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Farm der Tiere

Farm der Tiere

Titel: Farm der Tiere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George Orwell
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daß die Windmühle nun doch gebaut werden sollte. Er führte keinerlei Gründe für seinen Gesinnungswandel an, sondern warnte die Tiere bloß eindringlich, daß diese Sonderaufgabe sehr harte Arbeit bedeuten würde; es könnte sogar nötig werden, die Rationen zu kürzen. Die Pläne indes seien bis ins letzte Detail vorbereitet. Ein Schweine-Sonderkomitee habe die vergangenen drei Wochen daran gearbeitet. Der Bau der Windmühle, nebst verschiedenen anderen Verbesserungen, werde mit zwei Jahren veranschlagt.
    Am selben Abend erklärte Schwatzwutz den anderen Tieren im Vertrauen, daß Napoleon in Wahrheit niemals gegen die Windmühle gewesen wäre. Im Gegenteil, er sei es, der sie von Anfang an befürwortet habe, und der Plan, den Schneeball auf den Fußboden der Brutanlage gezeichnet hätte, sei in Wahrheit aus Napoleons Papieren gestohlen worden. Die Windmühle sei tatsächlich Napoleons ureigene Schöpfung gewesen. Warum, fragte da jemand, habe er sich dann so heftig dagegen ausgesprochen? Hier schaute Schwatzwutz ganz verschmitzt drein. Das, sagte er, sei die Pfiffigkeit von Genosse Napoleon gewesen. Er habe sich der Windmühle sche inbar widersetzt, schlichtweg nur ein Manöver, um sich Schneeballs zu entledigen, der ein gefährlicher Charakter und schlechter Einfluß gewesen sei. Und nun, da Schneeball aus dem Weg geräumt sei, könne der Plan ohne seine Einmischung fortschreiten. Dies, sagte Schwatzwutz, sei etwas, das man Taktik nenne. Er wiederholte mehrmals: »Taktik, Genossen, Taktik!«, hopste dabei herum und wackelte mit einem fröhlichen Lachen mit dem Schwanz. Die Tiere waren sich nicht schlüssig, was das Wort bedeutete, aber Schwatzwutz sprach so überzeugend, und die drei Hunde, die ihn gerade zufällig begleiteten, knurrten so bedrohlich, daß sie seine Erklärung ohne weitere Fragen akzeptierten.

KAPITEL VI
    Dieses ganze Jahr hindurch arbeiteten die Tiere wie Sklaven.
    Doch sie waren glücklich bei ihrer Arbeit; sie scheuten keine Mühen und Opfer, denn sie wußten genau, daß alles, was sie taten, zu ihrem eigenen Nutzen geschah und zu dem ihrer Artgenossen, die nach ihnen kommen würden, nicht aber zum Nutzen einer Bande arbeitsscheuer, diebischer Menschen.
    Den Frühling und Sommer über arbeiteten sie sechzig Stunden in der Woche, und im August verkündete Napoleon, daß auch Sonntag nachmittags gearbeitet werden würde. Diese Arbeit war rein freiwillig, doch wurden jedem Tier, das ihr fernblieb, die Rationen auf die Hälfte gekürzt. Dennoch erwies es sich als unumgänglich, manche Arbeiten unverrichtet zu lassen. Die Ernte fiel ein bißchen weniger erfolgreich aus als im Vorjahr, und zwei Felder, auf denen im Frühsommer Rüben hätten angebaut werden sollen, blieben unbestellt, weil man mit dem Pflügen nicht rechtzeitig fertig geworden war. Es ließ sich voraussehen, daß der kommende Winter hart werden würde.
    Die Windmühle bereitete unerwartete Schwierigkeiten. Es gab einen guten Kalksteinbruch auf der Farm, und in einem der Nebengebäude hatte man reichlich Sand und Zement gefunden, so daß alle Baumaterialien zur Hand waren. Doch das Problem, das die Tiere anfangs nicht lösen konnten, lautete, wie man die Steine in geeignet große Stücke brechen sollte. Dies schien nur mit Spitzhacken und Brecheisen möglich, die aber kein Tier zu gebrauchen vermochte, weil kein Tier auf den Hinterbeinen stehen konnte. Erst nach Wochen vergeblicher Mühe hatte jemand den richtigen Einfall - nämlich, sich der Schwerkraft zu bedienen. Der Grund des Steinbruchs lag mit mächtigen Blöcken übersät, die in ihrer jetzigen Form zu groß waren, um verwendet werden zu können. Um diese Blöcke schlangen die Tiere Seile und schleppten sie dann mit vereinten Kräften, Kühe, Pferde, Schafe, jedes Tier, das das Seil festhalten konnte - sogar die Schweine halfen manchmal in kritischen Augenblicken - mit schrecklicher Langsamkeit den Abhang und bis zum höchsten Punkt des Steinbruchs hinauf, wo die Blöcke über den Rand gekippt wurden, damit sie unten in Stücke zerschellten. Der Transport der zerbrochenen Steine gestaltete sich dann vergleichsweise einfach. Die Pferde zogen sie karrenweise davon, die Schafe zerrten einzelne Blöcke, und sogar Muriel und Benjamin spannten sich vor ein altes Gouverna ntenwägelchen und taten das ihre. Bis zum Spätsommer hatte man einen hinreichenden Steinevorrat angehäuft, und dann begann, unter der Oberaufsicht der Schweine, der Bau.
    Doch es war ein langsamer,

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