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Fallera

Fallera

Titel: Fallera Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jörg Juretzka
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beschäftigt, und zwar gleichgültig aus welcher Warte, desto schärfer wird der Blick auf und für ihre ausführenden Organe.
    »Manchmal habe ich das Gefühl, die Kriminellen riechen uns«, hatte Menden mit ungewohnter Emphase eingestanden.
    Während ich mit aller zur Verfügung stehenden Nonchalance meinen Blick zur Decke wandern ließ.
    »Meine Beamten können Pizzaboten darstellen, Hausmeister, Verkehrsbedienstete, Bauarbeiter.«
    Ich hätte hier zustimmen können, möglicherweise sollen, doch die Decke hielt meine Aufmerksamkeit gepackt.
    »Aber einen inhaftierten Straftäter inmitten eines ganzen Rudels dieser Gestalten zu mimen, hält keiner meiner Leute auch nur fünf Minuten durch.«
    Und unsere Blicke waren sich begegnet, gerade als ich ihn mit >Keine fünf Sekunden< verbessern wollte.
    »Ein Privatdetektiv wie Sie dagegen .«, hatte er vielsagend geraunt, »mit Ihrer Vergangenheit .«, und sich in einem Lächeln versucht.
    Immer ein ganz, ganz mieses Zeichen bei Menden. »Aber ich brauche das Geld«, sage ich. »In zwei Wochen bin ich wieder zurück, und anschließend kann ich immer noch in Therapie gehen.«
    Scuzzi schüttelt den Kopf. »Du bist weder körperlich noch . sonstwie in der Verfassung für solch eine Aufgabe. Du kannst zurzeit nicht einmal die Verantwortung für dich selbst übernehmen, geschweige denn für eine ganze Gruppe von Leuten.«
    »Aber ich trage da keine Verantwortung. Ich gehe nur mit als eine Art . Beobachter. Und ich habe alles im Griff, glaub mir.«
    »Alles im Griff? Kristof, du hast gerade eben noch mit einem Schlachterbeil nach einer Rauchschwade gehackt!«
    »Ah, nichts als ein Ausrutscher. Außerdem haben wir noch vier Tage bis zur Abreise. Bis dahin bin ich wieder auf dem Damm.«
    »Du willst also wirklich gehen?«
    »Ja. Ich muss hier raus. Das ganze Umfeld hier bringt mich um.«
    »Vielleicht hast du Recht. Trotzdem .«
    »Nichts trotzdem. Ich habe schon unterschrieben.«
    ». haben sich die Minister der Länder zusammengefunden, dieses Experiment gemeinsam zu finanzieren und zu orrganisierren ...«
    Läuft sich eindeutig warm, der Minister . Kommt so richtig ins Schwärmen ... Rollt die R's auf eine der Umgebung und der übertragenden Sendeanstalt angepasste Art .
    Eigentlich überflüssig zu erwähnen, dass die Ansprache nur in phonetischem Sinne an uns gerichtet war. Genauso, wie die ganze Veranstaltung nur unter dem offiziellen Deckmantel
    >Resozialisierung< lief. Dies hier war eine Maßnahme zum Abgreifen liberaler Wählerschichten, entstanden aus der Not heraus, einmal bewilligte Gelder verballern zu müssen, und gesteuert von dem Willen, dabei möglichst viel Aufsehen zu erregen. Deshalb galt die Rede auch nicht uns, sondern der Fernsehkamera und damit all den wohlwollenden Leuten da draußen im Lande, die immer noch an das Gute in jedem von uns glauben wollen. Und die bei aller Ferne zur Realität trotzdem einen Wahlschein ausfüllen dürfen. Und sollen.
    ». während selbst in befrreundeten Staaten immer noch nach dem biblischen Prrinzip von .«
    Lässt kein Klischee aus, der Gute . funktioniert immer, so was .
    ». Auge um Auge, Zahn um Zahn .« Schmissig, die Rede .
    ». haben wir, die Ministerrr der Länderrr, beschlossen, ein Signal zu setzen .«
    Hat er jetzt >Signal< gesagt oder >Fanal    ». ein Signal .«
    Ah, Signal, also .
    ». fürrr die Möglichkeit einerrr Verrrsöhnunk, auch zwischen strrraffällik Geworrrdenennn und ihren Opferrn .«
    Er spuckt jetzt. Speit die Worte heraus, begleitet von sprühender Gischt, gestikuliert einnehmend, raumgreifend, beschwörend . Absolut packend .
    ». geht es uns darrrum, auch zu langjährrrigen Haftstrrrafen Verurrteilte einmal fürr eine bestimmte Zeit aus ihrem gewohnten Umfeld herrrauszurrreißen, um ...«
    Die Frisur mit dem gewagten Scheitel sitzt immer noch tadellos . trotz allen Fuchtelns, Grimassierens, Geiferns . Nur der zuckende kleine Schnauzer unter der Nase färbt sich heller und heller von all den Tröpfchen herausgespieenen Schaums . Davon abgesehen die wildeste, mitreißendste Rede, die ich je gehört habe . Wird besser, je länger sie dauert .
    ». zu beweisen, dass auch Behinderrrrte vor ungewöhnlichen Aufgabenstellungen nicht zu kapitulierrren brrrauchen .«
    Hat uns alle in seinen Bann geschlagen, mittlerweile. Die Worte, Sätze, Formulierungen scheinen nicht mehr den Umweg über die Ohren machen zu müssen, sondern wirken

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