Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Farmer, Philip Jose - Flusswelt 01

Farmer, Philip Jose - Flusswelt 01

Titel: Farmer, Philip Jose - Flusswelt 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Flusswelt der Zeit
Vom Netzwerk:
anderen Leuten fallen lassen. Es wäre auch unmöglich gewesen, da er die meiste Zeit in Burtons Nähe verbrachte. Man stellte ihnen eine gemeinsame Hütte zur Verfügung, damit sie die lokalen Sitten kennen lernten, um später in den Probandenstatus aufzurücken. Ein Teil ihrer Ausbildung bestand aus militärischem Unterricht, der Burton, einem der besten Schwertkämpfer seiner Zeit, nicht schwerfiel. Nachdem er während einiger Prüfungen seine Fähigkeiten unter Beweis gestellt hatte, machte man ihn zum Rekruten und versprach ihm, daß er, sobald er das Idiom gut genug beherrschte, zum Ausbilder aufrücken würde.
    Göring verschaffte sich den Respekt der Leute beinahe ebenso schnell. Mochte er auch eine Reihe von Fehlern haben – er besaß Courage, das konnte ihm niemand absprechen. Er war stark, konnte mit Waffen umgehen und gab sich jovial und sympathisch, wenn es seinen Zielen zuträglich war. Und gleich Burton eignete er sich rasch umfassende Sprachkenntnisse an. So wurde er nach und nach zu einer Autorität, die der des ehemaligen Reichsmarschalls im Dritten Reich ziemlich nahekam.
    Die Uferzone, in der sie jetzt lebten, wurde von einem Volk bewohnt, dessen Sprache sogar dem weitgereisten Linguisten Burton fremd war. Als er genug gelernt hatte, um Fragen zu stellen, fand er heraus, daß die Leute der frühen Bronzezeit entstammen mußten und irgendwo in Mitteleuropa zu Hause gewesen waren. Sie besaßen eine ganze Anzahl seltsamer Bräuche, von denen einer das öffentliche Kopulieren war. Und das versetzte selbst Burton, der Mitbegründer der königlich-anthropologischen Gesellschaft von 1863 gewesen war und auf seinen vielen Expeditionen eine Menge gesehen hatte, in höchstes Erstaunen. Obwohl er daran nicht persönlich teilnahm, konnte man nicht sagen, daß er über diese Sitte entsetzt gewesen wäre.
    Einen Brauch, den Burton mit Freuden annahm, war der der angemalten Bärte.
    Da die männlichen Angehörigen des Bronzezeitvolkes gegen die totale Bartlosigkeit nichts tun konnten, waren sie auf die Idee gekommen, mittels einer Paste, die in der Hauptsache aus Asche bestand, den nichtvorhandenen Bartwuchs vorzutäuschen. Sie verwendeten diese Farbe, der sie noch einige andere Stoffe beimengten, um ihre Gesichter zu bemalen, so daß sie – zumindest aus der Ferne – bärtig wirkten. Die abgehärtetsten Männer zogen es allerdings vor, sich einer schmerzhaften Tätowierung zu unterziehen, um ihre Manneszier bis in alle Ewigkeit zu erhalten.
    Burton fühlte sich jetzt doppelt gut getarnt, wenngleich er wohl oder übel noch immer dem Mann ausgeliefert war, von dem er am wenigsten Gnade erwarten durfte. Und er brannte darauf, einem der Ethiker über den Weg zu laufen, um herauszufinden, ob man ihn, so wie er jetzt aussah, noch erkannte.
    Er hatte das Gefühl, als müsse er einfach den Versuch wagen, bevor man ihn erneut ausfindig machte und er sich in den Netzen der Verfolger verstrickte.
    Ihm war auch bewußt, daß er sich auf ein gefährliches Spiel – das man nur noch mit einem Seiltanz über einer Wolfsgrube vergleichen konnte – einzulassen im Begriff war. Aber er mußte es versuchen! Und er würde nur dann die Flucht ergreifen, wenn sie absolut unumgänglich war. Dann galt es, vom Gejagten in die Position des Jägers überzuwechseln.
    Und hinter jedem Gedanken, den Burton faßte, schwebte nebelhaft die Vision des finsteren Turmes, jenes Großen Grals, von dem die Legende berichtete.
    Warum sollte er noch länger das Katz-und-Maus-Spiel fortsetzen, wo es ihm vielleicht ebenso gut möglich war, die Wälle, hinter denen er das Hauptquartier der Ethiker vermutete, zu erstürmen? Sollte das nicht zu realisieren sein, stand es ihm immer noch frei, sich in den Turm hineinzuschleichen wie eine Maus. Wenn die Katze aus dem Haus war, gab es für eine Maus keine Schwierigkeiten mehr – und wenn sie die Mauern einmal überwunden hatte, konnte sie sich sehr leicht in einen Tiger verwandeln.
    Der Gedanke daran brachte ihn zum Lachen, und die beiden Hüttenmitbewohner warfen ihm erstaunte Blicke zu. Neben Göring befand sich noch ein dritter Mann in der Unterkunft: der aus dem siebzehnten Jahrhundert stammende John Collop. Burtons Gelächter galt allerdings sich selbst. Es war wirklich lustig, sich vorzustellen, daß die Kräfte eines Tigers dazu ausreichten, gegen eine Gruppe von Wesen anzukämpfen, die nicht nur mehrere Milliarden Menschen ins Leben zurückgerufen, sondern auch einen ganzen Planeten nach ihren

Weitere Kostenlose Bücher