Falling in love

auf die Brust gesetzt: Ich sollte mich entscheiden, ob wir zusammen sind oder nicht. Ich habe gesagt, dass ich im Moment keine Beziehung möchte. In Wahrheit aber wollte ich einfach keine Beziehung mit ihr.
    »Hi Cynthia«, sage ich, um nicht unfreundlich zu sein. Ich will mich nicht mit ihr unterhalten. In den letzten Monaten habe ich mich ziemlich verändert. Es kommt mir total verrückt vor, dass ich mal auf Cynthia stand. Auch wenn es eine rein körperliche Sache war.
    Cynthia stützt sich auf dem Tisch ab und beugt sich nach vorn. Durch ihr tief ausgeschnittenes Top kann man bis zu ihrem Bauchnabel sehen.
    Vielleicht war es doch nicht so verrückt.
    »Na, alles klar bei dir?«, fragt sie.
    »Ja, alles klar.«
    »Okay… also… heute Abend will ich mich mit ein paar Leuten bei Zack treffen. Party machen. Seine Eltern sind noch auf Barbados.« Cynthia hat sich auf dem Tisch langsam nach vorn geschoben. Jetzt ist ihr Gesicht genau vor meinem. »Hast du Bock?«
    »Eigentlich nicht«, sage ich. »Tut mir leid.«
    Ihr Lächeln erstarrt. Einen Augenblick lang nagt das schlechte Gewissen in mir. Aber eigentlich habe ich mich im April unmissverständlich ausgedrückt.
    »Ach so«, sagt sie. »Na gut.«
    Als sie sich von meinem Tisch entfernt und ich freien Ausblick auf ihren Hintern in der engen Jeans habe, bereue ich meine Antwort sofort. Schließlich weiß ich genau, wie dieser Hintern ohne Jeans aussieht. Aber die Reue dauert nur den Bruchteil einer Sekunde. Denn dann denke ich an Sara. Und mir fällt ein, dass ich mich in Cynthias Anwesenheit zwar immer gut gefühlt habe, dass dieses Gefühl aber nie lange angehalten hat.
    Josh kommt auf mich zugerannt. »Tobey! Was geht? Wir haben uns ja ewig nicht gesehen!«
    Genau. Ganze drei Tage.
    Josh knallt sein Tablett auf den Tisch und greift nach meinem Arm. »Wahnsinn! Alter, die sind ja riesig! Hast du trainiert?«
    Josh ist immer etwas überdreht. Das ist eine seiner besten Eigenschaften.
    »Klar«, sage ich.
    »Alter! Du glaubst nicht, was mir gestern passiert ist. Ich habe meinen Bruder unten an der Küste besucht und da ist plötzlich…«
    Und seine Geschichten sind ewig lang.
    Als Mike endlich auftaucht, labert Josh immer noch.
    »Hey Leute«, begrüßt uns Mike.
    »Hey.«
    Mike ist mein bester Freund. Wir fahren genau auf dieselben Sachen ab. Musik. Schlaue Mädchen. Wir schreiben Songtexte und Gedichte, spielen Backgammon und Schach. Außerdem stehen wir auf dieselben Old-School-Bands, auf The Cure und R.E.M., und werden von denselben Musikern beeinflusst. Josh ist da nicht so wählerisch. Er passt sich einfach dem an, was wir machen.
    Plötzlich ruft Josh: »Hey Leute, heute beginnt der Endspurt! Die Schule gehört uns! Paaar-ty!« Dann klettert er tatsächlich auf die Bank und springt darauf herum.
    Durch das ganze Rumgehüpfe schüttet sich Mike seine Cola über. Irgendwie gibt es zwischen den beiden ständig Zoff. Josh ist spontan. Ein durchgedrehter Typ, der am Schlagzeug schon mal ausrasten kann. Mike ist der totale Gegensatz: Er durchdenkt immer alles bis ins Kleinste. Und ich bin eher ruhig und grüblerisch. Zu dritt sind wir die coolste Band der Welt.
    »Alter.« Mike fasst Josh an der Schulter. »Entspann dich mal. Was ist denn los mit dir?«
    »Was los mit mir ist? Baby, was ist los mit dir?« Josh spricht mit seiner Danny-Zuko-Stimme. Im letzten Schuljahr haben wir Grease aufgeführt und Josh hat die Rolle von John Travolta übernommen. Und er war richtig gut. Josh will Schauspieler werden. Ich will Musiker werden. Natürlich versucht uns die ganze Welt davon abzuhalten: Wir sollen lieber etwas aus uns machen, jetzt, wo es noch nicht zu spät ist. Diese Spießer sollen sich um ihre eigenen Angelegenheiten kümmern.
    Mike beachtet Josh gar nicht. »Hast du sie schon gesehen?«, fragt er.
    »Nee«, sage ich.
    Diskretion ist ein Fremdwort für Josh. Jetzt schreit er herum: »Wow! Tobey ist verknallt! Tobey ist total scharf! Tobey ist…«
    »Hey Alter! Jetzt entspann dich.« Irgendetwas in Mikes Stimme bringt Josh tatsächlich zum Schweigen. Er hält den Mund und widmet sich seinem Mittagessen.
    Mike weiß alles über die Sache mit Sara. Josh weiß auch Bescheid, aber bei ihm ist es etwas anderes. Was Beziehungen betrifft, steht Josh auf Katastrophen. An der ganzen Schule ist er bekannt für die Szenen, die er sich mit seinen Exfreundinnen in den Schulfluren liefert. Mike jedoch sucht genau wie ich nach einer richtigen Freundin. Ich glaube, er weiß das