GOR-Zyklus 13 - Die Erforscher von Gor
HEYNE-BUCH Nr. 06/4045
im Wilhelm Heyne Verlag, München
Titel der amerikanischen Originalausgabe
EXPLORERS OF GOR
Deutsche Übersetzung von Thomas Schlück
Das Umschlagbild schuf Vicente Segrelles/Norma
Redaktion: F. Stanya
Copyright © 1979 by John Lange
Copyright © 1984 der deutschen Übersetzung by
Wilhelm Heyne Verlag GmbH & Co. KG, München
Printed in Germany 1984
Umschlaggestaltung: Atelier Ingrid Schütz, München
Satz: Schaber, Wels/Österreich
Druck und Bindung: Ebner Ulm
ISBN 3-453-30987-1
1
Sie war wunderschön.
Sie kniete an dem niedrigen kleinen Tisch, hinter dem ich saß. Wir befanden uns im großen Saal des Samos, der uns, ebenfalls im Schneidersitz hockend, Gesellschaft leistete. Es war früher Abend in Port Kar, und ich hatte mit Samos gegessen, dem Ersten Kapitän des Kapitänsrates, jener hohen Vereinigung, die in Port Kar die Macht innehatte. Brennende Fackeln erleuchteten den großen Raum, der das riesige Landkartenmosaik enthielt.
Das Abendessen war uns von der Sklavin gebracht worden, die jetzt in unserer Nähe kniete.
Ich betrachtete sie. Sie trug eine einteilige Reptuch-Tunika, an den Beinen hoch eingeschnitten, um sie besser zur Geltung zu bringen, um den Hals einen Schließkragen aus Stahl und am Bein das Brandzeichen, das übliche Kajira-Zeichen Gors, der erste Buchstabe des Wortes Kajira, etwa anderthalb Zoll hoch und einen halben Zoll breit.
»Haben die Herren noch Wünsche an Linda?« fragte das Mädchen.
»Nein«, antwortete Samos.
Mit gesenktem Kopf zog sie sich zurück. Sie nahm das kleine Tablett von dem Gestell am Tisch. Es enthielt das Gefäß mit dem dicken süßen Likör aus dem fernen Turia, dem Ar des Südens, und die beiden winzigen Gläser, aus denen wir getrunken hatten. Ebenfalls stand darauf das Metallgefäß, in dem sich der dampfende, bitter schmeckende Wein des fernen Thentis befunden hatte, einer Stadt, die berühmt war wegen ihrer Tarn-Schwärme. Außerdem befanden sich darauf die dazugehörigen Trinkgefäße wie auch die weichen, feuchten Tücher, mit denen wir uns die Hände abgewischt hatten.
Es war eine vorzügliche Mahlzeit gewesen.
Sie stand auf, das Tablett in den Händen. Der schimmernde Kragen schmiegte sich ihr an den Hals.
Ich erinnerte mich, daß sie vor etlichen Monaten noch einen einfachen Eisenkragen getragen hatte, von brutalen Hammerschlägen festgemacht.
Sie blickte Samos an. Ihre Lippen bebten.
Sie war das Mädchen, welches die Botschaft der Scytale ins Haus des Samos gebracht hatte, ein speziell markiertes Haarband, das man um einen Speerschaft wickeln mußte, um die Nachricht sichtbar werden zu lassen. Zarendargar, auch Halb-Ohr genannt, Kriegsherr der Kurii, hatte mir ausrichten lassen, daß er mich am ›Ende der Welt‹ sehen wolle. Meine Vermutung, daß er damit den Pol der nördlichen Gor-Halbkugel gemeint hatte, erwies sich als richtig. An jenem Ort war ich Halb-Ohr in einem riesigen Komplex entgegengetreten, in einem ausgedehnten Versorgungsdepot, das Waffen, Treibstoff und andere Vorräte enthielt, mit denen die geplante Invasion Gors, der Gegenerde, unterstützt werden sollte.
Das Mädchen, das uns heute abend bedient hatte, wußte damals nicht, daß es eine Botschaft beförderte.
Wie anders erschien sie mir heute! Als sie in Samos' Haus gebracht wurde, trug sie noch die barbarische Kleidung der Erde, jene männerimitierende Aufmachung, die so sehr von ihrer Weiblichkeit ablenkte. Samos hatte die Bedeutung des Halsbandes sofort erkannt und mich aufgefordert zu kommen. Ich hatte das Mädchen ebenfalls verhört, das damals nur Englisch verstand. Ich wußte noch, wie arrogant sie gewesen war, bis sie erfuhr, daß sie sich nicht mehr unter Männern befand, wie sie sie von der Erde gewohnt war. Samos hatte sie in den Keller bringen und brandmarken lassen, und dann hatten sich die Wächter mit ihr vergnügt. Ich hatte gedacht, er würde sie verkaufen, doch er hatte sie behalten. Sie war bei ihm im Haus geblieben und wußte inzwischen, was es bedeutete, den Kragen zu tragen.
»Du kannst dich zurückziehen«, sagte Samos zu dem Mädchen.
»Herr!« flehte sie mit tränenerstickter Stimme.
Vor wenigen Monaten hatte sie das Goreanische noch nicht beherrscht, jetzt sprach sie es fließend und in allen Nuancen. Mädchen stellen sich schnell auf die Sprache ein, die ihr Herr spricht.
Samos blickte zu ihr auf. »Bring die Sachen in
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