Fallen Angels 01 - Die Ankunft
schneidend, die Augen kalt und grau. »Sind wir so weit?«
»Ja.« James zögerte. »Wird Ihre Zukünftige uns ebenfalls beehren?«
»Nein.«
James schloss die Tür und wies den Weg in den hinteren Teil des Ladens. Sorgsam ignorierte er Janice, die den Blick nicht von dem Mann lösen konnte. »Dürfen wir Ihnen eine Erfrischung anbieten?«
»Sie dürfen mir einfach Ihre Diamanten zeigen, wie wäre es damit.«
»Wie Sie wünschen.«
Das Séparée war mit Ölgemälden an den Wänden, einem großen antiken Schreibtisch und vier goldenen Stühlen eingerichtet. Darüber hinaus standen ein Mikroskop, ein schwarzes Samtkissen, der gekühlte Eiswein und zwei Kristallgläser bereit. James nickte seinen Angestellten zu, und Terrence trat vor und entfernte den silbernen Kühler, während Janice etwas fahrig die Gläser abräumte. William blieb im Türrahmen stehen, bereit, jeglicher Anfrage sofort Folge zu leisten.
Mr diPietro nahm Platz und legte seine Hände auf den Schreibtisch, eine Platinuhr von Chopard blitzte unter seinem Ärmelaufschlag hervor. Seine Augen, die von derselben Farbe waren wie die Uhr, waren nicht einfach nur auf James gerichtet, sie bohrten sich praktisch durch seine Schädelwand.
James räusperte sich, als er sich dem Mann gegenübersetzte. »Anknüpfend an unser Gespräch, habe ich eine Auswahl an Steinen aus unserer Sammlung zusammengestellt sowie einige Diamanten direkt aus Antwerpen einfliegen lassen.«
Damit zog James einen goldenen Schlüssel hervor und steckte ihn in das Schloss der obersten Schublade des Schreibtischs. Wenn er mit einem Kunden zu tun hatte, der noch nie etwas besichtigt oder gekauft hatte - wie es jetzt der Fall war -, dann musste er vorab eine Einschätzung treffen, ob sein Gegenüber der Typ war, der ohne Umwege das Spitzensortiment vorgeführt bekommen oder der sich eher nach und nach an die teureren Modelle herantasten wollte.
Welcher Sorte Mr diPietro angehörte war unschwer zu erkennen.
Zehn Ringe lagen auf dem Tablett, das James auf die Schreibtischplatte stellte, jeder davon für die Vorführung noch einmal unter Dampf gereinigt. Der, den er nun von dem schwarzen Samt nahm, war zwar nicht der größte - auch wenn der Unterschied nur den Bruchteil eines Karats ausmachte -, er war allerdings mit Abstand der beste.
»Dieses Exemplar hat sieben Komma sieben Karat, Baguetteschliff, Farbton D, lupenrein. Ich kann Ihnen sowohl das Zertifikat der GIA als auch das der EGL zur Prüfung vorlegen.«
Schweigend ließ James Mr diPietro den Ring in die Hand nehmen und eingehend untersuchen. Überflüssig zu erwähnen, dass Schliff und Symmetrie des Steins ganz hervorragend waren oder dass die Fassung aus Platin handgeschmiedet war oder dass so ein kostbarer Diamant nur sehr selten auf den Markt kam. Das sich in ihm spiegelnde Licht, das Feuer des Diamanten sprach für sich, er funkelte so prunkvoll, dass man fast das Gefühl bekam, der Stein könnte magische Kräfte besitzen.
»Wie viel«, wollte Mr diPietro wissen.
James legte die Zertifikate auf den Schreibtisch. »Zwei Millionen und dreihunderttausend.«
Je teurer, desto besser, war bei Männern wie Mr diPietro die Parole, doch in Wahrheit war das ein guter Deal. Um im Geschäft zu bleiben, musste Reinhardt Juweliere Gewinnspanne gegen Umsatz abwägen: Zu hohe Gewinnspanne, zu wenig Umsatz. Abgesehen davon war Mr diPietro - vorausgesetzt, er vermied Gefängnis und/oder Bankrott - genau die Sorte Mann, mit der James eine langfristige Geschäftsbeziehung aufbauen wollte.
Mr diPietro händigte dem Ladeninhaber den Ring wieder aus und studierte die Unterlagen. »Erzählen Sie mir etwas über die anderen.«
James schluckte sein Erstaunen herunter. »Aber natürlich. Selbstverständlich.«
Er ging von rechts nach links durch das Sortiment auf dem Tablett und beschrieb die Eigenschaften jedes Ringes, während er gleichzeitig heftig grübelte, ob er seinen Kunden falsch eingeschätzt hatte. Außerdem ließ er von Terrence noch sechs weitere Diamanten herbeibringen, alle über fünf Karat.
Eine Stunde später lehnte sich Mr diPietro im Stuhl zurück. Der Mann hatte die gesamte Zeit über nicht ein einziges Mal auf seinen BlackBerry geschielt oder sich auch nur im Geringsten ablenken lassen; kein einziger Witz war gemacht worden, um die Spannung zu durchbrechen. Er hatte nicht einmal einen flüchtigen Blick auf Janice geworfen, die sehr hübsch war.
Totale und absolute Versunkenheit.
James musste unwillkürlich
Weitere Kostenlose Bücher