Fauler Zauber
Präsident des Clubs der Obercoolen.
„Ich war, äh...“ Sabrina suchte nach einer Entschuldigung. „Ich wollte gerade nachschauen...“
„Mach dir nichts draus, Freak!“ Libby drehte sich zu einem Mädchen um, das hinter ihr stand. Es war auffallend hübsch, hatte lange schwarze Haare, die fast bis zur Taille reichten, dunkelbraune Augen und eine zierliche Figur. Es musste neu sein an der Schule. Sabrina war sich sicher, dass sie das Mädchen noch nie vorher gesehen hatte.
„Erste Lektion für die amerikanische Highschool, Mei“, informierte Libby das Mädchen. „Freaks wie Sabrina geht man lieber aus dem Weg.“
„Freaks?“, fragte das Mädchen mit leicht chinesischem Akzent.
„Schüler, die nicht unserem Standard von Coolness entsprechen“, erklärte Libby. Sie stolzierte an Sabrina vorbei in Richtung Treppe, den Kopf vom Schauplatz des Desasters abgewandt. „Ich weiß nicht, was sie da tut, und ich will es auch nicht wissen. Aber wir sollten verschwinden, bevor es auf uns abfärbt.“
In diesem Augenblick fiel Sabrina Tante Hildas Idee mit dem Fußpilz ein, aber sie verwarf den Gedanken wieder. Sie hatte Libby schon einmal in eine Ananas und eine Ziege verwandelt. Auf lange Sicht gesehen würde sie sich auf diese Weise jedoch nur noch mehr Ärger einhandeln. Außerdem hatte sie bereits genug Ärger am Hals.
Libby nahm den Arm des anderen Mädchens und zog es die Stufen hinauf.
Mei blinzelte zu Sabrina hinüber und lächelte verhalten.
Sabrina lächelte zurück. Vielleicht war Mei ja ganz nett, auch wenn sie mit Libby herumhing. Wahrscheinlich wusste sie einfach noch nicht, wie gemein Libby sein konnte.
Sabrina wartete, bis die Mädchen in der Schule verschwunden waren, zauberte sich eine Komplettsäuberung mit Trocknung herbei, hastete dann die Stufen hinauf und öffnete die schwere Eingangstür. Schnell lief sie den Flur entlang zu den Spinden. Libby tanzte in einiger Entfernung vor ihr selbstsicher den Flur entlang. Sie schien sich nicht im Mindesten darum zu kümmern, dass sie zu spät kam. Mei ging still neben ihr her. Gerade als die Mädchen am Büro vorbeikamen, trat Vizedirektor Kraft in den Flur.
Sabrina grinste. Jetzt bist du geliefert, Libby.
Aber die Cheerleaderin zuckte noch nicht einmal mit der Wimper. „Hallöchen, Mr. Kraft“, säuselte sie und klang so freundlich, als würden sie sich bei einem Sonntagsausflug im Park treffen.
„Guten Morgen, Libby“, erwiderte der Vize. Er zögerte einen Moment, dann meinte er: „Sind wir nicht ein kleines, klitzekleines bisschen zu spät dran heute?“
Libby warf ihm einen Blick zu, als wäre sie eine Königin aus vergangenen Zeiten, die ihren Leibeigenen zurechtwies. „Und sind wir nicht ein bisschen zu kahlköpfig heute?“
Mr. Kraft eilte in sein Büro, um die kreisrunde kahle Stelle an seinem Hinterkopf zu betrachten. Libby gab Mei ein Zeichen, und sie verschwanden Richtung Klassenzimmer.
Das darf doch nicht wahr sein!, dachte Sabrina. Aber zumindest hat sie mir einen Gefallen getan, indem sie Mr. Kraft aus dem Weg geräumt hat. Sabrina eilte zu ihrem Spind, stellte den schweren Rucksack auf den Boden und gab die Zahlenkombination ein. Als es klickte, öffnete sie die Tür und...
Wusch!
Sabrina riss die Augen auf.
Das ist doch die Höhe!
Eine Lawine Popcorn kullerte aus ihrem Spind und ergoss sich auf dem abgewetzten Linoleumboden.
Ungläubig schüttelte Sabrina den Kopf. „Wo kommt das denn her?“ Sie hatte keinen blassen Schimmer.
Eines jedoch wusste sie. Sie musste das Zeug loswerden, und zwar so schnell wie möglich.
Sie hob den Zauberfinger und öffnete den Mund, um einen schnellen Popcorn-verschwinde-Spruch loszulassen...
Knirsch!
Sabrina erstarrte, als sie hörte, dass sich jemand von hinten an sie heranschlich. Sie schielte über die Schulter.
Vizedirektor Kraft. Wer sonst!
„Sabrina Spellman“, bellte Mr. Kraft. „Du weißt genau, dass es verboten ist, während der Schulstunde zu naschen.“ Er riss ein schmales Notizbuch aus seiner Tasche und kritzelte mit einem kleinen, angeknabberten Bleistift etwas hinein.
„Aber Mr. Kraft“, begann Sabrina.
„Schweig.“ Der Vize hielt die Hand hoch. „Versuch erst gar nicht, mir etwas zu erklären, dich zu entschuldigen, zu lügen oder dich herauszuwinden. Davon habe ich schon genug gehört und ich bin inzwischen immun dagegen.“ Er schielte über den Rand seiner Brille. „Nur sauber machen, mehr will ich nicht.“ Dann klappte er sein Notizbuch zu,
Weitere Kostenlose Bücher