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0605 - Der Horror-Engel

0605 - Der Horror-Engel

Titel: 0605 - Der Horror-Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Zamorra wischte sich den Schweiß aus dem Gesicht.
    »Winter«, murmelte er. »Die nennen dieses Klima hier Winter auf dieser Seite der Erdkugel. Und im saukalten Europa wären wir froh, wenn wir mal so einen Sommer hätten.«
    »Hatten wir doch vor ein paar Jahren mal«, erwiderte seine Gefährtin Nicole Duval matt. »Und da haben sie alle gestöhnt. Kann mir eigentlich mal jemand sagen, warum jeder Mensch auf dieser Erde ständig mit jeder Art von Wetter unzufrieden ist?«
    »Auf irgendwas muß man doch schimpfen können«, brummte Zamorra.
    Er sah zu dem riesigen roten Felsmassiv hinüber, das sich am Horizont erhob. Ein Steinriese, der einfach so aus der flachen Landschaft wuchs. Aus dem Sand, aus einer landschaftlichen Mischung aus Steppe und Wüste.
    Ayer’s Rock, der ›brennende Berg‹, geologisches Wahrzeichen Australiens und Heiligtum der Aborigines.
    Wie viele Meilen sie von diesem mächtigen, etwa 380 Meter hoch aus dem Boden aufragenden Gebilde aus Sandstein entfernt waren, konnten sie beide nicht sagen. Zehn, fünfzehn, zwanzig?
    Die hitzeflirrende Luft sorgte für Täuschungen und Verzerrungen.
    Aber es war auch nicht wichtig. Wichtig war, wie weit sie von der nächsten Ortschaft entfernt waren - oder vom nächsten Funkgerät.
    Denn nichts an ihrem Wagen funktionierte, die Batterie war leer und somit die gesamte Elektrik stillgelegt, der Tank war leer bis auf den letzten Tropfen und zusätzlich noch die Benzinleitung durchtrennt.
    Und so standen sie hier inmitten der schattenlosen Wüste, ohne eine Möglichkeit, sich anders fortzubewegen als zu Fuß, ohne Gepäck - und ohne Trinkwasser.
    Vor ein paar Minuten hatten sie sich noch in Nordamerika befunden. Im Bundesstaat South Carolina, auf dem Grundstück eines niederbrennenden Hauses, das es überhaupt nicht gab - zumindest nicht in der normalen Welt der Menschen.
    Es existierte in einer Dimension, die gewissermaßen neben der Welt angesiedelt war. Das ›steinerne Volk‹ lebte darin; eine dämonische Lebensform auf dem absoluten Tiefpunkt der Revolution, der Rückentwicklung der gesamten Art.
    Zumindest, was das Moralisch-Ethische anging, weniger ihrer magischen Kräfte wegen…
    Doch das ›steinerne Volk‹ existierte nicht mehr. Diese Gruppierung von unsagbar fremdartigen, mörderischen Wesen, die um ein Haar Zamorra und Nicole mit in den Versteinerungsprozeß einbezogen hätten. Es war ausgelöscht worden durch das FLAMMENSCHWERT, jene ultimate magische Waffe, die aus einer rätselhaften Verbindung von Nicole Duval und Zamorras Amulett gebildet werden konnte.
    Die fremden, teilweise gegensätzlichen Naturgesetze der anderen Welt hatten es ausnahmsweise ermöglicht, daß das FLAMMENSCHWERT gezielt aktiviert werden konnte, was sonst unter keinen Umständen möglich war.
    Und am Ende der magischen Schlacht hatte die Welt des ›steinernen Volkes‹ sie nicht wieder in South Carolina ausgespien, sondern hier!
    »Unsere Welt ist nirgendwo und doch überall zugleich«, hatte einer der Steinernen gesagt.
    Überall zugleich… Zamorra und Nicole hätten auch am anderen Ende des Universums, Milliarden Lichtjahre entfernt auf einem fremden Planeten, landen können. Von daher konnten sie sich noch glücklich schätzen, in diese Einöde geraten zu sein.
    Auch wenn es ringsum nur sandige Steppenlandschaft gab.
    Beinahe schon Wüste.
    Harte Gräser wuchsen büschelweise hier und da, vereinzelt dornige Sträucher, und in der Ferne sah Zamorra Wolken roten Sandstaubs, die vom Wind am Horizont entlanggetrieben wurden.
    Daß ihr ’72er Cadillac diesen Transit mitgemacht hatte, war beinahe ein Hohn - der Wagen war nicht fahrbereit, und sein einziger Nutzen bestand darin, daß er ein wenig Schatten warf.
    Kaum genug allerdings, sich in diesem Schatten wirklich vor der Hitze zu schützen, denn auch der harte, sandstaubbedeckte Boden war aufgeheizt.
    »Zur Not können wir das Kühlwasser trinken«, überlegte Zamorra.
    »Die braune Brühe?« stieß Nicole entsetzt hervor, der das längst durchgeschwitzte dünne Kleid am Körper klebte wie eine zweite Haut.
    »Wir können es doch filtern«, sagte Zamorra und zupfte an seinem T-Shirt. »Wir lassen es hier durchlaufen. Erfrischen wird es uns allerdings kaum.«
    »Ich verzichte trotzdem«, winkte Nicole ab. »Wer weiß, was da noch an Frostschutzmitteln drin ist. Ich bin nicht daran interessiert, durch irgendwelche Methanol- oder Methylverbindungen, oder wie immer sich diese Chemikalien auch schimpfen, blind zu

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