Farmer, Philip Jose - Flusswelt 01
anschließend in dem Bambusbehälter aus, füllte den Becher mit Wasser und setzte ihn aufs Feuer. Als es zu kochen begann, nahm er etwa einen Teelöffel voll von der braunen Substanz und rührte sie ins Wasser hinein. Der Kaffee schmeckte ausgezeichnet, und sie besaßen genug von dem braunen Pulver, um sechs Becher damit zuzubereiten.
Schließlich machten sie durch Alice eine weitere Entdeckung: Es war gar nicht nötig, das Wasser zu erhitzen, bevor man den Kaffee hineingab. Sobald das Pulver mit dem Wasser in Berührung kam, brühte es sich innerhalb von drei Sekunden selbst auf.
Nach dem Essen spülten sie die Behälter aus und befestigten sie wieder im Innern der Grale. Burton befestigte seinen Zylinder wieder am Handgelenk.
Wenn er die Umgebung erforschte, konnte es ein Fehler sein, den Gral wieder in eine der Vertiefungen des Gralfelsens zurückzustellen. Auch wenn andere Leute mit dem Gerät nichts anfangen konnten – er legte keinen Wert darauf, daß jemand das Ding aus purer Boshaftigkeit versteckte und ihn damit dem Hungertod aussetzte.
Anschließend begann er die erste Sprachlektion mit Kazz und dem kleinen Mädchen. Frigate bedeutete Loghu, sich dazuzusetzen, und schlug vor, sie in irgendeiner Universalsprache zu unterrichten, da die Menschheit während ihrer jahrmillionenwährenden Existenz ihrer Rasse sicherlich mehr als fünfzig- oder sechzigtausend Sprachen benutzt habe. Jede einzelne dieser Sprachen – vorausgesetzt, daß die Theorie, nach der alle Menschen, die jemals auf Erden gelebt hatten, wiedererweckt worden waren, stimmte – mußte jetzt in der Flußebene im Gebrauch sein. Natürlich konnte er anhand der wenigen Quadratkilometer, die er bis jetzt gesehen hatte, keinen Anspruch darauf erheben, daß die sich dort aufhaltenden Menschen die Theorie bestätigten. Aber vielleicht sei es dennoch eine gute Idee, Esperanto zu propagieren, jene künstliche Sprache, die der polnische Augenarzt Dr.
Zamenhof im Jahre 1887 entwickelt hatte: Ihre Grammatik war sehr einfach und absolut regelmäßig, und die Aussprache relativ einfach. Die Basis dieser Sprache war Latein, enthielt aber auch sehr viele Worte aus dem Englischen, Deutschen und anderen westeuropäischen Sprachen.
»Bevor ich starb, habe ich einiges darüber gehört«, sagte Burton, »aber ich bin damit leider nie persönlich in Berührung gekommen. Vielleicht könnte diese Sprache uns einmal von Nutzen sein. Aber bis dahin werde ich ihnen erst einmal Englisch beibringen.«
»Aber die meisten Leute hier sprechen Italienisch oder Slowenisch!« sagte Frigate.
»Das mag stimmen, aber bis jetzt sind wir auch noch nicht sonderlich weit herumgekommen. Jedenfalls habe ich nicht die Absicht hierzubleiben, darauf können Sie sich verlassen.«
»Ich hätte es vorher wissen müssen«, murmelte Frigate. »Sie sind immer ein rastloser Charakter gewesen, ständig in Bewegung.«
Burton warf Frigate einen kurzen Blick zu und begann dann mit dem Unterricht. Etwa fünfzehn Minuten lang drillte er seine Schüler in der Aussprache und Identifikation von neunzehn Hauptwörtern und einiger Verben: Feuer, Bambus, Gral, Mann, Frau, Mädchen, Hand, Fuß, Auge, Zahn, essen, gehen, rennen, reden, Gefahr, ich, du, sie, wir. Seine Absicht war, auch gleichzeitig von ihnen soviel zu lernen wie möglich. Irgendwann würde auch Burton in der Lage sein, ihre Sprachen zu sprechen, welche Sprachen dies auch immer sein mochten.
Die Sonne ging über den östlichen Bergen auf, die Luft wurde wärmer, und sie ließen das Feuer ausgehen. Obwohl sie relativ gut in den zweiten Tag ihres neuen Lebens hinübergewechselt waren, wußten sie noch immer so gut wie nichts über diese Welt oder das Schicksal, das sie erwartete, und denjenigen, der es ihnen zugedacht hatte.
Lev Ruach steckte plötzlich seine große Nase aus dem Gestrüpp und fragte: »Darf ich zu euch kommen?«
Burton nickte, und Frigate sagte: »Klar, warum nicht?«
Ruach trat vor. Eine kleine, blasse Frau mit großen braunen Augen und einer zierlichen Figur folgte ihm. Er stellte sie als Tanya Kauwitz vor. Er hatte sie in der vergangenen Nacht kennengelernt, und sie waren, da sie einige Gemeinsamkeiten besaßen, gleich zusammengeblieben. Tanya war russisch-jüdischer Abstammung, hatte 1958 in der Bronx das Licht der Welt erblickt und später als Englischlehrerin im Schuldienst gearbeitet. Ihr erster Mann, ein Unternehmer, hatte seine erste Million gemacht und dann das Zeitliche gesegnet und sie im Alter von
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