete, als sie an der Haustür klopfte. Wie Williamson vorhergesagt hatte, war die ganze Familie auf den Feldern und nutzte das gute Wetter aus, um die Ernte einzubringen.
    Rosalind schaute sich auf dem Hof um, der auf drei  Seiten von verwitterten Ziegelbauten gesäumt war. »Wo finden wir die Tenne? «
    »Ich würde sagen - links«, meinte Stephen. »Neben der Kornkammer und gegenüber dem Kuhstall. «
    Ein weiterer Beweis, daß er sich auf Farmen gut auskannte. Sie öffneten eine Hälfte des hohen Scheunentors und traten ein. Rosalind nahm den Raum kritisch in Augenschein. Alte knorrige Balken trugen das Dach, und durch die hohen Fenster fiel ziemlich viel Licht ein. Im Hintergrund gab es einen Heuboden. »Wir könnten unter diesem Heuboden spielen, aber wohin mit den Kulissen? «
    »Dort in der Ecke ist eine Tür, die in die Kornkammer führt. Notfalls könnten die Auftritte von dort aus erfolgen. «
    Sie gingen herum und diskutierten die Möglichkeiten, die dieser Raum bot. Abschließend sagte Rosalind: »Ein bißchen klein, aber durchaus zu gebrauchen, wenn Papas Scheune nicht besser geeignet ist. « Sie hörte ein quiekendes Geräusch und legte lauschend den Kopf zur Seite. »Was war das? «
    »Wahrscheinlich eine Maus, die von einer Eule geschnappt wurde. «
    Wieder waren hohe Laute zu hören. »Sie kommen vom Heuboden. Ich steige hinauf und schaue nach. «
    Stephen hielt die Leiter fest, während sie vorsichtig hochkletterte. Sie wußte, daß er mehr von ihren Beinen zu sehen bekam, als schicklich war, doch es störte sie nicht - ganz im Gegenteil. Als sie oben war, folgte er ihr geschickt.
    Der Heuboden war sonnig, und es duftete köstlich nach frisch gemähtem Gras. Rosalind dachte, daß sie als Kind gern hier gespielt hätte. Auch Erwachsene könnten an diesem Ort ein sehr reizvolles Spiel veranstalten...
    Ein ganzer Chor hoher Piepsstimmen lenkte sie von ihren unkeuschen Gedanken ab. Sie stapfte durch das Heu und rief begeistert: »Schau mal - Kätzchen! «
    Die gestreifte Katzenmutter fauchte besorgt, als Rosalind neben ihr und ihren vier verschiedenfarbigen Jungen niederkniete. »Du brauchst keine Angst zu haben, meine Süße. Ich tu' deinen Kleinen bestimmt nichts zuleide. Darf ich eines kurz halten? «
    Trotz der einschmeichelnden Menschenstimme blieb die Katze wachsam, doch ein schwarzoranges Kätzchen sprang mutig auf Rosalind zu, hatte aber Mühe, im Heu voranzukommen. Lachend kam sie ihm zu Hilfe, und es lief zufrieden auf ihre Handfläche. »Ist er nicht köstlich, Stephen? Schau mal, er paßt genau in meine Hand. « Sie streichelte das Kätzchen mit einem Finger und wurde durch kaum hörbares Schnurren belohnt.
    »Nicht er - sie! Schildpattkatzen sind immer Weibchen«, sagte Stephen mit gepreßter Stimme.
    Als Rosalind erstaunt aufschaute, sah sie, daß sein Gesicht verkrampft war.
    »Ich warte unten auf dich«, murmelte er und ging rasch auf die Leiter zu, taumelte aber schon nach wenigen Schritten, griff sich mit beiden Händen an den Magen und sank zusammengekrümmt ins Heu.
    Erschrocken legte Rosalind das Kätzchen zu seiner Mutter zurück und eilte zu ihm hin. Stephen hatte sich zu einem Ball zusammengerollt, und sein Gesicht war mit kaltem Schweiß überzogen.
    »Um Himmels willen, Stephen, was hast du? «
    Er schüttelte den Kopf und wollte sprechen, brachte aber kein Wort hervor.
    Mit zitternden Händen lockerte sie seine Krawatte, damit er leichter atmen konnte. Seine Haut war kalt und klebrig. Sie sprang auf. »Ich hole einen Arzt. «
    »Nein! « röchelte er. »Es... es geht gleich vorbei... «
    »Kann ich irgend etwas für dich tun? «
    Er schloß die Augen. »Wasser... bitte... «
    Rosalind stieg die Leiter hinab und rannte hinaus. Wo war das Brunnenhaus? Dort, am anderen Ende des Hofes. Sie stürzte darauf zu, ließ den Schöpfeimer in die Tiefe fallen und drehte an der Kurbel. Es kam ihr wie eine Ewigkeit vor, bis er wieder oben war.
    An der Wand hing ein Blechbecher, den sie randvoll füllte. Um das Wasser nicht zu verschütten, mußte sie auf dem Rückweg zur Tenne langsam gehen, und es war schwierig, die Leiter mit dem Becher in der Hand zu erklimmen. Als sie endlich auf dem Heuboden anlangte, war Stephen zu ihrer großen Erleichterung nicht mehr zum Ball gekrümmt, sondern lag auf dem Rücken, eine Hand auf den Magen gepreßt. Seine Augen waren geschlossen, sein Gesicht

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