Fallen Angels 01 - Die Ankunft
überlegen, was für eine Frau wohl diesen Ring am Finger tragen würde. Schön war sie natürlich, aber sie musste auch sehr unabhängig und nicht sonderlich gefühlsbetont sein. Normalerweise bekam auch der sachlichste und erfolgreichste Mann noch ein Glitzern in den Augen, wenn er einen solchen Ring für seine Frau kaufte - ob es nun an dem Kick lag, sie mit so übertriebenem Luxus zu überraschen, oder der Stolz, sich etwas leisten zu können, was nur für 0,1 Prozent der Bevölkerung infrage kam -, aber die Männer zeigten in der Regel irgendeine Gefühlsregung.
Mr diPietro war so kalt und hart wie die Steine, die er betrachtete.
»Darf ich Ihnen noch etwas anderes zeigen?«, fragte James, der seine Felle davonschwimmen sah. »Rubine, oder vielleicht Saphire?«
Der Kunde griff in seine Anzugjacke und holte eine dünne schwarze Brieftasche hervor. »Ich nehme den ersten, den Sie mir gezeigt haben, für glatte zwei Millionen.« Als James blinzelte, legte Mr diPietro eine Kreditkarte auf den Tisch. »Wenn ich Ihnen schon mein Geld gebe, dann sollten Sie auch dafür arbeiten. Und Sie werden mir den Stein billiger geben, weil Ihr Unternehmen Kundschaft wie mich braucht.«
James brauchte einen Moment, um zu verdauen, dass tatsächlich ein Geschäftsabschluss stattfinden könnte. »Ich … äh, ich weiß Ihr fachkundiges Auge zu schätzen, aber der Preis lautet zwei Millionen und dreihunderttausend.«
Mr diPietro tippte auf das Plastik. »Das ist eine Geldkarte, der Betrag wird sofort abgebucht. Zwei Millionen. Hier und jetzt.«
James kalkulierte rasch im Kopf. Bei dem Preis würde er immer noch dreihundertfünfzigtausend an dem Stück verdienen.
»Ich denke, das geht in Ordnung«, sagte er.
Sein Gegenüber wirkte nicht überrascht. »Schlau von Ihnen.«
»Was ist mit der Anpassung? Wissen Sie, welche Ringgröße Ihre …«
»Die sieben Komma sieben Karat werden die einzige Größe sein, die sie interessiert. Um den Rest kümmern wir uns später.«
»Wie Sie wünschen.«
Üblicherweise hielt James seine Angestellten dazu an, sich um den Kunden zu kümmern, während er nach hinten ging, um den Schmuck in eine Schachtel zu setzen und die Schätzung des Wertes für die Versicherung auszudrucken. Heute allerdings schüttelte er demonstrativ den Kopf, als Mr diPietro ein Handy aus der Tasche zog und eine Nummer eintippte.
In seinem Büro hörte James den Mann im anderen Raum telefonieren. Doch es gab kein neckisches »Liebling, ich hab da was für dich« oder vieldeutiges »Schatz, ich komme gleich vorbei«. Nein, Mr diPietro rief gar nicht seine Verlobte an, sondern jemanden namens Tom, mit dem er eine Immobiliensache besprach.
James zog die Kreditkarte durch das Lesegerät. Während er auf die Autorisation wartete, reinigte er den Ring erneut und warf in regelmäßigen Abständen einen Blick auf die grüne Digitalanzeige des Kartenlesegeräts. Als er aufgefordert wurde, unverzüglich die Service-Hotline der Bank anzurufen, erstaunte ihn das in Anbetracht des Kaufbetrags nicht weiter. Kaum dass er jemanden erreicht hatte, wünschte der Angestellte, Mr diPietro persönlich zu sprechen.
Er stellte zu dem Telefon im Séparée durch und steckte den Kopf durch die Tür. »Mr diPietro …«
»Die möchten mit mir reden?« Er streckte die rechte Hand aus, ließ erneut die Uhr aufblitzen und nahm den Hörer ab. Noch ehe James die Annahmetaste für ihn drücken konnte, übernahm Mr diPietro das selbst und begann zu sprechen.
»Ja, stimmt. Ja, das bin ich. Ja. Ja. Der Mädchenname meiner Mutter lautet O’Brian. Genau. Danke.« Er sah zu James auf, während er wieder auf das andere Telefon durchstellte und den Hörer auflegte. »Sie werden Ihnen einen Autorisierungscode geben.«
James verneigte sich und ging zurück in sein Büro. Als er zurückkam, hatte er eine glänzende rote Tasche mit roten Seidenhenkeln und einen Umschlag mit der Quittung dabei.
»Ich hoffe, Sie beehren uns bald wieder.«
Mr diPietro nahm, was nun ihm gehörte, entgegen. »An sich habe ich vor, mich nur einmal zu verloben, aber es wird Hochzeitstage geben. Reichlich.«
Die Angestellten traten zurück, und James musste sich beeilen, die Tür zu öffnen, bevor Mr diPietro sie erreichte. Nachdem der Mann hinausgerauscht war, sperrte James wieder ab und spähte durchs Fenster.
Das Auto war einfach der Wahnsinn. Als es mit einem Knurren losfuhr, wurde die helle Straßenbeleuchtung von dem schwarzen Lack zurückgeworfen, der wie ein tiefes,
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