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Fatal Error

Titel: Fatal Error Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Ridpath
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aber auch welche mit dem Markenzeichen von ninetyminutes.com anbieten. Das war Guys zentrale Idee: eine Marke im Netz zu etablieren und in ihrem Sog modische Sportartikel zu verkaufen.
    Aufmerksam lauschte Tony Jourdan, als Guy sprach. In den siebziger Jahren war er ein außerordentlich erfolgreicher Immobilienmakler gewesen, hatte sich aber schon frühzeitig aus dem Geschäft zurückgezogen und in Südfrankreich niedergelassen. Zu früh. Offenbar fehlte ihm der regelmäßige Adrenalinkick des Geschäftslebens, daher nahm er seine Pflichten als Vorstandsvorsitzender von Ninetyminutes sehr ernst. Er sah seinem Sohn sehr ähnlich, war nur kleiner. Sein Blond ging allmählich in Sandgrau über. Er hatte die gleichen blauen Augen, die in einem tief gebräunten Gesicht strahlten, und den gleichen mühelosen Charme, den er nach Belieben abrufen konnte. Aber er war härter. Viel härter.
    Jetzt war ich an der Reihe. Guy hatte den leichten Part gehabt. Nun war Tony warm geworden und bereit, die Zähne zu zeigen.
    Ich verwies auf die vorbereiteten Unterlagen. »Wie Sie sehen können, werden unsere Verluste etwas kleiner sein als vorgesehen. Ich bin zuversichtlich, dass wir sie bis Ende des Jahres so gering halten können, zumal gute Werbeeinnahmen zu erwarten sind.«
    »Aber immer noch Verluste?«, fragte Tony.
    »Aber ja. Das entspricht den Erwartungen.«
    »Und wann erwartet ihr, schwarze Zahlen zu schreiben?«
    »Nicht vor dem dritten Jahr.«
    »Dem dritten Jahr? Das ist 2001, nicht wahr?«, fragte Tony, und ein Anflug von Spott klang in seiner Stimme mit.
    »Eher 2002«, erwiderte ich.
    »So lange reichen unsere Mittel nicht.«
    »Nein«, erwiderte ich geduldig. »Wir müssen sie aufstocken.« »Wir brauchen Barmittel für die E-Commerce-Phase«, warf Guy ein.
    »All das hat der Unternehmensplan vorgesehen«, sagte ich.
    »Und woher soll das Geld kommen?«, fragte Tony.
    »Dazu haben wir einen Vorschlag«, antwortete Guy.
    »Ach ja?«
    »Ja«, sagte ich. »Seit einigen Monaten sind wir mit der Risikokapitalfirma Orchestra Ventures im Gespräch. Ihnen gefällt, was wir tun, und sie wollen zehn Millionen Pfund investieren. Das reicht, um unsere Wachstumspläne zu finanzieren und uns über das nächste Jahr zu bringen.«
    Tony hob die Augenbrauen. »Zehn Millionen, nicht schlecht. Und was wollen sie für ihre zehn Millionen?«
    »Das steht alles hier«, sagte ich und reichte Tony und Hoyle Kopien eines Konditionentableaus. Dort waren die Bedingungen festgelegt, unter denen Orchestra Ventures bereit war, die Investition vorzunehmen. Das Ergebnis einer mehrtägigen, zähen Verhandlung.
    Tony überflog die Papiere rasch. Dann warf er sie auf den Tisch.
    »Das ist Mist«, sagte er. Seine blauen Augen blickten kalt. Keine Spur des berühmten Jourdan-Charmes. »Wenn ich das richtig verstanden habe, geht mein Aktienanteil von achtzig auf zwanzig Prozent zurück.«
    »Richtig«, sagte ich. »Schließlich steckt die Gesellschaft zehn Millionen Pfund in die Firma. Sie haben nur zwei Millionen investiert.«
    »Aber die Aktienanteile des Managements bleiben bei zwanzig Prozent. Erwartet Orchestra Ventures von mir, dass ich einen Teil meiner Anteile an euch abgebe?«
    »Na ja, ganz so ist es nicht geplant.« »Aber am Ende läuft es darauf hinaus?«
    »Ich denke, ja«, räumte ich ein.
    »Warum, zum Teufel, sollte ich das tun?«
    »Sie glauben, wir brauchen einen kräftigen Anteil als Anreiz.«
    »Ach ja, glauben sie das?« Tony ließ keinen Zweifel daran, was er von der Idee hielt. »Aber ich durfte zahlen, als ihr betteln kamt, als keiner euch einen Penny geben wollte. Ich finde, ich habe meinen Anteil am Gewinn verdient.«
    »Sie werden Ihren Gewinn machen«, sagte ich.
    »Und Ninetyminutes wird die Mittel haben, um in die nächste Phase und darüber hinaus zu kommen«, ergänzte Guy.
    Tony lehnte sich in seinem Stuhl zurück und verschränkte die Arme über der Brust. »Ihr habt doch überhaupt keine Ahnung, Jungs.«
    Wenn Tony es darauf anlegte, mich auf die Palme zu bringen, so war es ihm fast gelungen. Nur mühsam beherrschte ich mich. »Und wieso?«, stieß ich hervor.
    »Weil ihr alles dem ersten Wegelagerer in den Rachen werft, der bereit ist, euch zu unterstützen. Das ist okay, wenn ich der Wegelagerer bin.«
    »Also, was schlägst du vor?«, fragte Guy.
    »Eigenmittel«, sagte Tony. »Seht zu, dass Bares in die Firma kommt, und benutzt es, um zu expandieren. Oder besser noch, um Geld zu leihen.«
    »Das dauert viel zu

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