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Faulspiel (German Edition)

Faulspiel (German Edition)

Titel: Faulspiel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. Noa
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Spiel!

    Die Pressetribüne war überfüllt von Vertretern aller wichtigen und namhaften Medien. Unter ihnen saß Marcel Runge vor seinem Bildschirm. Direkt hinter ihm befand sich die VIP-Loge. Hier hatte sich fast die gesamte deutsche Sportprominenz eingefunden. Selbst der Nationaltrainer mit seinem Betreuerstab war anwesend. Auf einem Tisch hatte man das Objekt der Begierde aufgebaut, von vielen abfällig Salatschüssel genannt.
    Die Deutsche Meisterschale!
    Seit Gründung der Bundesliga waren die Namen der Meister auf ihrem Rand eingraviert, und einer der beiden Mannschaften, die sich gerade auf dem Rasen warm liefen, sollte die nächste Gravur gewidmet sein. Die deutsche Meisterschaft im Profifußball hatte für den jeweiligen Club neben der sportlichen Ehre eine ganz besondere Bedeutung. Es war wie eine Lizenz zum Geld drucken.
    Die Sponsoren standen Schlange und wollten alle Teil haben am Ruhm des Meisters. Fernseh- und Werbeverträge wurden geschlossen, Übertragungsrechte neu ausgehandelt. Am lukrativsten war die Teilhabe an den Fleischtöpfen der UEFA-Champions League. Die Attraktivität der Meister-mannschaft stieg ins Unermessliche. Internationale Stars und Spitzenfußballer konnten verpflichtet werden, unddie Merchandising-Produkte mit dem Aufdruck Deutscher Meister fanden reißenden Absatz.
    Runge hatte keinen Zweifel daran, dass er Recht behalten würde. Alle Anzeichen sprachen dafür. Nicht nur die Tatsache, dass sie ihren Top-Torjäger auf die Tribüne verbannten. Er hatte von verschiedenen Kontaktleuten Informationen erhalten, die keinen anderen Schluss zuließen. Die Quoten bei den asiatischen Buchmachern waren optimal, und die Wetteinsätze für dieses Spiel stiegen ins Unendliche.
    Bei den Wettanbietern konnte man auf alles setzen, was Spiele betraf. Es fing damit an, wer die Platzwahl gewann oder wer den ersten Einwurf oder Freistoß erhielt. Der erste Torschütze konnte mit einem Wetteinsatz belegt werden, der Halbzeitstand, in welcher Spielhälfte und in welcher Reihenfolge die Tore fallen würden, bis hin zum Ergebnis des Spiels. Die jeweiligen Quoten für die Einsätze veränderten sich ständig mit dem Spielverlauf. Die Einsätze wurden in Echtzeit und zumeist übers Internet gesetzt. Milliardenbeträge flossen in die Kassen der Wettanbieter und der Zocker. Hier war natürlich einer der Nährböden für Lug und Betrug zu finden. Es war ein riesiger Teufelskreis, ein Sumpf aus Lügen, Intrigen und Korruption.
    Bisher hatte Runge nur am Rand dieser faulen Frucht kratzen können, und das, was er fand, stank zum Himmel! Zu seinem Alltag gehörten die ständigen Bedrohungen, denen er ausgesetzt war. Doch hatte er sich einmal an einer Sache festgebissen, ließ er nicht eher locker, bis das Ergebnis seiner Nachforschungen zufriedenstellend war.
    Fußball nahm auch in seinem Leben einen immensen Stellenwert ein. Er war zwar kein aktiver Spieler gewesen, aber passiver Zuschauer und Beobachter. Er liebte dieses Spiel wie kaum etwas anderes auf dieser Welt, und es gab niemanden, der sich in diesem Metier besser auskannte als er.
    Alle hatte er sie spielen gesehen. Die großen Stars der Sechziger. Seeler, Emmerich, Libuda, Schnellinger. Die ersten fußballerischen Gehversuche von Beckenbauer, der Lichtgestalt des deutschen Fußballs. Müller, Overath, Netzer. Jede Generation hatte ihre eigenen Stars und Idole.
    Er konnte sich einfach nicht mit dem Gedanken anfreunden, dass dieses einst so ehrliche und faszinierende Spiel, das die Massen elektrisierte, zu einem Geld fressenden Ungeheuer verkommen war. Ein kommerzieller Moloch, mit dem Millionen von Menschen manipuliert wurden, die alle nur das eine wollten, spannende Spiele und jede Menge Tore!
    „Grüß Gott, Marcel, na, wie sieht dein Tipp heute aus?“
    Sein Nachbar auf der Pressetribüne war ein Bayer, wie man ihn typischer nicht finden konnte.
    Rote, fleischige Wangen, schütteres, graues Haar. Sein riesiger Bauch war in eine Krachlederne gezwängt, und darüber trug er ein kariertes Hemd, dessen Ärmel er hochgekrempelt hatte.
    Die Kopfhörer wirkten wie ein Fremdkörper auf seinem massigen Schädel und erinnerten Marcel ein wenig an einen außerirdischen Bayern-Fan.
    „Die Bayern werden es machen, das ist sicher!“, schrie er ihm zu und versuchte, das Raunen und die Schlachtgesänge auf den Tribünen zu übertönen.
    „You never walk alone!“, dröhnte es von der Südtribüne.
    Die Mannschaften liefen ins Stadion ein. Jeder Spieler hatte ein

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