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Farmer, Philip Jose - Flusswelt 01

Farmer, Philip Jose - Flusswelt 01

Titel: Farmer, Philip Jose - Flusswelt 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Flusswelt der Zeit
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benetzte sich das Gesicht. Dann kauerte sie sich neben dem Feuer nieder und wärmte sich die Hände über der kleinen Flamme. Wenn jedermann nackt ist, dachte Burton, verliert sogar der Zurückhaltendste seine Sittsamkeit.
    Etwas später hörte er zu seiner Rechten das Gras rascheln. Ein nackter Schädel, der unzweifelhaft Peter Frigate gehörte, tauchte auf, und neben ihm erschien der Kopf einer Frau, die ihm folgte. Sie hatte einen schönen Körper, große, dunkelgrüne Augen und Lippen, die etwas zu voll waren, um schön zu sein. Aber sie machte einen reizenden Eindruck.
    Frigate lächelte breit, wandte sich um und zog seine Begleiterin an der Hand in die Nähe der wärmenden Flammen.
    »Sie schauen mich an wie die Katze, die eben den Kanarienvogel verspeist hat«, sagte Burton. »Was haben Sie mit Ihrer Hand angestellt?«
    Peter Frigate warf einen Blick auf seine Knöchel. Sie waren angeschwollen.
    Seine Handrücken wiesen starke Spuren eines Kampfes auf.
    »Ich wurde in eine Schlägerei verwickelt«, sagte er, deutete mit einem Finger auf die neben ihm stehende Frau, die sich jetzt neben Alice hinkauerte, um sich zu wärmen, und fuhr fort: »Unten am Fluß ging es in der vergangenen Nacht wie in einem Irrenhaus zu. Das Kaugummi scheint irgendeine Droge enthalten zu haben. Sie würden es kaum glauben, was die Leute alles anstellten. Oder vielleicht doch? Immerhin sind Sie Richard Francis Burton.
    Egal – auf jeden Fall fielen sie über alle Frauen her, derer sie habhaft werden konnten, keine war ihnen zu häßlich. Zuerst war ich entsetzt über das, was ich sah, aber dann muß ich wohl durchgedreht haben. Ich habe zwei Männer mit meinem Gral bewußtlos geschlagen. Sie waren dabei, ein zehn Jahre altes Mädchen zu vergewaltigen. Vielleicht habe ich sie auch umgebracht. Ich versuchte dem Mädchen beizubringen, daß es mit mir kommen sollte, aber es rannte weg. Ich entschloß mich, hierher zurückzukehren, und machte mir Vorwürfe wegen der beiden Männer, die ich niedergeschlagen hatte, auch wenn sie es verdient hatten. Die Droge war verantwortlich für das, was sie taten; ich glaube, sie hat auf einen Schlag alle Frustrationen in ihnen zum Ausbruch gebracht, die sie im Laufe ihres Lebens in sich angesammelt hatten.
    Also machte ich mich auf den Rückweg und stieß dabei auf zwei andere Männer, die eine Frau angriffen. Mir schien, daß sie dem Gedanken, es mit einem Mann zu treiben, nicht abgeneigt war, was sie aber offensichtlich störte, war die Tatsache, daß die beiden es bei ihr gleichzeitig versuchen wollten, wenn Sie wissen, was ich damit meine. Wie dem auch sei, jedenfalls schrie sie und wehrte sich, während die beiden Männer ihr hart zusetzten. Ich fiel über die Kerle her, verpaßte ihnen ein paar Hiebe, trat sie und drosch schließlich mit dem Gral auf sie ein. Die Frau ging mit mir. Ihr Name ist übrigens Loghu; das ist alles, was ich von ihr weiß, da ich ihre Sprache nicht verstehe.« Er grinste. »Weiter sind wir nicht gekommen.« Frigate fröstelte.
    »Dann wurde ich irgendwann wach, und es regnete, blitzte und donnerte, als breche der Zorn Gottes über uns herein. Einen Moment lang dachte ich allen Ernstes – lachen Sie nicht darüber –, der jüngste Tag sei angebrochen, und Gott habe uns lediglich einen Tag gegeben, damit wir uns selbst richteten.«
    Er lachte gepreßt und meinte: »Ich bin seit meinem vierzehnten Lebensjahr Agnostiker gewesen, und dennoch spielte ich mit dem Gedanken, einen Priester rufen zu lassen, als ich im Alter von neunzig Jahren im Sterben lag.
    Komisch, daß das kleine Kind, das sich einst vor dem alten Gottvater, dem Höllenfeuer und der Verdammnis gefürchtet hat, doch noch irgendwie in mir steckte – selbst in dem alten Mann. Oder in dem jungen, der von den Toten auferstanden ist.«
    »Was ist schon passiert?« fragte Burton. »Ging die Welt mit Donnergrollen und Blitzschlägen unter? Soweit ich sehen kann, sind Sie noch immer hier und haben nicht einmal der Sünde, die sich Ihnen in der Gestalt dieser Frau näherte, entsagt.«
    »Wir fanden in der Nähe der Berge einen Gralstein. Er liegt etwa anderthalb Kilometer von hier entfernt. Wir hatten uns verirrt, liefen herum, froren, waren naß und zuckten jedesmal zusammen, wenn in unserer Nähe ein Blitz einschlug. Dann fanden wir den Gralstein. Es drängten sich ziemlich viele Leute an ihn, aber sie waren ausnahmslos freundlich, und da sie so viele waren, herrschte eine gewisse Wärme, obwohl wir alle nasse

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