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Farmer, Philip Jose - Flusswelt 01

Farmer, Philip Jose - Flusswelt 01

Titel: Farmer, Philip Jose - Flusswelt 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Flusswelt der Zeit
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Tagen Königin Viktorias eigentlich gar nicht hätten geläufig sein dürfen.
    Schließlich packte er, um sich ernsthafte Verletzungen zu ersparen, ihre Handgelenke und hielt sie fest, während Alice wahre Schmutzkübel über ihn ausgoß. Als sie sich endlich wieder zu beruhigen begann und erneut losheulte, führte er sie zum Lager zurück. Das Feuer bestand nur noch aus feuchter Asche.
    Burton legte einiges trockenes Holz darauf, zündete etwas Gras an und sah in der aufflackernden Helligkeit das kleine Mädchen zusammengerollt neben Kazz und Monat im Gras schlafen. Alle drei wurden von den mächtigen Ästen des Eisenbaumes vor dem Regen geschützt. Dann kehrte er zu Alice zurück, die unter einem anderen Baum saß.
    »Bleiben Sie mir vom Leib«, zischte sie. »Ich will Sie nie mehr wiedersehen!
    Sie haben mich entehrt und beschmutzt, obwohl Sie mir Ihr Wort gaben, mich zu beschützen!«
    »Wenn Sie es unbedingt vorziehen, können Sie meinetwegen erfrieren«, sagte Burton. »Ich wollte Ihnen lediglich vorschlagen, daß wir uns gegenseitig wärmen. Wenn Sie wirklich Wert darauf legen, daß dies nicht so sein soll, meinetwegen. Aber ich möchte Ihnen noch einmal sagen, daß das, was wir taten, eine Folge der Drogenwirkung war. Nein, sie hat es nicht bewirkt, denn Drogen bewirken keine Gefühle oder Sehnsüchte; sie setzte sie lediglich frei. Die Droge hat einfach die Mauer zwischen uns niedergerissen. Keiner von uns kann den anderen dafür verantwortlich machen. Dennoch wäre ich ein Lügner, wenn ich jetzt sagen würde, daß ich es nicht genossen hätte – und das gilt auch für Sie. Welchen Grund gibt es also, sich deswegen Vorwürfe zu machen?«
    »Ich bin nicht von dieser tierischen Natur, die Ihnen eigen ist! Ich bin eine anständige und gottesfürchtige Frau!«
    »Zweifellos«, erwiderte Burton trocken. »Aber lassen Sie mich trotzdem noch etwas dazu sagen. Ich bezweifle, daß Sie das, was Sie getan haben, nicht getan hätten, wenn Sie nicht das Bedürfnis dazu verspürt haben würden. Die Droge hat lediglich ihr Schamgefühl außer Kraft gesetzt – aber sie hat in Ihnen nicht irgendwelche nichtvorhandenen Gelüste geweckt. Die hatten Sie zweifellos schon vorher. Und das, was Sie unter Drogeneinwirkung taten, resultierte allein daraus, daß Sie es tun wollten.«
    »Das weiß ich!« schrie Alice. »Halten Sie mich etwa für irgendein dummes Zimmermädchen? Ich verfüge schließlich über ein Gehirn. Ich weiß, was ich tat und warum ich es tat! Es ist nur deswegen, daß ich nicht einmal in meinen kühnsten Träumen geglaubt hätte, daß ich mich in eine solche… solche Person verwandeln könnte! Aber ich mußte es tun! Also muß ich auch eine solche Person sein!«
    Burton versuchte, sie zu beruhigen und ihr klarzumachen, daß jeder Mensch geheime Wünsche hat und dies nicht wider die Natur sei. Er sprach darüber, daß die Legende von der Erbsünde möglicherweise darin ihren Ursprung hätte; daß sie menschlich empfände und deswegen auch über dunkle Gelüste verfügte.
    Und so weiter. Je mehr er sich anstrengte, desto schlimmer schien sie sich zu fühlen. Schließlich, müde geworden vom vielen Reden und frierend von der Kälte, gab er auf. Er legte sich zwischen Monat und Kazz auf den Boden, nahm das Mädchen in die Arme und fühlte sich in der Nähe der drei warmen Körper und der Grasdecke wunderbar warm. Noch lange hörte er Alice weinen, dann schlief er ein.

9
    Als er erwachte, fand er sich im grauen Licht der Morgendämmerung wieder, das die Araber Wolfsschwanz nannten. Monat, Kazz und das Mädchen schliefen noch. Burton kroch unter dem ihn bedeckenden Grashaufen hervor. Das Feuer war ausgegangen; von den Ästen und Zweigen der Bäume hingen Regentropfen.
    Auch das Gras war naß. Burton schüttelte sich vor Kälte, aber er fühlte sich weder müde, noch konnte er sonst irgendwelche Nachwirkungen der Droge feststellen, was er eigentlich erwartet hatte. Unter einem Grashaufen, der im Schutz eines Baumes lag, fand er einen Stapel Bambus, mit dem er das Feuer schnell wieder zum Brennen brachte. Er erwärmte sich ein wenig und sah dann die aus Bambus hergestellten Wasserbehälter, aus denen er sich einen Schluck genehmigte. Alice saß in einer Grasmulde und starrte ihn gedankenverloren an. Sie hatte eine Gänsehaut.
    »Kommen Sie her und wärmen Sie sich!« sagte Burton.
    Sie krabbelte aus ihrer Schlafmulde, stand auf, ging zu den Wasserbehältern hinüber, beugte sich nieder, entnahm ihm eine Handvoll und

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