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Fatal Error

Titel: Fatal Error Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Ridpath
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hob die Augenbrauen. »Okay, ich kann versuchen, ihn zum Bleiben zu überreden, aber es ist seine Entscheidung. Da kann ich leider nur wenig machen.«
    »Hören Sie, Tony«, sagte ich. »Wir wissen alle, warum Guy kündigen will. Sie wollen nicht, dass wir Geld für die Expansion von Ninetyminutes aufnehmen. Ich weiß, wovon ich rede. Ich war dabei.«
    Abwehrend hob Tony die Hände. »Es ist sinnlos, jetzt darüber zu diskutieren. Warten wir ab, was morgen früh geschieht. Dann können wir darüber reden.«
    »Nein«, sagte Ingrid. »Wir sprechen jetzt darüber. Hören Sie, wenn Guy geht, kündigt auch der Rest des Teams.«
    »Das ist Ihre Entscheidung«, erwiderte Tony ruhig.
    »Und wie wollen Sie die Website betreiben, wenn wir alle gehen?«
    »Ich stelle neue Leute ein.«
    »Das klappt nicht«, sagte Ingrid. »Sie brauchen
    Mitarbeiter, die über den Inhalt, das Design und die Software Bescheid wissen. Da können Sie sich nicht irgendwelche Leute von der Straße holen.«
    »Wollen Sie mich erpressen?«
    »Nein«, sagte Ingrid. »Ich versuche Ihnen nur zu erklären, was mit Ihrer Zwei-Millionen-Pfund-Investition geschieht, wenn Guy morgen kündigt.«
    »Sie versuchen doch, mich zu erpressen«, sagte Tony, und ein überhebliches Lächeln spielte um seinen Mund. Dann veränderte sich sein Ausdruck: Jede Spur von Heiterkeit verschwand aus seinem Gesicht, als er sich vorbeugte. Er sprach mit leiser Eindringlichkeit, von der eine fast hypnotische Wirkung ausging. »Lassen Sie sich eines gesagt sein: Drohungen ziehen bei mir nicht. Mir hat noch niemand ungestraft gedroht. Egal, was geschieht, Ingrid, Sie sind ab morgen ohne Job. Und Sie genauso, David. Und nun sollten Sie beide gehen.«
    Ich konnte erkennen, dass Ingrid kochte, warf ihr aber einen beschwörenden Blick zu. Wir standen beide auf und verließen das Haus.
    »Was für ein Arschloch!«, murmelte Ingrid, als wir die Mews in Richtung Knightsbridge und Taxis entlanggingen.
    »Macht nichts«, sagte ich. »Es war einen Versuch wert.«
    »Guy hatte Recht«, sagte sie. »Wir hätten sein Geld nie nehmen dürfen.«
    »Nein. Das war ein Riesenfehler.«
    Mein Fehler.
    Am Ende der Straße kamen wir wieder an dem Mann im Auto vorbei. Es sah aus, als sei er eingeschlafen. Plötzlich fuhr er hoch und ließ den Motor an. Als wir um die Ecke bogen, blickte ich zurück und sah Tony aus dem Haus
    treten.
    »Ich konnte den Kerl nie ausstehen«, sagte Ingrid. »Seit wir bei ihm in Frankreich waren, ist mir klar, dass er ein Dreckskerl ist. Ich kriege jedes Mal eine Gänsehaut, wenn ich ihn sehe. Er glaubt, er sei ein toller Hecht, dabei ist er nur ein schmutziger, alter Mann. Das war er immer. Weißt du, was ich am liebsten mit ihm täte?«
    Ich erfuhr nicht mehr, was Ingrid am liebsten mit Tony getan hätte. Stattdessen vernahm ich von der Mews her das Aufheulen eines Motors und einen Aufschrei, der jäh abbrach.
    Ich warf Ingrid einen Blick zu und lief los.
    Als ich in die Mews einbog, sah ich auf der Fahrbahn direkt vor Tonys Haus einen Körper mit verrenkten Gliedmaßen liegen. Beim Näherkommen wurde mir klar, um wen es sich handelte. Ich erkannte die Kleidung, die Gestalt und die Größe, aber das Gesicht war nicht mehr vorhanden. Der Kopf war nur noch eine blutige Masse.
    Einen Augenblick später tauchte Ingrid neben mir auf. Sie blickte hinab und stieß einen Schrei aus.
    Ninetyminutes hatte seinen Vorstandsvorsitzenden verloren.

TEIL ZWEI
Zwölf Jahre früher, Juli 1987, Dorset
    Ich startete von der Strafraumlinie, als Guy auf den langen Pfosten flankte. Gleichzeitig mit Phil, dem Torhüter, sprang ich hoch. Der Ball drehte sich zwei Zentimeter über Phils Fingerspitzen hinweg, traf meinen Kopf, segelte zwischen den Pfosten hindurch und landete in der Brombeerhecke, die den Graben hinter dem Tor säumte.
    »Klasse, David!«, rief Torsten. »Fünf zu vier. Wir haben gewonnen!«
    Ich blickte zu Guy hinüber, der zufrieden in sich hineinlächelte. Mit perfektem Timing schien er den Ball an jede beliebige Stelle des Spielfelds schießen zu können. Ich holte den Ball aus dem Brombeergebüsch, sammelte wie die anderen meine abgelegten Kleidungsstücke auf und schlenderte nach Hause. Es war ein herrlicher Abend. Während wir spielten, hatte der Himmel eine tiefblaugraue Färbung angenommen, und die kleinen Wolken waren tintenschwarz geworden. In dem Wäldchen, das unser Spielfeld säumte, veranstaltete ein Schwarm Krähen ein Heidenspektakel, während wir Mill House

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