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Farmer, Philip Jose - Flusswelt 01

Farmer, Philip Jose - Flusswelt 01

Titel: Farmer, Philip Jose - Flusswelt 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Flusswelt der Zeit
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Retuscheur hatte darauf verzichtet, den Hintergrund und seine Kleidung der neuen Welt anzupassen. Da war er nun von der Hüfte an aufwärts auf einer flachen Folie abgebildet. Auf einer flachen… Burton hielt das Bild ein wenig zur Seite und sah sich plötzlich im Profil. Je mehr er es wendete, desto mehr zeigte die Folie ihn auch von der Seite. Es war unglaublich.
    »Im Jahre 1848«, murmelte er vor sich hin, »war ich siebenundzwanzig Jahre alt und Angehöriger der Ostindischen Armee. Diese Flußlandschaft ist Goa.
    Man muß das Bild aufgenommen haben, als ich mich im Lazarett befand. Aber wie? Und wer hat es gemacht? Und wie sind die Ethiker in den Besitz dieser Fotografie gelangt?«
    Allem Anschein nach stellte es für Agneau eine Art Steckbrief dar.
    Möglicherweise trug jeder seiner Jäger ein solches Bild mit sich herum. Man suchte flußauf- und flußabwärts nach ihm; vielleicht waren es Tausende oder sogar Zehntausende, die an seinen Fersen klebten. Wer konnte schon wissen, über wie viele Agenten sie verfügten, mit welcher Verzweiflung und vor allem – warum sie nach ihm suchten?
    Burton steckte das Foto in den Kilt zurück und machte sich auf den Weg zur Hütte. Zufällig fiel sein Blick dabei auf die hinter der Hügellandschaft aufragenden Bergspitzen, jene unbezwingbaren Wälle, die das Flußtal an beiden Seiten säumten.
    Gegen den Hintergrund eines weitgezogenen Teppichs aus kosmischem Gas hob sich etwas ab und leuchtete auf. Es blitzte nur für den Bruchteil einer Sekunde.
    Wenige Sekunden später tauchte wie aus dem Nichts am Himmel ein dunkles Objekt auf, das sofort wieder verschwand.
    Ein zweites Fluggerät zeigte sich. Es flog etwas tiefer als das erste und tauchte dann ebenfalls unter.
    Die Ethiker würden ihn mit sich nehmen, und alles, was die Sevierianer sich später fragen konnten, war, was es wohl gewesen sein mochte, das sie in einen Kollektivschlaf hatte fallen lassen.
    Er hatte jetzt keine Zeit mehr, zu der Hütte zurückzukehren und die anderen zu wecken. Wenn er auch nur noch eine Minute Zeit verschwendete, war er verloren.
    Burton wandte sich um und rannte zum Fluß zurück, stürzte sich in die Fluten und schwamm auf das gegenseitige Ufer zu, das drei Kilometer entfernt war.
    Er hatte noch keine zwanzig Meter zurückgelegt, als er spürte, daß sich etwas über ihn dahinbewegte. Er legte sich auf den Rücken und blickte nach oben. Außer dem Glanz der Sterne war nichts zu sehen. Dann schien in einer Höhe von fünfzig Metern ein Diskus von schätzungsweise zwanzig Metern Durchmesser zu materialisieren. Er verdunkelte den Himmel und löschte die Sterne aus. Er war ganz plötzlich da. Sie verfügten also zumindest über Möglichkeiten, ihn auch in der Finsternis auszumachen.
    »Ihr Schakale!« brüllte Burton wütend den Flugmaschinen entgegen. »Ihr werdet mich niemals bekommen!«
    Er wälzte sich auf den Bauch, tauchte und verschwand mit kräftigen Zügen in der Tiefe. Das Wasser wurde kälter, seine Trommelfelle begannen zu schmerzen. Obwohl er die Augen weit geöffnet hielt, konnte Burton nichts erkennen. Eine Wasserwelle schob ihn unerwartet nach vorne, und er wußte, daß der Druck von dem ihm folgenden Objekt erzeugt wurde.
    Das Fluggerät schickte sich an zu tauchen!
    Es gab nur noch einen Ausweg. Zwar konnten sie seine Leiche bergen, aber das würde alles sein. Er konnte ihnen jetzt nur noch entkommen, wenn er die letzte Konsequenz zog, sich dem Fluß überließ und darauf vertraute, an einer anderen Stelle wieder zu erwachen und den Kampf erneut gegen sie aufzunehmen.
    Burton öffnete den Mund und gestattete es dem Wasser, in seine Lungen einzudringen.
    Die Flüssigkeit verursachte einen Hustenanfall. Er nahm seinen ganzen Willen zusammen und kämpfte gegen den Selbsterhaltungstrieb an. Sein Geist wußte, daß er nach dem Tod ein neues Leben beginnen würde, aber sein Körper setzte sich mit allen Mitteln gegen den Selbstmord zur Wehr. Die Zellen seines Körpers kämpften um ihren Erhalt in der Gegenwart, nicht um den in einer ungewissen Zukunft. Und sie allein waren es, die Burton dazu zwangen, einen gellenden Angstschrei auszustoßen.

22
    »Yaaaaaah!«
    Der Schrei riß Burton vom Boden hoch, als läge er auf einem Trampolin. Im Gegensatz zu seinem ersten Erwachen fühlte er sich diesmal weder schwach noch desorientiert. Er wußte, was auf ihn zukam, daß er auf einem grasbewachsenen Ufer zu Füßen eines Gralsteins zu sich kommen würde. Auf was er allerdings nicht

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